.

.

.

.

.

DAS Journal:

.

.

"Kamdzhalov - Musik ist überall"

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

Die Metamorphose als Wesenselement der Musik

Musik ist in ihrer Dreigliedrigkeit von Rhythmik, Harmonik und Melodik ein Spiegel des Menschenwesens. Sie als bloßen Ausdruck des Gefühls zu betrachten, wäre ebenso einseitig wie ihre Zuordnung zu mathematischen Konstruktionen, die sie in modernen Kompositionsweisen erfahren hat. Dabei bildet sie innerhalb der Künste aufgrund der ihr eigenen Bewegung und Vergänglichkeit — eine Melodie z. B. wird nur dadurch hörbar, erlebbar, daß jeder einzelne Ton vorübergeht und dem nächsten Platz macht — ein Zwischenreich zwischen bleibender Sinneserscheinung und nur in Tätigkeit bestehender Geistigkeit.

.

.

Diese Tatsache erfordert insbesondere in der das wache, denkerische Bewußtsein ansprechenden Melodik vom Zuhörer ein inneres Mitgehen, ein bewußtes Verfolgen der Bewegung, steht doch die ganze Melodie nie als Gesamtsinneseindruck vor dem Menschen. Sie ist letztlich nur als das geistige Band zu erfassen, das die einzelnen Töne miteinander verbindet.

Durch diese Eigenschaften ist im Reigen der Künste die Musik diejenige, die das Element der Verwandlung, der Metamorphose am deutlichsten zum Ausdruck brin­gen kann.

.

.

.

Die Musik“, fand Debussys, „ist eine geheimnisvolle Mathematik, deren Elemente am Unendlichen teilhaben. Sie lebt in der Bewegung des Wassers, im Wellenspiel, im Wechseln der Winde; nichts ist musikalischer als ein Sonnenuntergang! Als Gott den Menschen schuf, gab er ihm die Musik als Sprache des Himmels und der Herzen"

.
.

Musik ist die verborgene Mathematik der unbewusst rechnenden Seele.“ Diese Aussage von Gottfried Wilhelm Leibniz steht exemplarisch für eine ganze Reihe von Betrachtungen aus unterschiedlichen Zeiten, die eine tiefliegende Verwandtschaft zwischen Musik und Mathematik postulieren. Klangarchitektur ist mehr als ein ästhetisches Hörvergnügen.

.
.

Alles im Kosmos vibriert in seiner eigenen Frequenz. Der Mars schwingt in der 33. Oktave mit 144,72Hz, was dem Ton d entspricht. Der Jupiter schwingt in der 36. Oktave mit 183,58Hz, was dem Ton fis entspricht. Zwischen diesen beiden Planeten schwingt, auf seiner Umlaufbahn, etwa 525 Millionen Kilometer von uns entfernt, der Kleinplanet Kamdzhalov 52292.

.
.

Alles ist Zahl“ beschreibt die Weltanschauung von Pythagoras. Seiner Zeit weit voraus, beschrieb der Philosoph, um 500 vor Christus, als Erster den verblüffenden Zusammenhang zwischen Mathematik und Musik. Mit Hilfe eines so genannten Monochords, einer Art Gitarre mit nur einer einzigen Saite, untersuchte der Denker die Geheimnisse der Tonkunst. Er erkannte, dass sich die grundlegenden Musikintervalle durch einfache Zahlenverhältnisse beschreiben lassen. Mit einem verschiebbaren Steg teilte Pythagoras die Saite des Monochords beispielsweise im Verhältnis eins zu zwei. Die beiden Saitenabschnitte erklangen fortan im Abstand von genau einer Oktave, dem Grundintervall jedweder Musik.

.
.

