Titanen.

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Dirigent und Komponist

Inspiration und Interpretation

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DAS Journal:

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"Kamdzhalov- Musik ist überall"

 

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Archiv

 

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Das ausufernde Universum, der berühmtesten Komponisten, mit seinen facettenreichen Gefühls- und Gedankenströmen, Höhenflügen, Verzagtheiten, Kampfesgesten, Friedensbotschaften, geheimnisvollem Geflecht aus Beziehungen zu Zeitgenossen und wechselseitigen Inspirationen, ist mit Ideen und Motiven, in außerordentlicher Klangfülle, in ihre einzigartigen Werke eingeflossen. Hierzu gibt es unübersehbar, hinreichend viele und „erschöpfende“ Darstellungen von Musikwissenschaftlern und Kulturhistorikern, mit oft detailverliebten Lebensbeschreibungen, umfangreichen Sammlungen von Werkanalysen und ebensolchen Wirkungsgeschichten.

Den tiefen des Menschenschmerzes und der Menschenfreude, vor dem Horizont des lebensgeschichtlichen Dramas, in dem Gottesglaube und Überzeugungen, die Liebe zur Natur, Lebenskrisen, Lebens- und Liebesfantasien, Kunst, Kultur, Gönner und Heroen eine Rolle spielten, auf die Spur zu kommen, Licht auf die Möglichkeit, des Interpretationsspektrums zu werfen und durch gestalterische Fähigkeiten einen Ausdruck zu vermitteln der Gefühle erzeugt, gehört zu den absolut elementaren Herausforderungen des Dirigenten und der Musiker. Kunst ist der höchste Ausdruck der Freiheit und diese Freiheit braucht es, um das hervortretende Besondere zu schaffen.

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Der Dirigent

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Yordan Kamdzhalov

 

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Йордан Камджалов

 

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und

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Anton Bruckner

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Die Naturverbundenen

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In Sofia lassen, Yordan Kamdzhalov und das Ruse Philharmonik Orchestra, in einem Zeit und Raum auflösenden Erleben, eines unvergleichlichen Spektrums der Klangfarben, regelrecht, in den Kosmos entschweben“. Das ist mehr, als ein Konzert erleben, in diesem Konzert, wird man Teil der Musik. Dieser Dirigent läßt das Orchester, die wunderschönen Melodien, erhaben und stolz, in sich ruhend, trotzdem sehr emotional dicht, entfalten. Dem kunstvollen An- und Abfluten, spürbar großer Steigerungswellen, folgen rhythmisch, melodische Gleichform und gliedernde Pausen. Die Musiker und ihr Dirigent erzeugen eine unfassbare Harmonie, gleich einem mütterlicher Schoß, dem alles motivische Leben, - Glauben, Vertrauen, Zukunft, Erlösung, Ewigkeit, - entwächst. Zarte Melodien wie aus einem Lied, erfahren meisterhaft ausgedehnte Steigerungen, strahlend, beinahe übermütig und enden sehr kraftvoll, kämpferisch. Explosion und Licht zugleich. Hier wird nicht nur gespielt, hier findet die magische Umarmung, eines gemeinsam atmenden „Klang-Körpers“ statt. Zu Recht wird Yordan Kamdzhalov, als herausragender Bruckner- Dirigent, gefeiert. Das Publikum dankt, euphorisch begeistert, mit überschwänglichen und anhaltenden Applaus.

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Natur und Geist sind in Bruckners Musik unlöslich und unverwechselbar einander verbunden. Diese Naturkraft der Musik von Anton Bruckner hat etwas elementar Überwältigendes, sie lebt ganz im Klang, dem sie sich völlig hingibt. Er hat sich sehr tiefe Gedanken gemacht und war musikalisch hochgebildet. "Bruckner, das ist der Klang von Sensation und Offenbarung, eine absolute Manifestation der Kraft des Geistes, ein Innovator und gleichzeitig ein Traditionalist. Bruckner ist neben Bach und Beethoven der bedeutendste Klangarchitekt der Musikgeschichte."

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Der Gehalt der Tonsprache korrespondiert wahrscheinlich in einem Weltverhältnis, das als zugewandt, positiv und leidenschaftlich zu verstehen ist und zwar aufgrund eines tief religiösen Glaubens an die Wirklichkeit Gottes und die Wahrheiten der kirchlichen Dogmen. Sein Denken ist entsprechend erfüllt von elementaren Gegensätzen, wie dies der Musikwissenschaftler Friedrich Blume einmal so formulierte: „Gott und Teufel, Leben und Tod, Gut und Böse, Seligkeit und Verdammnis, Licht und Finsternis, Niederlage und Sieg sind die Welt, in der er lebt.“ Bruckner gilt als hymnischer Mystiker und rätselhafte Monumentalist. Bruckner entwickelte ein starkes inneres Verlangen nach Struktur und Ordnung, sowohl im Leben als auch in seiner Musik. Viele private und berufliche Niederlagen führten ihn 1867 nach eigener Aussage an den Rand des Wahnsinns. Er stürzte in eine Nervenkrise, von der er sich in einer Heilanstalt erholen musste.

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"Es treiben mich Lebensgewalten, Gefühle, die ich nicht zügeln kann. Und Gedanken, die sich zur Form gestalten, greifen mich wie Wölfe an. Ihr kennt ja all' die Liebe nicht, die in mir glüht und stürmt, wie unerfüllte Weltenpflicht. Das Feuer hat sich  aufgetürmt in meiner Seele Einsamkeit und brennt wie Steppenbrand. Die Sterne fliehen schreckensbleich vom Himmel meiner Einsamkeit und das schwarze Auge der Mitternacht starrt näher und näher. Meine Sehnsucht schreit zu diesen Sternen auf und starrt im Morgenschein und ich weine zu den Höllen. Ich finde mich nicht wieder in dieser Todverlassenheit, mir ist von mir weltenweit.

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Mit seinem Streben nach gesellschaftlichem Aufstieg und Anerkennung stand er sich oft selbst im Weg. Darüber hinaus litt an einer Zählneurose, war empfänglich für Zahlenmystik. Teilweise nummerierte er jeden einzelnen Takt seiner Partituren akribisch, und wer in seinen Werken Takte zählt, wird auf so manche mathematisch exakte Einheit stoßen.

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Darum klingt Bruckners Musik für uns ordentlich: Wir hören bestimmte Klanggruppen und Klangfarben blockweise. Themen, Motive, einzelne Töne sind durch Generalpausen oder markierte Spielweisen voneinander getrennt und zu einem beeindruckenden Gerüst zusammengebaut. Ob das Pedanterie ist? Zweifelsohne entstand aus diesen Zwängen eine Musik, der sich viele kaum entziehen können. Sie klingt feingliedrig und klar, dann wieder als großer, weiter Klangraum; manchmal profan und bodenständig, gleichzeitig majestätisch und nicht von dieser Welt. Viele empfinden ihn als formlos und monströs, mit seinen Manien und Gigantomanien. Denoch sind seine Symphonien ein Spiegel der Zeit, einer Zeit der Veränderung, in der sich das Alte auflöst und das Neue nur vage zu erkennen ist. In den Jahren 1881 bis 1883 komponierte er seine bahnbrechende siebte Symphonie.


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"Was Bruckner und mich, mit meinem inneren Zuhause verbindet?"-

"Ultra leistungsfähig und ultra verletzlich.
Ultrahell und ultradunkel.
Sehr vertraut und sehr unbekannt." -

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Was ist Leben? Raserei! Was ist Leben? Hohler Schaum, ein Gedicht, ein Schatten kaum! Wenig kann das Glück uns geben; Denn ein Traum ist alles Leben. Und die Träume selbst ein Traum. Ist des Genusses Wonne nichts als eine schöne Flamme, die in Asche beim leisen Hauch der Morgenluft verlodert: - So lasst das Ew'ge dann uns suchen, wo der Ruhm nicht wandelbar, das Glück kein Schlummer, und keine Traumgestalt die Hoheit ist.“-

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Als Bruckner an der Symphonie arbeitet, erreicht ihn die Nachricht vom Tod Richard Wagners, seines großen Vorbilds. Das Verhältnis zwischen Anton Bruckner und Richard Wagner ist immer wieder beleuchtet worden, gilt aber nach wie vor als eines der ambivalentesten in der Musikgeschichte.

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Es schneien weiße Rosen auf die Erde, warmer Schnee schmückt milde unsere Welt; Die weiß es, ob ich wieder lieben werde, wenn Frühling sonnenseiden niederfällt. Zwischen Winternächten liegen meine Träume, aufbewahrt im Mond, der mich betreut - und mir gut ist, wenn ich hier versäume dieses Leben, das mich nur verstreut. Ich suchte Gott auf unbeschienenen Wegen und kräuselte die Lippe nie zum Spott. In meinem Herzen fällt ein Tränenregen. Wie soll ich dich erkennen lieber Gott . . . . Da ich dein Kind bin, schäme ich mich nicht DIR ganz mein Herz vertrauend zu entfalten. Schenk mir ein Lichtchen von dem ewigen Licht! - - Zwei Hände, die mich lieben, sollen es mir halten. So dunkel ist es fern von deinem Reich O Gott, wie kann ich weiter hier bestehen. Ich weiß, du formtest Menschen, hart und weich und weintest gotteigen, wolltest du wie Menschen sehen. Mein Angesicht barg ich so oft in deinem Schoß ganz unverhüllt: du möchtest es erkennen. Ich und die Erde wurden wie zwei Spielgefährten groß und dürfen »DU« dich beide, Gott der Welten, nennen. So trübe aber scheint mir gerade heut die Zeit von meines Herzens Warte aus gesehen; es trägt die Spuren einer Meereseinsamkeit und aller Stürme sterbendes Verwehn. Es ist ein Weinen in der Welt, als ob der liebe Gott gestorben wär, und der bleierne Schatten, der niederfällt, lastet grabesschwer. Komm, wir wollen uns näher verbergen ... Das Leben liegt in aller Herzen wie in Särgen. Du, wir wollen uns tief küssen - es pocht eine Sehnsucht an die Welt, an der wir sterben müssen.

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Bruckner hatte, schon Domorganist in Linz und Chormeister der Liedertafel „Frohsinn“, in den 1860er Jahren noch einmal Unterricht genommen beim Linzer Theaterkapellmeister Otto Kitzler, der ihn mit Beethoven und der Musik der „Neudeutschen“ bekannt machte.

 

Vor allem die Werke Wagners, für dessen „Tannhäuser“ und „Fliegenden Holländer“ er sich sofort begeisterte, müssen wie ein Erweckungserlebnis auf den bereits 40-Jährigen gewirkt haben. Fortan erklärte er Wagner zu seinem „erhabenen Vorbild“ – auch wenn er nie vorhatte, Musik für das Theater zu schreiben. Bruckner widmete sich vielmehr einer in den Augen der „Fortschrittlichen“ überholten Gattung: der Symphonie. Kein Wunder also, dass es zwischen ihm und dem „Meister aller Meister“ trotz mehrfacher persönlicher Begegnungen nie zu einem konstruktiven, geschweige denn gleichberechtigen Gedankenaustausch gekommen ist. Zur ersten dieser Begegnungen kam es 1865 im Umfeld einer „Tristan“-Aufführung in München, und immerhin übertrug Wagner Bruckner und seiner Liedertafel bei dieser Gelegenheit die konzertante Uraufführung der Schlussszene aus den „Meistersingern“, die 1868 in Linz stattfand.

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Mit den Kompositionen Bruckners konnte (oder wollte) Wagner indessen nicht viel anfangen, was sicher auch mit der übertrieben devoten Haltung des elf Jahre Jüngeren ihm gegenüber zu tun hatte: Bei späteren Begegnungen sank der fromme Katholik Bruckner, inzwischen Professor am Wiener Konservatorium, in der Regel auf die Knie, küsste Wagners Hände und rief: „O Meister, ich bete Sie an! Im September 1873 besichtigten die beiden die Baustelle des Bayreuther Festspielhauses, anschließend widmete Bruckner Wagner seine in der Erstfassung mit Wagner-Anklängen durchzogene Dritte Symphonie – Wagner nahm diese Ehrung allerdings mit auffallendem Desinteresse zur Kenntnis. Für Bruckner hatte die Widmung fatale Folgen: Der Wiener Kritikerpapst Eduard Hanslick, der ihm in Linz noch wohlwollend gegenübergestanden hatte, wandte sich von ihm ab, es kam zum Bruch, zur offenen Feindschaft.

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Bruckner geriet in Wien in den erbitterten Streit zwischen „Wagnerianern“ und „Brahmsianern“, obwohl er keiner der beiden Parteien wirklich angehörte. Im Wiener Musikleben konnte er Jahre lang nur mühsam Fuß fassen, wurde belächelt und gedemütigt, und es ist bezeichnend, dass ihm der Durchbruch erst in den 1880er Jahren gelang – nach Wagners Tod und außerhalb Wiens: mit den ersten Aufführungen der Siebten Symphonie in Leipzig und München. Bruckner profitierte auch von der Unterstützung durch die „Wagnerianer“ – dennoch wurde der Blick auf sein Schaffen dadurch verstellt: Er war als Symphoniker ein Einzelgänger und nicht zum Epigonen Wagners geboren, wie dieser und seine Anhänger es vielleicht gern gesehen hätten. Viel zu groß sind die ästhetischen Unterschiede im Schaffen der beiden Meister. Zwar bezog Bruckner aus der Harmonik Wagners, teilweise auch aus der Melodik, wichtige Impulse für sein eigenes Komponieren. Letztendlich war seine Ästhetik einer monumentalen Symphonie mit ihrer vom Orgelklang inspirierten, registerhaften Dynamik aber grundverschieden von dem in Wagners Werken angestrebten Mischklang des Orchesters und der Idee des Musikdramas als einer „Symphonie mit Gesang“.