Erst im 17. Jahrhundert jedoch, längst waren Notensystem, Mehrstimmigkeit und Harmonik erfunden, gelang es dem französischen Mönch und Mathematiker Marin Mersenne, den Zahlenspielen des Griechen eine physikalische Erklärung zu geben. Mersenne brachte bis zu 40 Meter lange Saiten zum Klingen und zählte ihre Schwingungen. Das Ergebnis: Tatsächlich schwingt eine Oktave stets exakt doppelt so schnell wie der jeweilige Grundton. Die Oktave ist in fast allen Musikkulturen der Welt ein Grundintervall, das in der Regel das Grundgerüst für Tonleitern bildet. Ganz in seinem Sinne, beschreibt Hans Zimmermann, Musik ist empfundene, verzeitlichte, hörbare Mathematik und belegt es akribisch, sozusagen bis auf das Komma genau. Für Johann Sebastian Bach war Musik stets, unter anderem auch, ein Spiel mit Zahlen und Regeln, Serien und Intervallen, Korrelationen und Ordnungen.

.
.
.
.

So ist es nicht verwunderlich, dass die Zahl der Unendlichkeit, die Acht, nicht nur bei Yordan Kamdzhalov und den Übersetzungen der Partituren, in das globalisierende System der Zahlenstruktur, eine entsprechend tragende Funktion einnimmt, sondern bereits bei den Komponisten, eine sich wiederholende, "Fundamentstruktur" bildete und eine universielle Schwingungsfrequenz darstellt. Globalisierende Zahlenstruktursysteme sind aus unserem Leben kaum wegzudenken. Sie erleichtern, weltweit unabhängig von der Sprache, die allgemeine Verständigung und den fachlichen Austausch, z.B. in der Medizin, in den Naturwissenschaften und der Literatur.

.
.

"Es gibt sieben Niveaus der Analyse durch die jede Partitur geht. Die Hauptanalyse bezeichne ich als die Analyse des "System des Körpers" der Komposition. Das ist sozusagen eine Übersetzung durch Ziffern in das System. Das hilft für eine stabile Aneignung des Werkes, Das ist einfach meine Methode.. Ich bin bereit es mit jedem zu teilen, es ist kein Geheimnis." Yordan Kamdzhalov

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Yordan Kamdzhalov ist ein Meister der Klangarchitektur, Bildhauer und Regisseur des musikalischen Prozesses. Musik ist für ihn in eine gesamtkünstlerische Vision eingebunden. Die Partitur betrachtet er dabei als Hilfsmittel, die er so inwendig kennen muss, dass er nicht an sie gefesselt ist. Die Umwandlung des Notentextes in Zahlenstrukturen und die unglaublich phänomenale Gedächtnisleistung, sowie die Fähigkeit zur hochgradigen Konzentration, erlauben das Unfassbare. Yordan Kamdzhalov lernt diszipliniert die, so übersetzten, Partituren akribisch auswendig und dirigiert im Konzertsaal ohne Partitur!

.
.

Für ihn bedeutet dirigieren Kommunikation mit den Augen und je tiefer und intensiver diese Kommunikation ist, desto erstaunlicher sind die Resultate. Dabei stehen für ihn, absolute Kenntnis der Partitur und die akribische Vorbereitung jedes Musikers, zunächst unabdingbar, im Vordergrund. "Ohne Vorbereitung hätte die Musik ihre Bedeutung verloren, sie hat keine Kraft. Vorbereitung ist sehr wichtig, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Es ist notwendig, Verantwortung zu spüren, Leidenschaft für Musik und für Menschen. Zu glauben, dass Musik die Welt in etwas Besseres verwandeln kann. Das Musik die Dimension ist, in der sich das menschliche Gefühl manifestiert und die Möglichkeit zur Entwicklung eröffnet." Yordan Kamdzhalov

.
.

.
.

.

.

.

Das geistige Universum der Musik
Um die geheime Sprache des universellen Zusammenspiels zu erlernen braucht es nicht nur würdige, geistige Voraussetzungen, sondern auch die üblich vorgezeichneten und oft langen Wege der Erkenntnis. Diese geheime hochentwickelte Sprache, ist die Grammatik an der mehrere Wissenschaften und Künste, insbesondere die Mathematik und die Musik teilhaben und welche die Inhalte und die Ergebnisse nahezu aller Wissenschaften auszudrücken und in Beziehung zu setzen imstande ist. Dieses Zusammenspiel ist also ein Spiel mit sämtlichen Inhalten und Werten unserer Kultur, es spielt mit ihnen, wie etwa in den Blütezeiten der Künste ein Maler mit den Farben seiner Palette gespielt haben mag.

.

.


.

.

Was die Menschheit an Erkenntnissen, hohen Gedanken und Kunstwerken in ihren schöpferischen Zeitaltern hervorgebracht, was die nachfolgenden Perioden gelehrter Betrachtung auf Begriffe gebracht und zum intellektuellen Besitz gemacht haben, dieses ganze ungeheure Material von geistigen Werten wird vom universellen Zusammenspiel so gespielt wie eine Orgel vom Organisten. Diese Orgel ist von kaum auszudenkender Vollkommenheit, ihre Manuale und Pedale tasten den ganzen geistigen Kosmos ab, ihre Register sind beinahe unzählig. Theoretisch ließe sich, mit diesem Instrument, der ganze geistige Weltinhalt im Spiele reproduzieren.

.

.

Um weiter in diesem Bild zu bleiben, die Manuale, Pedale und Register stehen fest an ihrer Zahl und ihrer Ordnung. Innerhalb dieses feststehendes Gefüges, dieser komplizierten Mechanik dieser Riesenorgel eröffnet sich jedem Spieler eine ganze Welt von Möglichkeiten, Kombinationen und dass unter tausend streng durchgeführten Spielen auch nur zwei einander mehr als an der Oberfläche ähnlich sind, liegt beinahe außerhalb des Möglichen....

.

.

.

.

Ja und selbst wenn es geschähe, dass einmal zwei Spieler durch Zufall genau dieselbe kleine Auswahl von Themen zum Inhalt ihres Spieles machen sollten, könnten diese beiden Spiele je nach Denkart, Charakter, Stimmung und Virtuosität der Spieler vollkommen verschieden aussehen und verlaufen. Somit hat die Vorgeschichte des universellen Zusammenspiels, wie eigentlich jede große Idee, keinen Anfang, sondern ist der Idee nach, immer dagewesen. Ohne Zweifel, diese geheime universelle Sprache, fängt das ganze geistige Universum ein, um die lebendige Schönheit des Geistigen und die Kunst der magischen Formulierkraft der exakten Disziplinen, zur gegenseitigen Befreundung und Befruchtung, zu vereinigen.

.

.

So liegt es nahe zu vermuten, dass auch jene gelehrten Musiker des sechzehnten, siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts dieses universelle Zusammenspiel, die geheime Sprache beherrschte welche ihren musikalischen Kompositionen mathematische Spekulationen zugrunde legten. In den unterschiedlichsten alten Literaturen stößt man auf Legenden über weise und magische Spiele, die von Gelehrten, Mönchen oder geistfreundlichen Fürstenhöfen ersonnen und gespielt worden seien, zum Beispiel in Form von Schachspielen, deren Figuren und Felder außer der gewöhnlichen noch ihre Geheimbedeutungen hatten.

.

.

Und allgemein bekannt sind ja jene Berichte, Märchen, Sagen aus der Jugendzeit aller Kulturen, welche der Musik, weit über alles nur Künstlerische hinaus, eine seelen- und völkerbeherrschende Gewalt zuschreiben, sie zu einem geheimen Regenten oder Gesetzbuch der Menschen und ihrer Staaten machen. Vom ältesten China bis zu den Sagen der Griechen spielt der Gedanke von einem idealen, himmlischen Leben der Menschen unter der Vorherrschaft der Musik ihre Rolle. Mit diesem Kultus der Musik ist das geheime universelle Zusammenspiel äußerst intensiv vereint.

.

.

.

.