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Bruckner scheint spätestens am Ende seines Lebens einen Gegensatz zum Ordnungszwang gesucht und gerade in seiner 9. Symphonie auch gefunden zu haben. 1887 begann er mit ersten Entwürfen zum Kopfsatz, am unvollendeten vierten Satz, der nur als Fragment vorliegt, arbeitete er noch in seinem Sterbejahr 1896. Diese letzten Jahre sind zwar von seinem schlechten Gesundheitszustand geprägt, allerdings ist seine Musik erfolgreich, wird aufgeführt, und auch gesellschaftlich hat er den Aufstieg geschafft. Geist und Körper verfallen aber zunehmend, und das Adagio, der dritte Satz, wird der letzte Satz seiner 9. Symphonie bleiben. Gerade hier ist von der alten Ordnung nicht mehr viel übrig. Bruckner wagt viel, überrascht mit neuen harmonischen Spannungen, Chromatik, Dissonanzen und bringt dadurch eigentlich Unordnung in seine Musik. Aber ebnet er damit nicht den Weg für die Musik des 20. Jahrhunderts? Ist er am Schluss derjenige, der aus der alten Ordnung ausbrach und damit Neuem Platz machte? In jedem Fall ist die neunte Symphonie sein großartiger Abschied, seine Erlösung von allem Irdischen. Man muss so leise sein mit deinem Himmelblau. Ich färbte dir den Himmel brombeer mit meinem Herzblut. Seine Musik bleibt und macht ihn damit unsterblich.

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Als Bruckner 1896 in Wien starb, hatte er ein beachtliches Werk hinterlassen: neun numerierte "offizielle" Symphonien, manche in bis zu drei unterschiedlichen Fassungen, und zwei Studien-Symphonien; Kammer-, Klavier- und Orgelkompositionen; mehrere Messen, insgesamt einiges an geistlicher Musik; weltliche Vokalmusik und Chöre. Nimmt man allein die gewaltigen Symphonien und drei großen Messen, wird die Diskrepanz zwischen Werk auf der einen und Persönlichkeit auf der anderen Seite besonders deutlich. Tragischerweise wurde dies erst Jahrzehnte nach Bruckners Tod so deutlich erkannt, genau genommen mit der Analyse der Urfassungen seiner Symphonien – und es ist sehr wahrscheinlich, dass Bruckner selbst das Solitäre und Zukunftsweisende seiner Musik nicht einmal bewusst gewesen ist …

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Der Dirigent

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Der Dirigent

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Yordan Kamdzhalov

 

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und

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Anton Bruckner

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Yordan Kamdzhalovs Konzerte sind keine Ware,
sondern maximale Ereignisse, 

kein Angebot, sondern eine absolute Offenbarung!

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Ein denkwürdiges Konzert des Pleven Philharmonic Orchestra
unter der Leitung von Yordan Kamdzhalov!


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>>>Hier Karten bestellen!

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>>>YouTube>>>

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Yordan Kamdzhalov

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wird

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  Hier >>> das große bewegende Werk <<<!

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am

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20. Februar 2020 in Pleven,

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um 19.00 Uhr, in der Emil-Dimitrov-Halle im Saglasie-Gemeindezentrum

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und  am

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21. Februar 2020 in Sofia,

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um 19.30, in der Bulgarien Halle

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mit dem

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Pleven Philharmonic Orchestra,

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dem

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Svetoslav Obretenov National Choir,

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mit über 130 Musikern

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präsentieren.

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Die Solisten sind Mirela Alexandrova - Sopran,

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Violeta Radomirska - Alt, Georgi Sultanov - Tenor

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und Ivaylo Djurov - Bass.

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Presse:

Pleven, 2. Februar / Malin Reshovski, BTA

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Yordan Kamdzhalov bringt die Energie von Orchester, Chor und Solisten für die Premiere von

Bruckners Großer Messe zusammen
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Zum ersten Mal kombiniert Maestro Yordan Kamdzhalov die kreative Energie der Pleven

Philharmonic, des National Philharmonic Choir "Svetoslav Obretenov" mit dem Dirigenten Slavil

Dimitrov und den Solisten Mirela Alexandrova / Sopran /, Violeta Radomirska / Alt /, Georgi Sultanov /

Tenor, zur Uraufführung von Anton Bruckners Großer Messe No.3. Dies wurde von der Pleven

Philharmonic berichtet.

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Fans der Klassik erwartet ein von 130 Musikern vorbereitetes Musikereignis, das am 20. Februar in

Pleven präsentiert wird. Laut den Musikexperten ist es für Maestro Kamdzhalov üblich, großformatige

Werke zu interpretieren und einen Eindruck zu erzielen, der das Publikum stark berührt.

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Bruckners Große Messe wurde 1867 komponiert und wurde nach seinen Symphonien am

beliebtesten. Die Musik ist voller Träumerei und Schönheit, Demut und spiritueller Kraft - das Werk

wird auf der ganzen Welt aufgeführt.

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"Für mich sind Bruckner und Beethoven und Bach die größten Klangarchitekten in der Geschichte der

Menschheit", sagt Maestro Kamdzhalov. Persönlich möchte ich in dieser Zeit der tiefen Krise den Wunsch

nach dem Großen, nach dem Göttlichen mit dem Publikum teilen ... Die Idee der Auferstehung ist sein Weg

und der Weg von Bruckners Musik ein Weg, Gott durch seine Position zu preisen. Mit der großen Messe, die

meisten herzzerreißenden Tiefen, aller seiner Werke, zu erreichen „, sagt Maestro Kamdzhalov.

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Die Interpretation großformatiger Werke von Tschaikowsky, Brahms, Orff, Strawinsky, Wagner, Mahler,

Hindemith oder Bruckner gehört zum Berufsleben von Maestro Yordan Kamdzhalov. Die großen Formen:

Oper, Messe, Symphonie, Kantate, Requiem usw. werden von ihm bevorzugt, und das Publikum ist immer

von seiner bemerkenswerten Interpretation, Tiefe und Suggestionskraft fasziniert. "Sein hohes und

anspruchsvolles künstlerisches Niveau" prägen jede Phrase bis zur Perfektion.

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”…Viele positive Kritiken finden sich in Bruckners Interpretation in der ausländischen Presse:

"Ich habe im Finale viele Auftritte gehört, darunter die von Sir Simon Rattle und den Berliner Philharmonikern,

aber Kamdzhalov hat alle übertroffen.", London, The Bruckner Journal

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"Yordan Kamdzhalov ist Philosoph unter den Dirigenten.", "Mannheimer Morgen".

Yordan Kamdzhalov, wird von der westlichen Presse als "wahre Entdeckung" und "süchtig machender

Dirigent" definiert.

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"Mit großem Respekt und Liebe für Yordan Kamdzhalov - den einzigartigen Bildhauer des Wortes und den

 grossen Botschafter Gottes, der mit einer großzügigen, unvorhersehbaren, einzigartigen Leistung

die Welt der Musikreisen mit uns teilt! Danke!"

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>>>bnt Interview während der Probenarbeit<<<!

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Die GROSSE f-moll Messe.

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Die f-moll Messe ist auch in der Besetzung ungleich größer angelegt als die e- moll- Messe; sie wird daher oft mit Recht Bruckners „Große Messe“ genannt. Ihre Entstehung fällt in die Jahre 1867/68, in die Zeit der Arbeit an der 2.Symphonie. Bruckner hatte inzwischen das für ihn so entscheidende Erlebnis Richard Wagner gehabt, das in manchen Einzelheiten der f- moll- Messe seinen Niederschlag findet. Das Orchester, diesmal auch mit voller Streicherbesetzung, ist sehr symphonisch behandelt, zum Chor treten vier Solostimmen, die bedeutungsvoll in das Geschehen eingreifen.

Nach kurzer Einleitung, die uns eindringlich in vielen Wiederholungen das schlichte Hauptthema vorführt, setzen die Frauenstimmen mit dem „Kyrie eleison“ (Herr, erbarme Dich) ein. Gedämpftes Licht liegt über diesem Anfang, das erst mit dem Eintreten des Solosoprans „Christe eleison“ (Christ,erbarme Dich) zur Aufhellung und schließlich leuchtenden Steigerung führt, die zum Schluss des Satzes wieder in ein psalmodierendes Pianissimo verfällt.

In strahlendem Aufschwung setzt das Allegro des Gloria ein. Nach dem zart geführten „Gratias agimus tibi“ (Dank sagen wir Dir), an dem sich Sopran- und Altsolo beteiligen, wird mit dem „Pater omnipotens“ (allmächtiger Vater) der erste gewaltige Höhepunkt erreicht. Der Adagio- Mittelteil kreist um das „Miserere“ (Erbarme Dich). Mit dem „Quoniam tu solus sanctus“ (Du allein bist heilig) setzt der Wiederholungsteil ein, der in einer großen Fuge seinen Abschluss findet. Das markante Fugenthema erfährt später im Schlussteil wieder bedeutungsvolle Verwendung.

Das großartige Credo- Motiv ,in machtvollem Aufstieg zur Dur-Terz, wird uns gleich zu Beginn im Unisono von Chor und Orchester vorgeführt. Dieses Thema spannt einen großen Bogen über den Riesensatz mit seiner Wiederkehr in der Mitte „et in spiritum sanctum“ (und an den Heiligen Geist) sowohl als Thema der grandiosen Schlussfuge „et vitam venturi saeculi“ (und an ein ewiges Leben). Dazwischen werden die bekannten Episoden des Glaubensbekenntnisses groß und wirkungsreich ausgebaut, am eindrucksvollsten das „Crucifixus“ mit der unheimlich aufsteigenden Synkopenfigur der Geigen, die sich beim „passus“ (gelitten) im Bass verliert, worauf der Chor und pianissimo der Solobass die letzten Worte a- cappella hinhauchen. Unheimlich dann wieder die Schlussformel der Posaunen.

Über dem Beginn des Sanctus liegt- ganz im Gegensatz zu der sonst üblichen glanzvollen Darstellung- eine mild verklärte Stimmung. Erst mit dem „pleni sunt coeli et terra“ (erfüllt sind Himmel und Erde) sowie dem strahlenden Einsatz des Solosoprans „Hosanna in excelsis“ steigert sich der Satz zu begeisterten Ausbrüchen.

Dem Benedictus ist eine ausdrucksvolle längere Orchestereinleitung vorangestellt, ein zarter Streichersatz, in dem Geigen und Celli innige Zwiesprache halten. Zarte Streicherfiguren umranken das geheimnisvolle Psalmodieren des Chors, ein wundervoller Höhepunkt wird hier im lichten Aufstieg des Solosoprans erreicht.

In stiller Demut beginnt das Agnus Dei (Lamm Gottes), langsam steigert sich der Bittruf „miserere nobis“ (erbarme Dich unser) unter Vorantritt der Solisten zu leidenschaftlichen Ausbrüchen des Chors. Den versöhnend ausgleichenden Abschluss nimmt die Messe mit dem „dona nobis pacem“ (gib uns den Frieden). Das Thema des Kyrie, nunmehr nach Dur abgewandelt, erklingt in den Holzbläsern. Der Chor greift es auf, steigert es, um dann in kraftvoller Zuversicht die Friedensbitte zum Thema der Gloria- Fuge unisono aufzugreifen. Nach diesem Höhepunkt verklingt der Satz in stiller Gottergebenheit.

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Symphonische Klänge, hohe Chorkunst und maximaler Ausdruck, diese Elemente finden sich in der Messvertonung f-moll von Anton Bruckner. Das Werk besteht aus sechs Teilen, die voller Träumerei und Schönheit, voller Demut und spiritueller Kraft sind. Damit testete der Österreicher 1868 die Grenzen des damals musikalisch Machbaren aus. Noch als Linzer Domorganist schloss Bruckner das Werk ab, danach widmete er sich vor allem der Gattung der Symphonie in Wien. Viele Elemente davon finden sich schon in der f-moll-Messe.

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In der Messvertonung gibt es starke Kontraste in der Lautstärke, fast alle Klangfarben eines großen Symphonieorchesters setzt Bruckner ein, dazu treibt er den Chor bis an die Grenzen der Singbarkeit. Aber dieser maximale Ausdruck überforderte damals die Ausführenden. Die geplante Uraufführung wurde deswegen abgesagt; als "unsingbar" bezeichnete Dirigent Herbeck das neue, sehr moderne Werk. Erst einige Jahre später gelang unter Bruckners Leitung eine gelungene Uraufführung. Der Erfolg war wichtig für den Österreicher, denn in Wien hatte sich der Österreicher als Komponist bis dahin noch nicht so recht durchgesetzt. Anerkannt war er nur als Orgelvirtuose, seine ebenfalls sehr modernen Symphonien setzten sich erst nach und nach durch.

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Bruckner war zeitlebens tief gläubig und schaffte es wie nur wenige Komponisten seiner Generation, zentrale Glaubensinhalte eindrucksvoll in Musik zu setzen. Im Credo, der Vertonung des Glaubensbekenntnisses, stellt Bruckner die Auferstehung von Jesus Christus von den Toten, die ja an Ostern gefeiert wird, sehr anschaulich dar. Aus einer völligen Stille, einer sprichwörtlichen Grabesruhe, baut sich das Orchester spannungsvoll auf, ehe der Chor ungemein kraftvoll mit den Worten „Auferstanden am Dritten Tag“ hinzutritt. Trotz der modernen Tonsprache war Bruckner auch ein Mann der Tradition. So finden sich kunstvolle Fugen als Reminiszenz an die Barockzeit und Rückgriffe auf den Gregorianischen Choral. Auch die ruhigen, lyrischen Töne beherrscht der Österreicher, zum Beispiel im Benedictus, wenn die Solisten nach einem instrumentalen Vorspiel singen: Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn.

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Die besondere Musiksprache verbunden mit großartigen Klangeffekte bringen die f-moll Messe auf Augenhöhe mit so berühmten Messvertonungen wie der h-moll-Messe von Johann Sebastian Bach, der c-moll Messe von Mozart oder der "Missa solemnis" von Ludwig van Beethoven. Obwohl Bruckners große Messe unter den besagten Startschwierigkeiten litt, setzte sie sich im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts immer mehr durch und wird auch heute noch oft aufgeführt. Sie ist zugleich die letzte von 5 Messvertonungen, die Bruckner insgesamt schrieb. Eine ähnlich gelungene Verbindung von symphonischer Musik und Chorgesang gelang dem Österreicher später nocheinmal mit dem Te Deum, das eine ähnlich beeindruckende Wirkung auf die Zuhörer hat wie die f-moll-Messe.

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Natur und Geist sind in Bruckners Musik unlöslich und unverwechselbar einander verbunden. Diese Naturkraft der Musik von Anton Bruckner hat etwas elementar Überwältigendes, sie lebt ganz im Klang, dem sie sich völlig hingibt. Er hat sich sehr tiefe Gedanken gemacht und war musikalisch hochgebildet. "Bruckner, das ist der Klang von Sensation und Offenbarung, eine absolute Manifestation der Kraft des Geistes, ein Innovator und gleichzeitig ein Traditionalist. Bruckner ist neben Bach und Beethoven der bedeutendste Klangarchitekt der Musikgeschichte."

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Der Gehalt der Tonsprache korrespondiert wahrscheinlich in einem Weltverhältnis, das als zugewandt, positiv und leidenschaftlich zu verstehen ist und zwar aufgrund eines tief religiösen Glaubens an die Wirklichkeit Gottes und die Wahrheiten der kirchlichen Dogmen. Sein Denken ist entsprechend erfüllt von elementaren Gegensätzen, wie dies der Musikwissenschaftler Friedrich Blume einmal so formulierte: „Gott und Teufel, Leben und Tod, Gut und Böse, Seligkeit und Verdammnis, Licht und Finsternis, Niederlage und Sieg sind die Welt, in der er lebt.“ Bruckner gilt als hymnischer Mystiker und rätselhafte Monumentalist. Bruckner entwickelte ein starkes inneres Verlangen nach Struktur und Ordnung, sowohl im Leben als auch in seiner Musik. Viele private und berufliche Niederlagen führten ihn 1867 nach eigener Aussage an den Rand des Wahnsinns. .

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"Es treiben mich Lebensgewalten, Gefühle, die ich nicht zügeln kann. Und Gedanken, die sich zur Form gestalten, greifen mich wie Wölfe an. Ihr kennt ja all' die Liebe nicht, die in mir glüht und stürmt, wie unerfüllte Weltenpflicht. Das Feuer hat sich  aufgetürmt in meiner Seele Einsamkeit und brennt wie Steppenbrand. Die Sterne fliehen schreckensbleich vom Himmel meiner Einsamkeit und das schwarze Auge der Mitternacht starrt näher und näher. Meine Sehnsucht schreit zu diesen Sternen auf und starrt im Morgenschein und ich weine zu den Höllen. Ich finde mich nicht wieder in dieser Todverlassenheit, mir ist von mir weltenweit."

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Bruckner war empfänglich für Zahlenmystik. Teilweise nummerierte er jeden einzelnen Takt seiner Partituren akribisch, und wer in seinen Werken Takte zählt, wird auf so manche mathematisch exakte Einheit stoßen.

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Darum klingt Bruckners Musik für uns ordentlich: Wir hören bestimmte Klanggruppen und Klangfarben blockweise. Themen, Motive, einzelne Töne sind durch Generalpausen oder markierte Spielweisen voneinander getrennt und zu einem beeindruckenden Gerüst zusammengebaut. Ob das Pedanterie ist? Zweifelsohne entstand aus diesen Zwängen eine Musik, der sich viele kaum entziehen können. Sie klingt feingliedrig und klar, dann wieder als großer, weiter Klangraum; manchmal profan und bodenständig, gleichzeitig majestätisch und nicht von dieser Welt.

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Es ist gut, wenn uns die verrinnende Zeit nicht als etwas erscheint,

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das uns verbraucht, sondern als etwas, das uns vollendet.

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Antoine de Saint Exupéry

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DAS Journal:

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"Kamdzhalov- Musik ist überall"

 

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Archiv

 

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Der Dirigent

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Yordan Kamdzhalov

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Йордан Камджалов

 

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und

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Wolfgang Amadeus Mozart

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Die Selbstvergessenen

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Die intensiv strahlende Liebe zur Kunst, ob es sich nun um Musik, Literatur, Malerei, Bildhauerei oder die Schauspielkunst handelt, ist eine Gottesgabe und Berufung. Zur Natur des Künstlers gehören ein Sinn fürs Schöne, Aufrichtigkeit, die Beherrschung seines Handwerks sowie Konzentration. Mozart, gilt als der Künstler par excellence, der von seinem Werk besessen war, dabei naiv und unbewußt seine ganze Schöpferkraft gebend, alles um sich herum vergessen oder nur als Kulisse seines künstlerischen Daseins wahrgenommen hat. Ich träume so fern dieser Erde als ob ich gestorben wär und nicht mehr verkörpert werde. Im Mamor deiner Gebärde erinnert mein Leben sich näher. Doch ich weiss die Wege nicht mehr. Nun hüllt die glitzernde Sphäre im Demantkleide mich schwer. Ich greife ins Leere.
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Schweißgebadet lehnt der geniale Komponist im Bett und diktiert seine epochalen Arrangements – ausgerechnet dem Mann, der sein Werk und sein Leben rauben will. Als Mozart, in Miloš Formans 1984 erschienenen Hollywood-Epos "Amadeus", das Notenblatt an sich reißt, stimmt ein Chor in seinem Kopf das Confutatis Maledictis an. Es bleibt nicht mehr viel Zeit, bis das Requiem, Mozarts letzte Komposition, in voller Wucht ertönen wird, während sein Leichnam unter strömendem Regen in ein Massengrab fällt. Gute Nacht, ihr Eitelkeiten! Falsches Leben, gute Nacht! Gute Nacht, ihr schnöden Zeiten! Denn mein Abschied ist gemacht. Weil ich lebe, will ich sterben, bis die Todesstunde schlägt, da man mich als Gottes Erben durch das Grab in Himmel trägt. Der perfide Plan von Antonio Salieri allerdings scheitert. Die Totenmesse macht nicht ihn, den eifersüchtigen Mittelmäßigen, unsterblich, sonders das Requiem wird Teil der Mozart-Legende. Was Forman in der opulenten Verfilmung von Peter Shaffers Drama über Mozarts Tod und sein Requiem erzählt, ist zwar weitgehend Fiktion, aber das können ihm selbst Musiktraditionalisten kaum übel nehmen, schließlich wuchern die Mythen seit dem Jahr 1791, als der 35-jährige Mozart mitten in der Arbeit an der Totenmesse starb. Hinter all den Mutmaßungen und verschwörerischen Theorien stehen mysteriöse Begebenheiten: Es geht um den Auftrag für das Requiem und um seine Vollendung.

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Beim Mozart-Requiem geht es für den Dirigenten, noch vor dem genauen Partitur-Studium, erst einmal um die Frage, welche Fassung er nimmt. Denn dieses Werk hinterließ der Meister nur als Fragment: die Teile Sanctus, Benedictus, Agnus Dei und Communio fehlten ganz, dem „Lacrimosa“ fehlte ein Schluss und bei vielen anderen Sätzen hatte Mozart nur ein Particell skizziert. Das heißt, in die Partitur war nur ein Gerüst eingetragen, das aus den vier Vokalstimmen, der instrumentalen Basslinie und wichtigen Motiven der Violinen oder Bläser bestand. Auf Wunsch der Witwe ergänzte Mozartschüler Franz Xaver Süßmayr die Partitur der musikalischen Kostbarkeit. Das Requiem steht gleich in doppelter Hinsicht für den Tod, nicht nur wegen seines Themas, sondern auch aufgrund der Umstände seines Entstehens. Manche sehen darin Mozarts musikalisches Vermächtnis. Auch mehr als 200 Jahre nach dem Tod des großen Komponisten hat das geheimnisvolle Opus, dass eher ein Werk des Trostes als des Schmerzes ist, nichts von seiner Faszination verloren. Dies gilt, ganz besonders für die, so intensive und tief berührende, Interpretation Yordan Kamdzhalovs.
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Begeisterte Wertschätzungen, der Presse, sprechen für sich: "Yordan Kamdzhalov ist ohne Zweifel ein großes Ausnahmetalent dieses Zeitalters. Ich habe keine Worte mehr, um die erhabene Anmut seines Orchesters und die eindringliche Schönheit der Choristen und der Solisten zu beschreiben. Alle auf der Bühne waren in einer bewegenden Umarmung von Musikalität und kreativem Ausdruck gefangen. Gott segne uns“.
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"Yordan Kamdzhalovs leidenschaftliche Anteilnahme berührert unmittelbar. Er dringt zum Kern der Dinge vor, bringt die Dinge mit größter Natürlichkeit auf den Punkt und arbeitet den emotionalen Gehalt eines jeden Satzes aufs Nachdrücklichste heraus. Die aufwühlende Dramatik, düsteren Stimmungen und die tröstlichen Momente. Entscheidend für das Gelingen dieser Aufführung war, der klangschöne, vorzüglich einstudierte Chor und ein erlesenes Solisten-Quartett, die ihm mit größter Aufmerksamkeit und absoluter Hingabe folgten."
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"Klänge der Verzweiflung, so kraftvoll und stark, dass sie unmittelbar berühren. Es infiltriert das Herz, man ist eingezogen in diesen Bildern vom Requiem; man denkt nur, dass man ein Sterblicher ist. Man muss kurz Adieu sagen. Es macht den Tod leichter und bequemer, auf der anderen Seite es macht den Tod schlimmer, weil man weiß, dass die ganze Sache hoffnungslos ist. Hoffnungslos und hoffnungsvoll zugleich. Das Requiem trägt alle Emotionen in sich, die den Menschen angesichts des Todes ereilen: Angst, Wut, Verzweiflung Traurigkeit, Hoffnung, Trost. Ein Kaleidoskop menschlicher Empfindungsfähigkeit. Und ein Wechsel zwischen Persönlichem und Überpersönlichem: den Gefühlen des Menschen auf der einen, dem Zorn Gottes auf der anderen Seite."
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"Vielleicht ist es das Menschliche, was dieses Requiem so groß macht. Es ist keine Musik aus einer anderen Welt, keine jenseitige Schönheit. Kein heller, himmlischer Klang. Mozart verzichtet auf die hohen Holzbläser, es ergibt sich ein weicher, dunkler Klang. Es ist Erdenmusik - für die, die sterben müssen und für die, die bleiben müssen, den Verlust erleiden. Der Tod als Freund des Menschen? Der Tod als Schlüssel zur Glückseligkeit? Wenn die Achtsamkeit etwas Schönes berührt, offenbart sie dessen Schönheit. Wenn sie etwas Schmerzvolles berührt, wandelt sie es um und heilt es. Diese helle, festliche und lebensvolle Widergabe, des Requiem von Yordan Kamdzhalov, seinem überragenden Genesis Orchester und dem engagierten Choristen, sowie einzigartigen Solisten, ist mehr als nur schöne Musik."
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Yordan Kamdzhalov:„Musik ist überall und nirgendwo in der gleichen Zeit. Im Inneren des Herzens gibt es viele Ebenen, so viele Oktaven, so viele verschiedene Räume....“ (Zitat aus dem Promtion-Trailer/Mozart Requiem 26.3.2017 in Plovdiv)

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 So viel mehr als ein wundersames Genie

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Das "Wunder" Mozart faszinierte und inspirierte Joseph Haydn:

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"Ich sage Ihnen vor Gott, als ehrlicher Mann, Ihr Sohn ist der größte Komponist,

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den ich unter dem Namen kenne . . . ." Die Klavierkonzerte Mozarts gehören sicher

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zu den größten Errungenschaften der konzertanten Weltliteratur.