Die Entwicklung des geistigen Lebens in Europa scheint an zwei große Tendenzen gebunden, nämlich die Befreiung des Denkens und Glaubens von jeglicher autoritativen Beeinflussung und das leidenschaftliche Suchen nach einer Legitimierung  dieser seiner geistigen Freiheit. Verallgemeinernd kann man aber wohl sagen, im großen ganzen hat der Geist diesen oft wunderlich widerspruchsvollen Kampf um zwei einander im Prinzip widersprechende Ziele gewonnen. Ob der Gewinn die zahlosen Opfer aufwiege, ob unsere heutige Ordnung des geistigen Lebens vollkommen genug sei und lange genug dauern werde, um all diese Leiden, Kämpfe und Abnormitäten von den Ketzerprozessen und Scheiterhaufen bis zu den Schicksalen der vielen in den Wahnsinn oder Selbstmord geendeten "Genies" als sinnvolles Opfer erscheinen zu lassen, ist uns nicht erlaubt zu fragen ............

.

.

Dennoch gilt der Kampf, im weiteren bis heute, der grauenhaften Entwertung des Wortes und ihres Sinnes beraubten Bildungswerten. Unsicherheit und Unechtheit des geistigen Lebens, welches sonst in mancher Hinsicht Tatkraft und Größe zeigte, erklären wir uns heute, als ein Symptom des Entsetzens, das den Geist befiel, als er Ende einer Epoche scheinbaren Sieges und Gedeihens sich plötzlich dem Nichts gegenüber fand; - einer materiellen großen Not, einer Periode politischer und kriegerischer Gewitter und einem über Nacht emporgeschossenen Misstrauen gegen sich selbst, seine eigene Kraft und Würde, ja sogar gegen seine eigene Existenz .........

.

.

Indessen hatte diese Kultur während der Jahrzehnte des Überganges nicht im Schlaf gelegen, sondern gerade während ihres Verfalls und ihrer scheinbaren Selbstaufgabe durch die Künstler, Professoren und Feuilletonisten gelangte sie im Gewissen einzelner zu schärfster Wachheit und Selbstüberprüfung. Schon mitten in der Blütezeit des Feuilletons gab es überall einzelne und kleine Gruppen, welche entschlossen waren, dem Geist treu zu bleiben und mit allen Kräften einen Kern von guter Tradition, von Disziplin, Methode und intellektuellem Gewissen über diese Zeit hinwegzuretten.

.

.


.

.

Die Ursprünge der Musik liegen weit zurück. Sie entsteht aus dem Maß und wurzelt in dem großen Einem. Das große Eine erzeugt die zwei Pole; die zwei Pole erzeugen die Kraft des Dunkeln und des Lichten. Wenn die Welt in Frieden ist, wenn alle Dinge in Ruhe sind, alle ihre Wandlungen ihren Oberen folgen, dann läßt sich Musik vollenden. Wenn Begierden und Leidenschaften nicht auf falschen Bahnen gehen, dann läßt sich die Musik vervollkommnen. Die vervollkommene Musik hat ihre Ursache. Sie entsteht im Gleichgewicht. Das Gleichgewicht entsteht aus dem Rechten, das Rechte entsteht aus dem Sinn der Welt. Die Musik beruht auf Harmonie zwischen Himmel und Erde, auf Übereinstimmung des Trüben und des Lichten.

.

.

"Darum ist die Musik eines wohlgeordneten Zeitalters ruhig und heiter, und die Regierung gleichmäßig. Die Musik eines unruhigen Zeitalters ist aufgeregt und grimmig und seine Regierung ist verkehrt... Die Musik eines verfallenden Staates ist sentimental und traurig und seine Regierung ist gefährdet." lautet ein chinesisches Zitat.

.

.

Die Sätze weisen ziemlich deutlich auf die Ursprünge und auf den eigentlichen, beinahe vergessenen Sinn aller Musik hin. Gleich dem Tanz und gleich jeder Kunstübung nämlich ist die Musik in vorgeschichtlichen Zeiten ein Zaubermittel gewesen, eines der alten und legitimen Mittel der Magie. Beginnend mit dem Rhythmus (Händeklatschen, Aufstampfen, Hölzerschlagen, früheste Trommelkunst) war sie ein kräftiges und erprobtes Mittel, eine Mehrzahl und Vielzahl von Menschen gleich zu "stimmen", ihrem Atem, Herzschlag und Gemütszustand in gleichen Takt zu bringen, die Menschheit zur Aufrufung und Beschwörung der ewigen Mächte, zum Tanz, zum Wettkampf, zum Kriegszug, zur heiligen Handlung zu ermutigen.