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Mozarts Klavierkonzerte nehmen von den frühen bis zu den späten Kompositionen

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zudem eine erstaunliche Entwicklung. Als Höhepunkt der Gattung komponierte der

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exzellente Pianist Klaviersonaten, Variationen und kleinere Klavierstücke oder Werke

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für Klavier zu vier Händen und zwei Klaviere. Sie entstanden zwischen 1767 und 1791,

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wobei die ersten vier Konzerte noch Bearbeitungen von Werken Anderer, u. a. der Söhne

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 J. S. Bachs, waren. Das 5. Klavierkonzert gilt als sein erstes "richtiges" Klavierkonzert.

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Er schrieb es "erst" mit 17 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt hatte er allerdings schon

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22 Symphonien, 5 Messen, 7 Opern und zahlreiche andere Werke komponiert.

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Der ideenreiche Komponist Wolfgang Amadeus Mozart,

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dessen Werke oft ein mehr als rauschhaftes Vergnügen bereiten, hat einmal

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über die genialen Werke seines großen Vorgängers Johann Sebastian Bach

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gesagt:"Das ist doch einmal etwas, aus dem sich etwas lernen lässt...."

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DAS Journal:

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"Kamdzhalov- Musik ist überall"

 

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Archiv

 

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Der Dirigent

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Yordan Kamdzhalov

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Йордан Камджалов

 

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und

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Gustav Mahler

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Die Visionäre

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Der Komponist Gustav Mahler und der Dirigent Yordan Kamdzhalov, vereinen sich,  ganz besonders in der 5. Symphonie, auf eine unfassbar symbiotische Weise. Vom ersten Takt an atmet Yordan Kamdzhalov's Interpretation eine permanente Hochspannung. Er spornt das Orchester, immer wieder, zu Höchstleistungen und ungebremster Spielfreude an, das den emotionalen Spannungsbogen und das Klangerlebniss, bis zur rauschhaften Verzückung steigert. Das Publikum wird zu Tränen gerührt, hält den Atem an und durchlebt fast körperlich, Höhen und Tiefen des menschlichen Seins.

Gustav Mahler wird heute von einer geradezu unüberschaubaren Zahl von Dirigenten regelmäßig im Konzert aufgeführt. Was ich aber, bei den drei Konzerten der 5. Symphonie von Mahler, mit dem Dirigenten Yordan Kamdzhalov und dem Symphonie Orchester der State Opera Ruse, in Bulgarien erlebte, war ein, sich von Mal zu Mal steigerndes, nur mit Superlativen zu beschreibendes, unvergleichbar phänomenales, die Seele tief erschütterndes, absolut unvergessliches, maximales Ereignis. Der entzückt, erregte Applaus und die Standing Ovations, glichen einer befreienden Eruption.                                                                                                                                                                         

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Gustav Mahler ( 7. Juli 1860 - 18. Mai 1911) ist ein Komponist, wenigstens für mich, der das stärkste Herz unter den Komponisten hat. Er hat Courage, alles das zu sagen, was die Anderen vielleicht eher romantisierend wagen.  Er hat ein  riesengroßes, goldenes Herz, und er sagt der Menschheit: "Schaut, lasst es uns alle zusammen anders machen, machen wir nicht wieder diese oder jene Fehler. Suchen wir alle, aus dieser Hölle des Materialismus herauszutreten. Wir  müssen glauben,  wir  müssen  an  die  Musik,  an  Gott,  an  unser  Leben glauben, dass wir, wenn wir eines Tages sterben, nicht unglücklich waren...........;-  Jemanden lieben heißt, ihn so sehen, wie Gott ihn gemeint hat. Wär' es möglich, den Geliebten zu erreichen durch den Tod, Tausend Tode wollt' ich sterben, enden meiner Sehnsucht Not. Es treiben mich brennende Lebensgewalten, Gefühle, die ich nicht zügeln kann. Und Gedanken, die sich zur Form gestalten, Sie greifen mich wie Wölfe an.

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Er hat gekämpft wie ein Titan, wie ein Herkules. Er hat diese Kraft, durch seine Arbeit, sein Gewissen, durch die Ambition des Richtigen, -  des Künstlers,  des  guten  Gewissens,  des  Glaubens  an das  bessere  ICH, -  bekommen und mit göttlicher Kraft, diese absolut kolossalen Werke schaffen können. Als Mensch und Charakter extremen seelischen Impulsen ausgesetzt, konnte er Musik nicht bloß als Unterhaltung begreifen. Ihm ging es um Wahrhaftigkeit, Musik war für ihn authentischer Ausdruck ihres Schöpfers. In deinem Angesicht sind verzaubert die Bilder meines Blutes. Wenn deine Lippen sich öffnen verraten sie meine Seeligkeiten. Immer dieses Pochen nach dir.- Und hatte schon geopfert meine Seele. Wir wollen uns im Himmel verstecken.. Von Brahms, als König der Revolutionäre bezeichnet, zeigen bei ihm Ernst und Trauer den sentimentalen Pathos der Resignation, komponiert er leidenschaftliche Seelenmusik, in der er den Verlust der Identität, mit Kunst, Kultur, Gesellschaft, Staat, Kirche, Politik und Wissenschaft deutlich zu Ausdruck bringt. Mahler hat zum Schluss immer die richtige Apotheosis gefunden, obwohl seine Musik bitter und sarkastisch und vielleicht sogar, das Elend des Menschen, phrophetisch schildert.

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"Musik hat die Kraft, das Beste im Menschen zu erwecken. Ich glaube, dass die Musik und  die  Kunst  nur  dann  eine  Berechtigung  haben,  wenn  sie  danach  trachten,  den Menschen besser zu machen. Es ist doch erstaunlich, was ein einziger Sonnenstrahl mit der Seele des Menschen machen kann.“ Ich wenigstens strebe danach, denn ohne diese ethische Rechtfertigung bliebe die Kunst nur ein geistreiches Spiel." Gustav Mahler war ein Visionär und ein Genie. Was er komponierte, waren zum Teil wilde Stilgemische, übergroße Orchesterbesetzungen, lange Symphonien mit Riesenchören und mehreren Gesangssolisten.

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>>>Video: Mahler -  5. Symphonie und Werkeinführung (Sofia, 17. März 2019) das Konzert beginnt ab 23:13

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„Die 5. ist ein verfluchtes Werk, niemand kapiert sie“, so seufzte Gustav Mahler über seine 1904 uraufgeführte 5. Symphonie. Und wünschte sich, er würde sein Werk doch 50 Jahre später aufführen können. „Meine Zeit wird kommen“ war der Stoßseufzer, aber auch die innere Gewissheit des Komponisten, der als Dirigent zu seiner Zeit überaus geschätzt und berühmt war, dem man als Komponisten aber bloße „Kapellmeistermusik“ vorwarf.

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Ob wir die 5. Symphonie heute besser kapieren, sei dahingestellt, Tatsache ist, dass diese Symphonie, die so einsam und düster mit einem Trompetensignal beginnt, heute eines der populärsten Werke Gustav Mahlers ist. Dazu hat besonders Viscontis Verfilmung von Thomas Manns „Tod in Venedig“ beigetragen, die das Adagietto aus Mahlers Symphonie ausgiebig nutzt. Die tiefen inneren Abgründe, die das Werk Gustav Mahlers auszeichnen, die schnellen inneren Brüche, die oft wie scharfe filmische Schnitte wirken, haben Mahlers Musik seit den 1960ern eine große Renaissance beschert. Der ursprüngliche Vorwurf des Trivialen wurde in sein Gegenteil verkehrt, das scheinbar Einfache als besondere Qualität wahrgenommen und die extremen Stimmungswechsel immer stärker als zeitdiagnostisch gehört. Es ist wohl kein Zufall, dass viele Menschen, die mit klassischer Musik kaum etwas am Hut haben, gerade zu seiner Musik spontan Zugang finden.Vor allem aber ist die 5. Symphonie von Gustav Mahler ein großartiges, ausuferndes Werk, das Orchester und Dirigenten jedes Mal neu vor große Herausforderungen stellt, was Klangbalance, Klarheit und Emotionalität angeht.

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Mahler nahm bei der Fünften davon Abstand, der Öffentlichkeit erläuternde Programme mitzuteilen. Die Sprache, sei es in Form vokaler Passagen, sei es in Form erklärender Texte, war für ihn entbehrlich geworden. "Es bedarf nicht des Wortes, alles ist rein musikalisch gesagt." Freilich ist Mahler viel zu sehr Bekenntnismusiker und musikalischer Weltenschöpfer, als dass es möglich wäre, ein Werk wie die Fünfte ohne semantische Assoziationen zu hören. "Aber Symphonie heißt mir eben: mit allen Mitteln der vorhandenen Technik eine Welt aufbauen", lautete einer seiner zentralen Glaubenssätze. Das bedeutet nichts weniger, als dass Mahler mit jeder seiner Symphonien einen ganz eigenen Kosmos entwarf, der im Kleinen stets alles enthält, was an menschlichen Grunderfahrungen zwischen Leid und Trost, Verzweiflung und Verheißung, Angsttraum und Euphorie, eruptiver Kraftentfaltung und seliger Entrückung denkbar ist.

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Wie alle Symphonien Mahlers ist auch die Fünfte eine "Finalsymphonie", das heißt der innere Gedankengang zielt in einer großen zwingenden Form auf den Schlusssatz. Er führt von der Klage des Anfangs (1. Satz, Trauermarsch), über den schmerzgepeinigten Aufschrei des zweiten Satzes (Stürmisch bewegt) in eine Welt des absoluten Friedens (4. Satz, Adagietto) und schließlich zur erlösenden Choral-Apotheose des Rondo-Finales. Dazwischen steht als dritter Satz und Mittelachse ein ausgedehntes Scherzo, das eine eigene Abteilung bildet und von der Moll-Sphäre (Satz 1 und 2, Erste Abteilung) in die Positivität der Dritten Abteilung (Satz 4 und 5) führt. Ob solche Lesarten aber tatsächlich so eindeutig sind, wie sie sich den Anschein geben, wird oft diskutiert.

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Die Fülle an motivischen Anspielungen, die ungeheure Komplexität der Vorgänge im Inneren der einzelnen Sätze ebenso wie die subtilen Verbindungen und Transformationen über die Satzgrenzen hinweg jedenfalls gemahnen zur Vorsicht vor einfachen Erklärungen. Die Konzeption der Symphonie ist zu vielschichtig, als dass eine kohärente Betrachtung überhaupt möglich wäre, und vielleicht liegt die Größe eines Werkes wie der Fünften gerade darin, dass man sie niemals gänzlich "capiert". Ich hab dich gewählt unter allen Sternen. Ich bin wach - eine lauschende Blume im summenden Laub. Aufgeblüht, zündet mein Herz seine Himmel an. Alle Träume fliehen hin zu dir. Mit einem der fünf Sätze hingegen verband sich aber doch eine eindeutige Botschaft. Das Adagietto schrieb Mahler wohl im November 1901 als wortlose Liebeserklärung an Alma. "Statt eines Briefes sandte er ihr dieses im Manuscript, weiter kein Wort dazu. Sie hat es verstanden und schrieb ihm: Er solle kommen!!!", so ist es durch den niederländischen Dirigenten und engen Freund der Familie, Willem Mengelberg, glaubwürdig überliefert.

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Leidenschaftliche Freude und Liebe vermehren sich im Herzen tausendfach und senden ihre Strahlen, wie die Sonne, die sich im Kristall verfängt.....

Yordan Kamdzhalovs magische Persönlichkeit sendet Licht und verleiht Flügel. Er verfügt über eine unglaubliche Weisheit und Güte. Jeder, der je mit ihm zusammen arbeiten durfte, seine Konzerte erlebte oder ihn aus dem persönlichen Zusammensein kennt, spürt dieses unfassbare Phänomen der Harmonie und des tiefen Friedens. Mit ihm zu kommunizieren ist ein erstaunlicher Prozess, der in unbekannte Ebenen und Welten führt. Seine beeindruckend weltumspannenden, geistigen Landschaften begleiten bis in den Traum. Ich habe unzählige Konzerte erlebt, aber keines hatte je eine derart, emotional namenlose, Intension und berührte die Herzen des Publikums und der Musizierenden gleichermaßen. Nie zuvor habe ich so viele Menschen, während eines Konzertes weinen sehen. Yordan Kamdzhalov läßt in ein, Zeit und Raum auflösendes, Universum entschweben. Wollte man dieses Phänomen beschreiben fällt es schwer die richtigen Worte zu finden. Man muss Yordan Kamdzhalov erleben, um zu verstehen, was seine energetische Kraft und seinen hypnotisierenden Zauber ausmacht.

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Das Lied von der Erde

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 Gustav Mahler

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 Das Lied vom Kummer soll auflachend in die Seele euch klingen .........

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....... Dunkel ist das Leben, ist der Tod!

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Diesen Versen des Komponisten über die Liebe und das Leben, zwischen Lebensfreude und

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Lebensmüdigkeit,  liegt chinesische Lyrik des achten Jahrhunderts zugrunde.

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Die Art und Weise, in der Mahler die Vorlage umgestaltete, ist bemerkenswert.

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Gustav Mahler hat sich immer wieder der Auseinandersetzung mit großen Texten gestellt: Seine frühen Symphonien verarbeiten bekanntlich Gedichte aus „Des Knaben Wunderhorn“, aber es finden sich auch Sätze nach Texten von Klopstock, Goethe und Nietzsche. Im Jahr 1907 oder 1908, Mahler war 47 Jahre alt, fiel ihm ein Bändchen mit Nachdichtungen chinesischer Lyrik in die Hände, das Hans Bethge unter der Überschrift „Die chinesische Flöte“ herausgebracht hatte.

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Mahler wählte sechs Gedichte, (Das Trinklied vom Jammer der Erde , Der Einsame im Herbst, Von der Jugend , Von der Schönheit, Der Trunkene im Frühling, Der Abschied) unterschiedlicher Autoren aus dem achten Jahrhundert aus und schrieb eine Symphonie für Tenor- und Altstimme und Orchester: „Das Lied von der Erde“, das er, wohl um nach Vollendung der Achten Symphonie die geradezu als magisch und gefährlich geltende Zahl Neun zu vermeiden, nicht in die Reihe seiner durchnumerierten Werke aufnahm. Der letzte Satz lautet „Der Abschied“. Der Komponist ist hier in größerer Freiheit mit den Texten umgegangen, er hat zwei in Bethges Anthologie aufeinanderfolgende Gedichte zu einem einzigen gemacht. Die ersten sieben Strophen stellen eine zum Teil erhebliche Bearbeitung des Gedichtes „In Erwartung des Freundes“ dar, das in der Schreibung Bethges von Mong-Kao-Jen stammt. Dieser Dichter war, wie Bethge ungeachtet der Unterscheidung zwischen lyrischem Ich und Autor erläutert, mit Wang-Wei, dem Verfasser des folgenden Gedichtes („Der Abschied des Freundes“), „innig befreundet. Der von Mong-Kao-Jen erwartete Freund ist Wang-Wei“.

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Mahlers Zusammenführung der Gedichte entbehrt also nicht einer biographischen Grundlage, und anstelle der Altstimme ist die Partitur auch für einen Bariton ausgewiesen. Allerdings verschiebt Mahler die Rede zu Beginn des ursprünglich zweiten Gedichtes von der ersten in die dritte Person („Er stieg vom Pferd . . .“, statt „Ich stieg vom Pferd . . .“), um eine Erzählsituation zu erwirken und in ihr dem untreu scheinenden Freund das letzte Wort zu überlassen.

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Zweifellos hat Mahler durch seine Bearbeitung den fast impressionistisch wirkenden Charakter des alten Textes betont, zum Teil im Rückgriff auf eigene Jugendgedichte; erst in seiner Version sehnen sich die müden Menschen nach vergessenem Glück und danach, „Jugend neu zu lernen“. Auf diese Weise gewinnt das Lied eine moderne Gebrochenheit, die die letzte Begegnung mit dem Freund (die so nicht im chinesischen Original steht) zugleich zu einer dionysischen Beschwörung des „ewigen Liebens“ und „Lebens“ macht. Anders als in der Vorlage lässt der Komponist in seiner Verknüpfung der Gedichte den sehnsüchtig erwarteten Freund – mit dem Text von Wang-Wei – zwar doch noch eintreffen, aber nur um endgültig Abschied zu nehmen. Die melancholischen Verse verschattet Mahler noch mehr, indem er die Zeilen „Ich wandle nach der Heimat! Meiner Stätte“ und „Still ist mein Herz und harret seiner Stunde!“ einfügt.

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Mahler verstärkt den Charakter der Todesnähe – nicht umsonst gibt er „schwer“ als musikalische Charakteristik des sechsten Satzes vor. Besonders aber intensiviert er die schon in der Vorlage angelegte Spannung zwischen Lebensmüdigkeit und Lebensfreude, zwischen der Flüchtigkeit der Dinge und der Relativität der Sinneswahrnehmungen. Wang-Wei, der dem buddhistischen Denken nahestand, hatte mit den Schlussversen „Die Erde ist die gleiche überall, / Und ewig, ewig sind die weißen Wolken . . .“ die Lebendigkeit im Kontrast zur Lebensmüdigkeit ausgekostet. Mahler fügt seinen eigenen Schlussversen aber eine schillernde Beschwörung der sich immer wieder erneuernden Natur hinzu, wobei der nur mehr rhetorische Charakter im siebenmaligen „Ewig“, das im Nichts verhallt, gerade nicht die Zuversicht, sondern Trauer und Verlustangst unterstreicht.

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Hat man Hans Bethges Übersetzung unter Kitschverdacht gestellt (er war des Chinesischen nicht mächtig und hatte eine französische Version genutzt), so hat Mahler durch die Steigerung der Kontraste und Paradoxien die „Unerreichbarkeit des versöhnten Ganzen“, wie Adorno sagt, als Vermächtnis weitergegeben: Die Uraufführung des „Liedes von der Erde“ im November 1911 hat Mahler nicht mehr erlebt. Einschneidende Abschiede hatten schon die Entstehung des Werkes begleitet – im Sommer 1907 war die fünfjährige Tochter Maria Anna gestorben, kurz danach wurde Mahlers tödliche Herzkrankheit diagnostiziert, und im Herbst trat er von seinen Ämtern an der Wiener Staatsoper zurück, wo man ihm das Leben schwergemacht hatte. Und der Abschied wird dann gleichsam das Programm seiner Neunten Symphonie. Trotz der Ansätze zu einer Zehnten ist er, wie Beethoven und Bruckner, über diese Grenze nicht hinausgekommen.

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Nicht im Gestus des expressionistischen Aufbruchs, sondern mit der im Abschied schmerzlich entbehrten Schönheit des pantheistischen Lebens hat Mahler sich als Stimme des zwanzigsten Jahrhunderts behauptet. Noch mit seinen mutigen Eingriffen in die Texte seiner Vorlagen beweist er sich wo nicht als genuiner Lyriker, so doch als ein Anwalt des Wortes und seiner bedingungslosen Wahrheit, auch wenn sie aus räumlicher und zeitlicher Ferne kommt.

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Gustav Mahler, Mong-Kao- Jen, Wang Wei: Der Abschied"

Die Sonne scheidet hinter dem Gebirge.

In alle Täler steigt der Abend nieder

Mit seinen Schatten, die voll Kühlung sind.

O sieh! Wie eine Silberbarke schwebt

Der Mond am blauen Himmelssee herauf.

Ich spüre eines feinen Windes Weh’n

Hinter den dunklen Fichten!

Der Bach singt voller Wohllaut durch das Dunkel.

Die Blumen blassen im Dämmerschein.

Die Erde atmet voll von Ruh’ und Schlaf.

Alle Sehnsucht will nun träumen,

Die müden Menschen geh’n heimwärts,

Um im Schlaf vergeß’nes Glück

Und Jugend neu zu lernen!

Die Vögel hocken still in ihren Zweigen.

Die Welt schläft ein!

Es wehet kühl im Schatten meiner Fichten.

Ich stehe hier und harre meines Freundes;

Ich harre sein zum letzten Lebewohl.

Ich sehne mich, o Freund, an deiner Seite

Die Schönheit dieses Abends zu genießen.

Wo bleibst du? Du läßt mich lang allein!

Ich wandle auf und nieder mit meiner Laute

Auf Wegen, die von weichem Grase schwellen.

O Schönheit! O ewigen Liebens –, Lebens – trunk’ne Welt!

 

Er stieg vom Pferd und reichte ihm den Trunk

Des Abschieds dar. Er fragte ihn, wohin

Er führe und auch, warum es müßte sein.

Er sprach, seine Stimme war umflort: Du, mein Freund,

Mir war auf dieser Welt das Glück nicht hold!

Wohin ich geh’? Ich geh’, ich wand’re in die Berge.

Ich suche Ruhe für mein einsam Herz.

Ich wandle nach der Heimat! Meiner Stätte.

Ich werde niemals in die Ferne schweifen.

Still ist mein Herz und harret seiner Stunde!

Die liebe Erde allüberall blüht auf im Lenz und grünt

Aufs neu! Allüberall und ewig blauen licht die Fernen!

Ewig ... Ewig ...


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DAS Journal:

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"Kamdzhalov- Musik ist überall"

 

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Archiv

 

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Der Dirigent

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Yordan Kamdzhalov

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Йордан Камджалов

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und

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Ludwig van Beethoven

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Die Querdenker

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Es scheint so, als sei es die Vernunft, die alles ordne und jedes Ding auf die denkbar zweckmäßige Weise einrichte. Doch gilt es zu unterscheiden zwischen der eigentlichen Ursache und dem, ohne welche, die Ursache nicht wirken kann. Die Anwesenheit von des An-sich-Schönem, wird durch nichts anderes, als die Gegenwart des Urschönen, schön. Also alles Schöne durch DAS Schöne. Somit kommt jeder einzelnen Idee, ein wirkliches Sein zu und alle anderen Dinge erhalten durch die Teilnahme, an eben dieser Idee, ihre Bedeutung.
Sokrates 469 v.Chr. bis 399 v.Chr.

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Beethoven schuf musikalische Welten und Schlüsselwerke, die die Vorstellungskraft seiner Zeit sprengten und die Musikgeschichte nachhaltig prägten. Beethoven ist ein faszinierendes Beispiel dafür, dass die menschliche Kreativität keine Grenzen kennt. Komm zu mir in der Nacht - wir schlafen engverschlungen ... 
Er verwahrte sich gegen jede Konvention oder Routine. Er war ein Quer- und Vorausdenker, der die Grenzen der Musik erweiterte und die Gesellschaft immer wieder in Frage stellte. Er war Revolutionär, Visionär und Kosmopolit. Er steckte voller Fantasie und musikalischer Ideen, er war schwermütig und schwerhörig, mutig und leidenschaftlich. Beethoven hat von Kind an ein Leben gelebt, das intensiver kaum hätte sein können. Beethoven interessierte sich nicht nur für Musik, sondern auch für Philosophie, Literatur und Politik. In seiner musikalischen Frühphase beschwor er gern das Heldenhafte im Menschen.

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Beethoven und seine revolutionäre Neunte. -  Beethoven kennt alle Klangfarben und Register eines Orchesters und spielt mit ihnen. Das Orchester wird laut und wieder leise, dann spielt es ganz sanft und steigert sich langsam wieder zu einem harten Klang, ständig werden die Rhythmen gewechselt. Im zweiten Satz stellt er die Geigen in den Mittelpunkt. Es klingt, als würden sie sich unterhalten und sich dabei immer wieder in Kanonaden hineinsteigern. Im dritten Satz scheint das Orchester zu schweben. Die Trommler haben Pause. Die Melodie besteht aus lang gezogenen Tönen, alle Klänge fließen ineinander. Der vierte Satz ist der entscheidende Teil, der die "Neunte" weltberühmt machen sollte. Bis dahin ist die gesamte Symphonie mehr ein Klangerlebnis, das alle Möglichkeiten eines Orchesters ausnutzt. Zu Beginn greift Beethoven noch einmal kurz drei Motive aus den ersten Sätzen auf, bricht damit aber schnell wieder ab. Und dann führt er die entscheidende Melodie ein. Die bekannte Tonfolge zu "Freude schöner Götterfunken" erklingt erst ganz leise und wird in ständig zunehmender Besetzung wiederholt.

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Man muss bedenken, dass sich Musik nicht immer sofort beim ersten Hören erschließt. Zu Beethovens Zeit ohne Medien wie Platten oder CDs hatte das Publikum aber keine Möglichkeit des wiederholten Hörens. Insofern scheint es ein bewusster Trick des Komponisten gewesen zu sein, diese eingängige Melodie dermaßen oft zu wiederholen, so dass sie dem Hörer schnell vertraut wird. Und nach etwa sieben Minuten bringt Beethoven dann mit dem Gesang von Einzelstimmen und einem großen Chor eine neue weitere Klangfarbe in das Werk ein, das sich bis zum Ende zu einem gewaltigen Ganzen steigert. Das wahrlich Erstaunliche ist, dass Beethoven ein solch komplexes Werk mit dermaßen vielen Klangfarben komponieren konnte, obwohl er zur Zeit der Entstehung schon völlig taub war.

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Die 9. Symphonie ist ein Schlüsselwerk der syphonischen Musik. An ihr kam in der Folgezeit kein Komponist vorbei, ohne sich mit ihr auseinanderzusetzen. Für Anton Bruckner etwa wurde das Erlebnis der 9. Symphonie, besonders ihrer drei instrumentalen Sätze, zum auslösenden Moment seines gesamten symphonischen Schaffens, während Gustav Mahler auf dem von Beethoven eröffneten Weg der Einbeziehung von Singstimmen und Chören weiter schreiten sollte. Für beide Komponisten gewann im Hinblick auf ihre Symphonien die Neunzahl eine geradezu magische Bedeutung, wohinter sich die doppelte Sorge verbarg, ihre jeweils eigene Neunte könnte einen Vergleich mit der übermächtigen Vorgängerin nicht bestehen, und sie selbst würden, wie deren Schöpfer, in ihrem Schaffen über eine neunte Symphonie nicht hinausgelangen. Die Neunte erklingt in aller Welt und ist Grundlage der Europa-Hymne. Das Autograph ist Bestandteil des Weltdokumentenerbes der UNESCO. Ludwig van Beethovens künstlerisches Werk umfasst über 650 Kompositionen.
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Im Rahmen des "Summer Classics Festivals", dirigiert Yordan Kamdzhalov, Beethovens Neunte, in der großen "Antiken Arena" in Pula. "Ich trat im antiken Theater in Plodviv auf und die Inspiration, die von solchen Orten kommt, ist unbeschreiblich", sagte der Chefdirigent der Kroatischen Nationaltheaters in Rijeka. Ungeachtet dieser Erfahrung wird Pula etwas anderes sein, worauf ich nicht vorbereitet sein kann, bis ich hineinkomme. Der offene und riesige Raum wie die Arena in Pula ist wegen seiner Akustik und technischen Bedingungen auch eine große Herausforderung für die Darsteller. Die Arena wird uns viel vorschreiben, einschließlich des Wichtigsten,- den Klang."