Nun aber mehr zu der Bedeutung des universellen Zusammenspiels, jener geheimen Sprache unfassbarer Fülle nicht endenden Kombinationsmöglichkeiten. Das universelle Zusammenspiel ist eine mathematische weltumfassend strukturierte Zeichen- und Formelsprache, der Ethik, Philosophie, Grammatik, Rhetorik, Dialektik, der Naturwissenschaft, Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik, die den gesamten geistigen Weltinhalt zueinander und miteinander in Beziehung zu setzen vermag. Es ist der Weg vom Werden zum Sein, vom Möglichen zum Wirklichen.

Diese mathematisch- atronomische Formelsprache fordert große Aufmerksamkeit, Wachheit und Konzentration. Beinahe alle Wissenschaften haben dieses universelle Zusammenspiel übernommen und auf ihrem Gebiet angewandt. So kam es das man nach analytischer Betrachtung der Musikwerte, musikalische Abläufe in die physikalisch- mathematische Formeln einfing. Ebenso geschah es, dass sprachliche Gebilde nach dieser Methode erarbeitet wurden. Dann maß man weiterhin auf diese Weise die Physik der Naturvorgänge, untersuchte die bildenen Künste und die Architektur, zur längst vorhandenen Beziehung zur Mathematik. Man entdeckte auf diesem Weg immer mehr abstrakte Formeln, immer mehr Beziehungen, Analogien und Entsprechungen.

Jede Wissenschaft, die dieser geheimen Sprache des Zusammenspiels mächtig war, schuf sich zu diesem Zweck eine Sprache von Formeln, Abbreviationen und Kombinationsmöglichkeiten. Diese Formelsprache anzuwenden war konzentriertes Selbstgefühl einer Geistesdisziplin und besonders Mathematiker betrieben dieses Zusammenspiel mit einer zugleich asketischen, sportlichen Virtuosität, sowie formaler Strenge und fanden darin allerhöchsten Genuss. Nach und nach wurde die Kontemplation zu einem sehr wichtigen Bestandteil der das Zusammenspiel davor bewahrte zu bloßen Formeln und Zeichen zu entarten. Denn nun wurde über seinen Gehalt, seine Herkunft, seinen Sinn eine stille Betrachtung abgehalten. Auf diese Weise wurden die Inhalte der geheimen Sprache intensiv und organisch gegenwärtig und strebten dem Vollkommenen entgegen, dem reinen Sein, der erfüllten Wirklichkeit, die aus allen Wissenschaften und Künsten gespeist war.

Wir halten die klassische Musik für den Extrakt und Inbegriff unserer Kultur, weil sie ihre deutlichste, bezeichnendste Gebärde und Äußerung ist. Wir besitzen in dieser Musik das Erbe der Antike und des Christentums, einen Geist heiterer und tapferer Frömmigkeit, eine unübertreffliche ritterliche Moral. Denn eine Moral letzten Endes bedeutet jede klassische Kulturgebärde, ein zur Gebärde zusammengezogenes Vorbild des menschlichen Verhaltens.

Es ist in den vergangenen Jahrhunderten mancherlei Musik gemacht worden, Stile und Ausdrucksmittel waren höchst verschieden, aber der Geist, vielmehr die Moral ist überall dieselbe. Immer ist die menschliche Haltung, deren Ausdruck die klassische Musik ist, dieselbe, immer beruht sie auf derselben Art von Lebenserkenntnis und strebt nach derselben Art von Überlegenheit über den Zufall. Die Gebärde der klassischen Musik bedeutet: Wissen um die Tragik des Menschentums, Bejahen des Menschengeschicks, Tapferkeit, Heiterkeit! Ob das nun die Grazie eines Menuetts von Händel oder von Couperin ist, oder die zu zärtlicher Gebärde sublimierte Sinnlichkeit wie bei den Italienern oder bei Mozart, oder die stille, gefaßte Sterbensbereitschaft wie bei Bach, es ist immer ein Trotzdem, ein Todesmut, ein Rittertum, und ein Klang von übermenschlichem Lachen darin, von sterblicher Heiterkeit, überwältigender Magie, Leben, Hoffnung und Stärke. 