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"Unter dem Sternenhimmel aufzutreten ist ein besonderes Erlebnis. Musik unter freiem Himmel spielen, eins mit dem Universum sein. Was Musik und Universum verbindet, ist für mich ihre Unendlichkeit. So unterschiedlich sie auch erscheinen mögen, Musik und Raum sind in ihrer Universalität und Unendlichkeit gleich. Das Universum ist überall um uns herum und verbindet uns, so wie Musik in ihrer Universalität eine Brücke ist, die Menschen verbindet. Die Perspektive, aus der wir Musik und das Universum betrachten, ist tatsächlich identisch."
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"Seit meiner frühen Kindheit war ich fasziniert von der Vorstellung eines kleinen Mannes vor einem endlosen Universum. Wir sind genauso klein, wenn wir auf eine universelle Musiksprache stoßen, die die Fähigkeit hat, eine klare Botschaft zu senden und Menschen zu verbinden. Es ist die Botschaft, die für das Verständnis von Musik und ihrer Bedeutung von entscheidender Bedeutung ist. "In dieser Welt voller schlechter Politik, Intoleranz und Freiheitsentzug brauchen wir wirklich eine Botschaft des Friedens und der Freiheit. Diese Botschaft der Freiheit, der Brüderlichkeit und der Einheit wird durch Beethovens Neunte Symphonie mit den Texten von Friedrich Schiller perfekt ergänzt - "Lasst alle Menschen Brüder werden!" Diese Botschaften sind wichtig und groß, genau wie das Universum."
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"Das Publikum genoss begeistert, eine grandiose Aufführung von Beethovens 9. Symphonie, im Rahmen des Summer Classics Festivals, in der atmosphärischen Umgebung der Arena in Pula. Mehr als 150 Interpreten und der magische Dirigent, wurden dann auch mit stürmischen und anhaltenden Applaus belohnt."

"Dies war mein erster Besuch in der Arena und ich hätte mir wirklich kein besseres Programm aussuchen können"; "Ich war begeistert, dass das Nationaltheater Rijeka, solch eine Qualitätsleistung darbieten kann";

"Diese Symphonie vermittelt eine so schöne Botschaft, - Menschlichkeit und Brüderlichkeit -, und wir sollten mehr so denken und so leben";

"Wir kommen nächstes Jahr wieder!"; "Exzellent, Ambiente perfekt für diese Art von Aufführung"; "Der Dirigent erbrachte unfassbare Energie, das Ensemble war überragend";

"Als jemand, der das Repertoire der klassischen Musik kennt, kann ich sagen, dass ich von der Darbietung, der Kulisse, dem Chor, dem Dirigenten begeistert bin";

"Die Energie, die Begeisterung und das Können des jungen Dirigenten haben das gesamte Orchester infiziert!"; "Es war ein unvergesslicher Abend!"

“Ein inspirierender und beeindruckender Abend! Ich fühlte mich aufgrund der Musik wie ein echter Europäer, was für ein professionelles Niveau dieser Veranstaltung! “

„Ich rate jedem, der zum ersten Mal nach Pula kommt, die Arena nicht als Tourist zu betreten, sondern ein so wundervolles künstlerisches Programm zu genießen. Sie muss in diesem "Outfit" gesehen und gehört werden, in dem sie wirklich ein besonderes Leben atmet. “

"Ein Musikevent von Weltklasse, das diesem zweitausend Jahre alten Gebäude neuen Charme verliehen hat. Eine Erfahrung, die ich jedem empfehlen würde. “

"Diese Aufführung war der Perfektion der großen Beethoven-Neun wirklich würdig. Ein überzeugend energetischer Dirigent. Bravo!"

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Ein revolutionäres Genie, dass übermenschlich Schönes schuf

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Beethoven vereinte radikale musikalische Ideen mit seinem ausgeprägten Idealismus.

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Er gab seiner Kunst elementare moralische, humane und politische Dimensionen.

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Mit seiner Musik blicken wir in Abgründe – die der Menschheit,

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aber auch in Beethovens ganz persönliche. Sie ist radikal persönlich, empfindsam, leidenschaftlich und

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anspruchsvoll. In seinen Sonaten, Symphonien und Streichquartetten fordert er den Musikern alles ab,

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es ist Kunst an der Grenze zur Utopie. Beethoven verleitet zum Vokabular des Gigantismus und des

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Absoluten.Beethoven war ein Perfektionist. Er komponierte nicht für seine Zeitgenossen, sondern für die

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Nachwelt. Immer wieder feilte er an seinen Werken, überarbeitete und korrigierte die Partituren.

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Ludwig van Beethovens künstlerisches Werk umfasst über 650 Kompositionen. Das in der Welt wohl

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berühmteste Stück ist die 9. Symphonie. Sie erklingt in aller Welt und ist Grundlage der

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Europa- Hymne. Das Autograph ist Bestandteil des Weltdokumentenerbes der UNESCO.

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Aber nicht nur die 9. Symphonie, unzählige weitere Werke sind weltbekannt. Dazu gehören alle neun

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Symphonien, die fünf Klavierkonzerte, das Violinkonzert, die 16 Streichquartette, 32 Klaviersonaten,

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denn wer kennt sie nicht, "die Mondscheinsonate", wenngleich Beethoven sie so nicht nannte,

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oder aber"für Elise", sowie die Oper"Fidelio" oder die Messe op. 86 in C-Dur und die

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Missa solemnis op. 123. Beethovens „Coach“ und Mentor war Christian Gottlob Neefe.

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Er war seit 1782 Hoforganist in Bonn. Neefe war stark beeinflusst von Carl Philipp Emanuel Bach,

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was er an Beethoven weitergab. Seine Arbeiten formten bei Beethoven die Überzeugung, dass gute 

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Musik der unendliche Ausdruck des ganz und gar Individuellen ist.

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 Das Philharmische Orchester Ruse

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der Chor der Staatsoper Ruse

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unter der Leitung von

Yordan Kamdzhalov

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präsentieren

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Beethovens 9. Symphonie

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01. September 2020 in Varna

02. September in Ruse

03. September in Targovishte

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DAS Journal:

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"Kamdzhalov- Musik ist überall"

 

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Archiv

 

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Der Dirigent.

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Yordan Kamdzhalov

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Йордан Камджалов

 

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und

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Franz Liszt

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Die Facettenreichen

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Vor 210 Jahren,

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am 22. Oktober 1811,

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wurde Franz Liszt geboren.

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Franz Liszt gilt als eine der schillerndsten Persönlichkeiten unter den klassischen Komponisten. Er war ein Exzentriker und Frauenschwarm, ein virtuoser Pianist, der Konzertsäle füllte, Intellektueller, Kosmopolit und Vielreisender, und vor allem einer, der unaufhörlich komponierte."Der Pianist Franz Liszt komponiert Klavierstücke, die so schwer sind, dass niemand außer ihm sie spielen kann. Tausende Töne prasseln mit rasender Geschwindigkeit auf seine Zuhörer nieder. Ein Tastenlöwe ist geboren!" befanden Kollegen und Publikum gleichermaßen begeistert. Doch Franz Liszt war mehr als ein Klaviervirtuose: Ganz Europa schwärmte von ihm ...
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Er muss die Leute wirklich umgehauen haben. Deutlich spiegelt der Mensch Liszt sich in seinem Schaffen. Es gab nicht wenige, die Liszt als gefallsüchtigen Ergotomanen klassifizieren. Liszts Musik galt als dämonisch, experimentell, waghalsig. Liszts Musik ist aber auch sinnlich, vor allem aber aus denselben Gründen unwiderstehlich, wie Liszt selbst es gewesen war. Er hatte so viele verschiedene Seiten, auch eine profunde philosophische. Liszts Vielseitigkeit ist so unbestreitbar wie verwirrend. Er war Katholik und Saint-Simonist, Mystiker und Geck, Freimaurer und Dandy, selbstloser Förderer und Selbstdarsteller, Weltbürger und Weltentsager, Kabbalist und Abbé, Bohemien und Büßer, Karrierist und Wohltäter, Gesellschaftslöwe und Priester. Ein Facettenreichtum, der gerne als schillernd etikettiert wird und schon daher als suspekt gilt. Was schillert, ist nicht eindeutig. Es fasziniert, aber es irritiert und verunsichert auch.

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Yordan Kamdzhalov: “Nie in meinem Leben habe ich eine Partitur schwieriger und annähernd unmöglich, auswendig gelernt. Franz Liszts Faust Symphonie übertrifft fast alle intellektuellen, analytischen und emotionalen Grenzen. Ich denke, dass dieses Prinzip der Dreieinigkeit: der Mann, der Teufel und die Frau, überall in der Menschheitsgeschichte zu finden ist. Durch Goehtes Faust haben wir neue Aspekte kennengelernt. Doch “das Wirklich-weibliche“, “das Wirklich-männliche“, “das Wirklich-teuflische“ und “das Wirklich-göttliche“ bleiben ein Rätsel. Liszt zeigt diese Formen sehr differenziert, doch das, was mich bei dieser Symphonie von ihm wirklich unglaublich interessiert und berührt, ist die Ekstase am Ende.“

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„Dieser Männerchor am Ende mit dem Solisten , der“das Ewig-weibliche“ besingt. Das ist einfach großartig. Das sind solche kathartischen Wahrheiten, auf die ich grundsätzlich in jedem Werk großen Wert lege. Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis; Das Unzulängliche, Hier wird’s Ereignis; Das Unbeschreibliche; Hier ist’s getan; Das Ewig-Weibliche, zieht uns hinan. Liszt ist eine Tür, die das Verständnis für musikalische Kultur öffnet. Er ist, um ehrlich zu sein, meine größte Inspiration, mein größter Lehrer, mein größter Freund. Er ist mein großes Vorbild.“
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„Von Goethes Faust beeinflusst und inspiriert ist:„Das Unbeschreibliche“. Das ist das einzige was ich wirklich als notwendig betrachte, bis zum Ende meines Lebens in der Kunst zu suchen. Es spielt keine Rolle ob wir Werke von Liszt, Dimitar Nenov, Beethoven oder Tschaikovsky spielen, wir müssen immer das Unbeschreibliche in diesen Werken suchen, welches dem Menschen einen neuen Impuls gibt. Ich denke, ich würde alles so beschreiben: Einen Impuls und eine Motivation zur Bewegung, zur Entwicklung zur Veränderung, zur Liebe, zur Kommunikation und zum Glauben in den Menschen.“
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Goethes „Faust“ – wer dazu Musik schreibt, kann sich öffentlicher Aufmerksamkeit sicher sein. Sollte man meinen. Aber die „Faust-Symphonie“ von Franz Liszt ist bis heute kaum über den Status eines prominenten Geheimtipps hinausgekommen. Der Musikwissenschaftler Michael Stegemann nennt Franz Liszt in seiner Biografie ein „Genie im Abseits“ – „Eine Faust-Symphonie in drei Charakterbildern nach Goethe“, so nannte Franz Liszt sein überwiegend 1854 bis 1857 entstandenes Werk. Drei Sätze, drei Charaktere: „Faust“, „Gretchen“ und „Mephistopheles“ lauten die Überschriften. Goethes Tragödie steht dabei als Idee im Hintergrund und wird lediglich im Finale durch Herrenchor und Solo-Tenor zitiert. Dass es dieses Finale auch in einer rein instrumentalen Urfassung gibt, ist kaum bekannt.
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In seiner „Faust-Symphonie“ ging Liszt weit über das musikalisch Übliche seiner Zeit hinaus – nicht allein von der Gattung und ihren Dimensionen her ist dieses Werk revolutionär. Nein, auch der visionäre, zwölftönige Beginn des Faust-Satzes und die scharfkantige Parodie der Faust-Thematik im Mephistopheles-Satz stellen das Werk auf eine Stufe mit den herausragenden Schöpfungen jener Epoche, etwa der kurze Zeit später komponierten Oper „Tristan und Isolde“ von Richard Wagner. „Man hat oft behauptet, Liszts Orchestermusik sei Wagner verpflichtet. Das ist ganz und gar nicht so. Liszt war  nicht nur ein genialer Pianist und Komponist, sondern auch ein Musiker, der Wagner dabei unterstützte, die Tonsprache seiner reifen Musikdramen zu finden, und der seinen Zeitgenossen ganz allein einen neuen, praktischen Weg in die Zukunft wies.“ so Stegemann. Erstaunlicherweise gibt es nur wenige prominente Dirigenten, die dieses Werk einspielten. So ist die „Faust- Symphonie“ , nach wie vor, ein Geheimtip.

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„Alles übrige ist purer Dreck.“So euphorisch urteilte Richard Strauss nach einer Aufführung von Franz Liszts Faust-Symphonie. Im Rahmen der berüchtigten Kontroversen, die sich im 19. Jahrhundert rund um die Themen Programmmusik und Absolute Musik drehten, erregte das Lisztsche Werk sowohl positive als auch negative Aufmerksamkeit. Für das Vertonen von konkreten, literarischen Inhalten und Vorlagen spielte Johann Wolfgang von Goethes Faust-Dichtung eine wichtige Rolle. Eine ganze Reihe von Komponisten hatte sich der Aufgabe gewidmet, die Tragödie in Töne zu setzen. Neben der Faust-Ouvertüre von Richard Wagner, der Szene aus Faust von Franz Schubert oder den Faust-Szenen von Robert Schumann stellt Liszts Faust-Symphonie wohl die bekannteste rein instrumentale Vertonung dieses Stoffes dar. Die Dichtung von Goethe lernte der junge Liszt im Jahre 1827 in Paris kennen. Angeregt durch ein Treffen mit dem Komponisten Hector Berlioz, der später berichtet hatte, dass Liszt bald danach sehr für den Faust schwärmte, nahm er sich die Lektüre vor. Liszt widmete sein Werk später Berlioz, der zuvor seinerseits seine eigene Faust-Komposition, La Damnation de Faust, Liszt gewidmet hatte.
 

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Liszts Laufbahn hat als eine besondere Art der Erfolgsgeschichte begonnen. Ein Mensch aus kleinen Verhältnissen strebt zu großen Zielen. Der 1811 geborene Sohn eines Rentmeisters und eines ehemaligen Stubenmädchens aus dem burgenländischen Raiding wurde als Wunderkind durch Europa gezerrt, füllte bereits als Zwölfjähriger die Konzertsäle von Wien bis London, von Pressburg bis Paris, war schön, artig, liebenswürdig, ehrgeizig und berühmt. Noch keine 17, verliebte sich Liszt in seine Schülerin Caroline de Saint Cricq, Tochter des französischen Handelsministers. Die Mutter, vom jungen Pianisten bezaubert, bat ihren Mann, den Liebenden nichts in den Weg zu stellen. Der Vater aber befand den Standesunterschied unüberbrückbar und verbot den beiden nach dem Tod seiner Frau den Umgang. Dass Liszt daraufhin bereits Priester werden wollte, wurde später ebenso als Teil der eigenen Legendenbildung belächelt wie der erfundene Weihekuss Ludwig van Beethovens, den dieser dem Zwölfjährigen auf die Stirn gedrückt haben soll. Liszts weitere Karriere profitierte davon, dass er nicht nur Solist, sondern auch solo war und jeder Verehrerin die Illusion beließ, er sei frei für sie. Es war vor allem eine Woge weiblicher Begeisterung, die Liszt nach ganz oben trug. Schon im Jahr 1824 beobachtete ein Rezensent: „Die zarten Hände der reizenden Zuhörerinnen waren unermüdlich.“ Da war Liszt 13 Jahre alt. Wenig später durchschaute er selbst: „Das ganze weibliche aristokratische Publikum ist überall für mich. Damit kommt man weit.“
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Ein Virtuose bot Frauen, was sie von einem Mann erwarteten und bei ihrem Ehemann vermutlich vermissten. Er verachtete Sicherheiten, er wollte es wissen. Das Gewohnte langweilte ihn, er überraschte und verblüffte. Immer war er imstande, sich noch weiter zu steigern, indem er exzessiv differenzierte. Der Virtuose verwischte die Grenze zwischen Können und Wunder, er versprach jene Sensationen im doppelten Sinn, nach denen sich die Frauen verzehrten. Wenn du sprichst, wacht mein buntes Herz auf. Alle Vögel üben sich auf deinen Lippen. Immerblau streut deine Stimme über den Weg; Wo du erzählst, wird Himmel. Deine Worte sind aus Lied geformt, ich traure, wenn du schweigst. Singen hängt überall an dir. - Wie du wohl träumen magst? Er versprach das Abenteuer, das sie vermissten, er reizte die Grenzen des Machbaren aus, erfand Schwierigkeiten, um sie zu bewältigen. Er spielte ein Werk für zwei Hände mit der linken Hand allein, oktavierte Akkorde, verdoppelte Läufe, wagte alles. Er überwand für andere die Angst und seine  beeindruckenden geistigen Landschaften, verfolgten bis in die tiefen der Träume....
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Das Paris des Franz Liszt war die Metropole der Virtuosen, von den österreichischen Komponisten und Pianisten Sigismund Thalberg und Henri Hertz über den aus Böhmen stammenden Alexander Dreyschock bis zum Italiener Adolfo Fumagalli. Liszt bot mehr als sie, indem er weniger machte. Berufene Zeitzeugen erkannten das. In seinen „Erinnerungen an Liszt“ schrieb der russische Komponist Alexander Borodin 1877: „Obwohl ich so oft und so viel darüber gehört hatte, überraschte mich die große Schlichtheit, Nüchternheit und Strenge seines Vortrags“, und er betonte, „alles, womit nur auf äußeren Effekt abgezielt wird, fehlt vollständig.“ Musikalische Anmache war für Borodins Empfinden nicht wahrzunehmen. „Er treibt nicht und wird nicht hitzig. Dennoch hat er unerschöpfliche Energie, Leidenschaft, Begeisterung, Feuer.“ Der Ton sei „voll und stark“, sagte Borodin, der Nuancenreichtum wunderbar. Diese Qualitäten waren es, die Chopin, seufzen ließ, er neide Liszt die Art, wie er seine, Chopins Werke spiele. Liszt war Virtuose in dem Sinn, in dem der russische Pianist Arcadi Volodos den Begriff heute verwendet: „Für mich sind Virtuosen Zauberer, Magier. Bei denen geht es ja auch nur zum Teil um die Technik. Viel wichtiger ist die Illusion, der Aufbau der fantastischen Welt, das Spiel mit Schein und Sein.“ Nicht nur in seinem Klavierspiel riskierte Liszt alles, sondern auch in seinen Kompositionen.


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Liszt gab sich preis in seiner Musik mit all seinen Schwächen. Er zeigte sich, er zog sich aus, obwohl er ahnen konnte, dass man deshalb über ihn herfallen würde. „Seine Musik macht den Komponisten und den Interpreten nackt“, sagt die deutsch-japanische Pianistin Alice Sara Ott. Man kann Liszt nicht näher sein als in seiner Musik.“ Die Technik war für ihn nur Mittel zum Zweck. „Er selbst behauptete immer“, erklärt die lettische Pianistin Diana Ketler, Professorin an der Londoner Royal Academy, „er verdanke seine unglaubliche Technik dem Geist. Sein Leben war eine Pilgerfahrt durch Liebe, Leiden und Transformation, so als könnte er sich erlösen durch die Kraft der Selbstkontrolle, durch die kreative und intellektuelle Anstrengung.“ Diana Ketler ist auch der Ansicht, Liszt sublimiere das Sexuelle in seinen Werken. „Liszts Musik verlagert sich vom Fleischlichen ins Universale, und seine Technik transzendiert vom körperlichen Ursprung weg.“ Es gehe nicht mehr um die physische Vereinigung zweier Personen, vielmehr um „die Idee von Sexualität als Schöpfungsakt“. Das Intime wird entgrenzt. Schließlich empfand auch Liszt selbst das Virtuose als einengend. Ihm war, als bediene er damit Erwartungen, hindere sich selbst aber an der Entfaltung.
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Überraschend beendete Liszt seine Virtuosenlaufbahn auf dem Höhepunkt seines Erfolges, um sich als Komponist und Kapellmeister an den Weimarer Hof zu verpflichten und sorgte zusammen mit seiner zweiten Lebensgefährtin Fürstin Carolyne Sayn Wittgenstein für das Silberne Zeitalter der Tonkunst. Bis an sein Lebensende 1886 reiste er scheinbar ruhelos zwischen Rom, Budapest und Weimar. „Er war arm und wollte es sein“, sagte seine Tochter Cosima Wagner. "Vielleicht, um sichtbar zu machen, dass er ein anderer war, und so die Menschen dahin zu bringen, sein Spätwerk bar alles Überflüssigen, Meditationen über das Leben und den Tod und den Platz des Künstlers in der Welt, mit offenen Ohren zu hören." Der ungarische Komponist, Pianist, Dirigent, Theaterleiter, Musiklehrer und Schriftsteller war einer der prominentesten Klaviervirtuosen sowie einer der produktivsten Komponisten des 19. Jahrhunderts.
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Zu den Höhepunkten seines Schaffens zählen unter anderem die "Ungarische  Rhapsody", der „Liebestraum“, die "Faust-Symphonie" und die Klaviersonate "Es- Dur". Die in die Moderne weisenden Kompositionen, die kunstvollen Lieder und die geistliche Musik hingegen sind nahezu unbekannt geblieben. Seinem musikalischen Werkverzeichnis wurden, ohne literarische Arbeiten, über 700 Werke zugeschrieben. Franz Liszt hatte in zahlreichen Stilen und Gattungen komponiert und avancierte neben Richard Wagner, zum bekanntesten Protagonisten der Neudeutschen Schule. Er war Mitbegründer des Allgemeinen Deutschen Musikvereins und avancierte zum Wegbereiter der "programmatischen Musik"...

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Die Göttliche Komödie - Liszt- Dante Symphonie


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Im Schatten der Faust-Symphonie steht die wesentlich geringer beachtete Symphonie zu Dantes Divina Commedia für Frauenchor und Orchester, die Liszt selber am 7. November 1857 in Dresden zur Uraufführung brachte (komponiert 1855 bis 1856). Wieder war es Wagner gewesen, der entscheidend Stellung nahm zur Konzeption des Schlusses (ihm ist die Symphonie auch gewidmet). Liszt plante nämlich noch die Komposition eines Paradiso-Satzes, doch Wagner machte ihn darauf aufmerksam, dass es unmöglich sei, so etwas musikalisch zum Ausdruck zu bringen. Stattdessen schrieb Liszt zwei Alternativschlüsse, beide mit Chor auf den Text des liturgischen Magnificat, der eine ätherisch verschwebend, der andere in einen tönend durchdringenden Halleluja-Ruf mündend. Es handelt es sich um eines der Schlüsselwerke des Komponisten: zukunftsweisend nicht nur wegen der Form, sondern auch durch die Instrumentierung und den Einsatz eines Chors.

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«Es war in unseres Lebensweges Mitte
Als ich mich fand in einem dunklen Walde;
Denn abgeirrt war ich vom rechten Wege, 
Wohl fällt mir schwer, zu schildern diesen Wald,
Der wildverwachsen war und voller Grauen
Und in Erinnrung schon die Furcht erneut:
So schwer, dass Tod zu leiden wenig schlimmer.
Doch um das Heil, das ich dort fand, zu künden,
Will, was ich sonst gesehen, ich berichten. - »
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Die Göttliche Komödie ist als eine große Vision gedacht, als ein persönliches Erlebnis des Dichters, der sich in Lebensmitten, in der Osterwoche des Jubeljahres 1300, in der Nacht vor dem Karfreitag durch einen wilden, grauenvollen Wald irren sieht. Wilde Tiere - Pardel, Löwe, Wölfin, Symbole der Wollust, Hoffart, Habgier, die daneben auch politisch gedeutet werden können - sperren ihm den Ausweg, und schon fühlt er sich in dem Walde, dem wüsten Leben, rettungslos verloren, als ihm Virgil erscheint und sein Führer wird. Der großen Rolle, die Virgil als Dichter, als Verkünder einer messianischen Weissagung, als Zauberer im Mittelalter spielt, ward ja an früherer Stelle schon gedacht. Hier findet er sich ein als Personifikation der irdischen Weisheit, abgesandt von Beatrice, die den Geliebten durch die Offenbarungen, denen er entgegengeht, erleuchten und aus Weltlust und Parteizwist retten will. So kommt Dante mit seinem Führer vor das Höllentor. Dunkelfarbig steht überm Sims der Pforte die berühmt gewordene Inschrift:
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    «Ich führe Dich zur Stadt der Qualerkornen,
    Ich führe dich zum wandellosen Leid,
    Ich führe dich zum Volke der Verlorenen.

    Ihn, der mich schuf, bewog Gerechtigkeit,
    Mich gründete die Macht des Unsichtbaren,
    Die erste Liebe und Allwissenheit.

    Geschöpfe gibt es nicht, die vor mir waren,
    Als ewige - und ewig daur' auch ich.
    Lasst, die ihr eingeht, alle Hoffnung fahren.»