Die in der klassischen Musik enthaltenen umfangreich zeichenhaften Bekenntnisse, sowie wiederkehrende Zahlensymbolik, insbesondere bei Bach, Mozart, Schostakowitsch oder Beethoven, lassen weithin auf Kenntnis des universellen Zusammenspiels, der geheimen Sprache des geistigen Weltinhalts, schließen, zumal zahlreiche Hinweise in Briefkorrespondenzen und Skizzen Zeugnis abgeben von der Tragweite zahlensymbolischer Spekulation sowohl in alltäglichen Belangen, sowie schicksalhaften "künstlerischen Entscheidungen". Krieg, Revolution, Extreme, Krankheit und unerfüllte Liebe. Gerade in schlechten Phasen haben Komponisten besonders ergreifende Werke geschrieben. Sie sind Kaleidoskop der Epoche, Tanz auf dem Vulkan, verewigtes Prisma der Zeitgeschichte und imposantes geistiges Erbe.

Die Bedeutung der Mathematik in der Welt der Töne, ist ein Thema mit vielen Facetten. Sie beinhaltet bekannte mathematische Strukturen, die Tetraktys die den griechischen Tonsystemen zugrundeliegt und die als Quelle und Wurzel ewiger Natur gesehen wird, deren Oktavaufteilung Ausdruck der Lehre arithmetischen und harmonischen Mittel war, ebenso wie die "Planetenmusik" von Johannes Kepler, der in seiner berühmten "Weltharmonik", aus bekannten Umlaufzeiten der Planeten und den vorliegenden Geschwindigkeiten die relativen Abstände errechnete und ordnete zugehörige Töne zur relativen Umlaufgeschwindigkeit. Jeder Planet bekam nicht nur eigene Töne und sondern, aus minimaler und maximaler Geschwindigkeit errechnete, Intervalle.

Bestimmte Tonintervalle, deren Proportionen und Frequenzverhätnisse, (z. B. Quinte und Oktave), werden vom menschlichen Gehör als besonders harmonisch empfunden, so strebte man bei der Festlegung der Tonleiter an, zu jedem Ton auch die Quinte in ihr zu haben, was durch Anwendung von Logarithmen, Kettenbruchentwicklung und Expoentialfunktion, als Näherungslösung für das mathematische Problem gewonnen wird. Die Harmonielehre, Arnold Schönbergs, stellt musikalische Stimmungen, die mathematisch betrachtet, die Höhe der Frequenzen der Töne und deren Schallwellen, im harmonischen Akkord  und die darin zusammen klingenden Töne, dar. Die Mathematik wird, hier in der natürlichen oder wohltemperierten Stimmung deutlich hörbar und bedeutend gewichtig.

Dennoch bleibt festzuhalten, Formeln und mathematische Strukturen allein stellen trotz wissenschaftlich bewiesener Symbolik, verborgener Botschaften und geheimer Codes, eine insgesamt weithin seelenlose Notation ohne Klang dar, die erst durch die intensive Kontemplation, der Frage nach Inhalt, Herkunft und Sinn, der Vollkommenheit, Einheit und Ganzheit des reinen Seins, dem Göttlichem entgegegenstrebt und scheint zu Musik des Herzens und der Seele nur geboren, um sich von dem Irdischen zu entbinden und die nächsten Räume des Daseins in Ewigkeit zu durchdringen.

.

.

"Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie"

Ludwig van Beethoven

 

.

.

 

.

.

 

.

.

 

.

.

 

 

.

.

 

.

.

 

.

.

 

.

.


.

.

.

.

 

.

.

 

.

.

 

.

.


.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

..

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

..

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

..

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

..

.

.

.

.

.