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Die Hölle
So durchmessen nun die beiden den Vorraum und die neun Kreise der Hölle. Diese Hölle ist im Erdinnern gedacht, als ungeheurer, sich nach unten verengender Trichter; je tiefer es hinabgeht, um so kleiner werden die Kreise, aber um so größeres Weh umschließen sie. In der Vorhölle, am obersten Rand des Schlundes, drängen sich die lauen Seelen, das Jammervolk, das nie recht lebend war, die Gleichgültigen und Wertlosen, die weder der Himmel noch die Hölle haben will. Ohne Ruhm und ohne Schande lebten sie, nichts blieb von ihnen. «Genug davon!» sagt Virgil - «schau hin und komm vorüber!» Eine Idee von echt Dantescher Kühnheit: nichts erscheint dem leidenschaftlichen Dichter so verächtlich und so wenig des Anschauens wert als Stumpfheit und Lauheit. Jenseits des Acheron, über den Charon die heulenden Seelen führt, - in dem ganzen Gedicht verquicken sich vielfach heidnische und christliche Vorstellungen -, beginnen die eigentlichen Höllenkreise.
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Im ersten weilen in stiller Sehnsucht die Weisen, Dichter und Helden des Altertums, die unerlöst vor Christus daningegangen. Im zweiten, der Liebeshölle, werden die vom Sinnentrug Betörten, die Sünder aus Liebesleidenschaft von furchtbaren Orkanen durch die Ewigkeit gepeitscht: Semiramis, Kleopatra, Helena, Achill, Paris, Tristan tauchen im Zug der heulenden, vorüberbrausenden Schatten auf. Auch Francesca da Rimini und ihre Buhle sind in der Schar und erzählen auf Anruf dem Dichter ihre Geschichte in den allbekannten Versen:    
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    «Wir lasen einst, da es uns Freude machte,
    Von Lancelot, wie ihn die Lieb' umschlang.
    Und keiner war, der sich 'was Arges dachte.

    Doch schwoll beim Lesen unsres Herzens Drang,
    Aug' sank in Aug', blass wurden unsre Wangen,
    Und eine Stelle war's, die uns bezwang.

    Wir lasen, wie der Buhle voll Verlangen
    Hinweggeküsst das Lächeln - ach, und er,
    Der nie von meiner Seite mehr gegangen,

    Küsst' mir den Mund ganz zitternd drauf wie der!
    Ein Kuppler war das Buch und der's verfasste. -

    An jenem Tage lasen wir nicht mehr.»

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Im dritten Höllenkreis, von ewigem, kaltem, gottverfluchtem Regen überschauert, schleppen sich die Schlemmer, deren Gott der eigene Leib war, durch ekelhaften Kot. Im vierten wälzen Geizige und Verschwender heulend Steinlasten auf sich zu, fühlen sich durch den gegenseitigen verhassten Anblick doppelt gestraft und verhalten sich gegen die beiden Wanderer völlig indifferent: Habgier kennt eben nur noch die Sucht nach Geld. Der fünfte Kreis wird durch den Stygischen Sumpf gebildet, in dessen stinkenden Wassern die Zornigen einander zerfleischen. Dieser Sumpf liegt vor der brennenden Stadt Dis - sechster Kreis. Hier beginnt die untere Hölle. Büßen in den oberen Stufen die Sünder aus Schwachheit, die mehr passiven, so leiden in den tieferen die Sünder aus Bosheit, die aktiv Bösen. In feurigen Grüften liegen still die Ketzer, die von der Kirche Geächteten: Kaiser Friedrich II., der große Ghibelline Farinata degli Uberti, auch ein Papst, Anastasius II.
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Der siebente Höllenkreis zeigt die in einer schauerlichen, von blutigen Wassern durchrauschten Schlucht eingeschlossenen Tyrannen, Mörder und Straßenräuber, den düstern Wald der Selbstmörder, die glühende, von feurigem Regen überströmte Wüste, in der die Gotteslästerer, Wucherer und die der unnatürlichen Laster Schuldigen gequält werden.
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Im achten Höllekreis ist von schauerlicher Phantasie ein ganzes Gewimmel wahnwitziger Strafen gehäuft. Sie treffen Kuppler und Verführer, Schmeichler und Buhlerinnen, bestechliche Beamte und Priester, die ihr Amt erschacherten, Heuchler und Diebe, böse Ratgeber, Zwietracht- und Sektenstifter, Fälscher und ähnliche Sünder, und für jede einzelne Kategorie ist mit raffinierter Grausamkeit eine neue Marter erdacht. Der neunte Kreis endlich wird von der Eishölle gebildet: blaugefrorene Köpfe und Leiber starren in der grünen, durchsichtigen Tiefe - die Verräter, die Bruder- und Vatermörder. Hier ist die beühmte Ugolinoszene, die grausigste vielleicht der Weltliteratur. Ugolino della Cherardesca, den der verräterische Erzbischof Ruggiero dei Abaldini samt Söhnen und Enkeln in einem Turm verhungern ließ, schlägt gierig die Zähne in das Haupt des Priesters und zermamlt den Schädel fortwährend krachend wie ein Hund den Knochen. Von unerhörter Gewalt ist dabei die Geschichte des Hungertodes der Kinder, die dem Vater die eigene Hand, das eigene Fleisch zur Sättigung bieten.
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Goethe hat diese Episode zum Höchsten der Dichtkunst gerechnet. Dantes Fantasie schwelgt hier im Monströsen und Furchtbaren. Im Erdmittelpunkt dann, von den Himmeln am weitesten entfernt, steht als Abschluss der Hölle Luzifer; riesenhaft ragen seine drei Häupter, deren Mäuler fortwährend, von Ewigkeit zu Ewigkeit, die drei schrecklichsten Sünder zermalmen: Judas Ischariot, den Verräter Christi; Brutus und Cassius, die Verräter und Mörder Cäsars, d.h. der geheiligten Person des ersten römischen Kaisers. An den Zotteln Satans sich festhaltend, klimmen die beiden Wanderer weiter, bis sie nach Überwindung des Erdmittelpunktes zur anderen Hemisphäre, der des unendlichen Wassers, gelangen - zum Fuße des auf Inselmitten sich erhebenden Läuterungsberges (Purgatorio).
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Das Fegefeuer
Von den Schrecken des Inferno, der Hölle, macht uns der zweite Teil der gewaltigen Dichtung, das Purgatorio, frei. Nicht ganz glücklich hat man dieses Purgatorio als Fegefeuer bezeichnet. Es ist von Dante als umgekehrter Trichter gedacht, als ansteigender Berg mit Vorgelände, sieben Terrassen, die durch Felsenstufen verbunden sind, und Gipfel. Im Vorgelände umwandeln die säumigen Sünder, die erst im letzten Augenblick des Lebens Buße getan, den Läuterungsberg. In den sieben Kreisen büßen dann die Stolzen, die Neidischen, die Zornigen, die Trägen, die Geizigen, die Schlemmer, die Wollüstigen; aber sie büßen froh in Hoffnung, der göttlichen Gnade und Erlösung harrend, und Dante reiht sich als Mitbüßer in ihre Schar.
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Stufe nach Stufe überwindet er; mit jeder erlischt eines der sieben P (peccata, Todsünden: 1. Superbia Hochmut (Stolz, Eitelkeit, Übermut) 2. Avaritia Geiz (Habgier, Habsucht) 3. Luxuria Wollust (Ausschweifung, Genusssucht, Begehren, Unkeuschheit) 4. Ira Zorn (Jähzorn, Wut, Rachsucht) 5. Gula Völlerei (Gefräßigkeit, Maßlosigkeit, Unmäßigkeit, Selbstsucht) 6. Invidia Neid (Eifersucht, Missgunst) 7. Acedia Faulheit (Feigheit, Ignoranz, Überdruss, Trägheit des Herzens)), die ihm der Cherub an der Eingangspforte mit Schwertesspitze auf die Stirn geschrieben; mit jeder wird der Emporstieg leichter. Auch hier stehen ihm die büßenden Seelen Rede. Von den berühmteren Episoden sei des Weherufs über Italien, das "Schiff ohne Steuer", gedacht (6. Gesang), des Vaterunser der Karyatiden, der schönen Worte über die Vergänglichkeit des Ruhmes (11. Gesang).
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Im strahlenden Morgenlicht öffnet sich dann vor dem von Virgil mündig gesprochenen Dichter das irdische Paradies auf dem Gipfel des Läuterungsberges, das Paradies, dessen die Menschheit durch den Sündenfall verlustig ging. Weiter reicht Blick und Kenntnis Virgils, des Nichterlösten, nicht. Er verschwindet. Aber schon schwebt im roten Kleide und weißen Schleier, den Ölblattkranz im Haar, Beatrice heran, wie der junge Dante sie in Florenz erschaut, und nachdem er vor ihr ein demütiges Bekenntnis seiner Verirrungen abgelegt hat, wird er in den Fluten des Lethe entsündigt und ist, in das heilige Lächeln der himmlischen Geliebten verloren, nach einem Trunk aus der Quelle Eunoe «rein und bereit zum Aufschwung nach den Sternen»
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Das Paradies

Der dritte Teil, das "Paradies", bringt nun den Flug durch die Himmel. Wieder sind es neun Sphären, durch die der Dichter mit Beatrice schwebt, aber sie sind nicht schroff voneinander getrennt, wenn sie auch immer näher an Gott heran und zu immer vollkommenerer Seligkeit führen. Über diesen neun Kreisen schwebt der Feuerhimmel, das Empyreum, «der höchste Himmel Gottes selbst, das unbewegende Unbewegliche, in und nach dem sich die anderen Himmel, von Sehnsucht hingerissen, drehen, und wo Dante in der Himmelsrose alle Seligkeit beisammen sieht. Also ein Himmel, ins Unendliche mit mächtiger Wölbung und immer weitern Kreisen verschwebend, und dieses Ganze durchwogt von Millionen lichter Seelenframmen, die jede in ihrem Maß und alle völlig im All-Einen selig sind: dies ist das majestätisch-prachtvolle Gesamtbild des Danteschen Paradieses» (R. Pfeiderer.) Immer mehr verklärt sich Beatrice, je höher sie schweben; wie «Perlen im Wasser» steigen sie durch lauter Licht: von der Sphäre des Mondes zu der des Merkur, weiter zur Venus, zum Mars, zum Jupiter und Saturn, zum Fixsternhimmel und Kristallhimmel. Die großen Kirchenlehrer und -Väter reden zu Dante, sein im zweiten Kreuzzuge gefallener Urahn spricht ihn an und preist ihm das alte, einfache Florenz, die Apostel prüfen ihn in Glaube, Hoffnung und Liebe, und immer höher gerissen von Beatrice und der eigenen Sehnsucht, von Lobsingen der seligen Scharen umjauchzt, von Lichtströmen umbraust, schaut er das Empyreum, den Feuerhimmel und seine Herrlichkeit.
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In einem innig-großen Gebet erbittet der heilige Bernhard von der Jungfrau für den, der alle drei Reiche durchwandert hat, die Kraft, dass er nun auch die höchste Wonne aschaue, ohne dass seine Sinne sich darüber verwirrten. Beatrice und alle Heiligen falten in gleichem Flehen die Hände. Und Dante hebt den Blick zur ewigen Klarheit, zu den drei verschiedenfarbig leuchtenden Kreisen des Urlichts, zu Gott. Da erlöschen ihm im Anschauen des höchsten Geheimnisses Sehnsucht und Wille, und gotteinig schwingt sein Geist im heiligen Kreise mit, im ewigen Gleichschwung der Liebe, die Sonnen rollt und Sterne.
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DAS Journal:

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"Kamdzhalov- Musik ist überall"

 

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Archiv

 

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Der Dirigent

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Yordan Kamdzhalov

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Йордан Камджалов

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Dimitar Nenov

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Die Botschafter Bulgariens

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"Die bulgarische Seele..... In ihr gibt es viel...... Eigentlich sollte ich hier zuerst über Dimitar Nenov, den großartigen bulgarischen Musiker, Komponisten, Pianisten und Lehrer sprechen, dessen Weihnachtskonzert wir spielen werden. Er trägt alle diese Eigenschaften der bulgarischen Seele. Unglaubliche Tiefgründigkeit, große Höhe, Überempfindlichkeit, also auch sehr viel Schmerz. Er ist unglaublich gut vorbereitet, super gebildet, futuristisch denkend. Er kennt das Traditionelle auch sehr gut. Er ist ein Kosmopolit der sich nie mit den gegebenen Umständen zufrieden gibt. Er hat ein transzendentales Gefühl für das Leben und den Klang, die Natur, die Menschen und die Folkore. Das was Dimitar Nenov charakterisiert, ist jenes was ich gesucht habe und was mich unglaublich beeindruckt im Bulgarischen.............."

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"Er ist ein bulgarischer Leonardo. Die Zuschauer werden seinem Oratorium in der Bulgaria Hall lauschen können. Das Ziel unserer Aufführung, von Dimitar Nenovs Werk, ist eigentlich eine weiße Magie, eine öffentliche weiße Magie. Denn am Ende des fünften Teils gibt es sogenannte „Wünsche für Glück und Gesundheit“, so ist der fünfte Teil des Werkes benannt, "Wünsche“. Wir wollen, dass 150 Musiker auf der Bühne in der Öffentlichkeit sozusagen so eine weiße Magie vollbringen, nicht nur für die 1000 Zuschauer im Saal, sondern für das ganze Volk und die ganze Welt. Genau das bringen die“Koledari“ zu Weihnachten in der bulgarischen Tradition. Diese “Koledari“ kommen aus der Unterwelt hinauf in die Höhe zu Weihnachten. Das Volk ist in der Vergangenheit in Kontakt mit solch mystischem aber wunderbarem Wissen gewesen. Ich denke das ist mit dem Wissen der ägyptischen Priester vergleichbar. Wir haben dieses Wissen sozusagen verallgemeinert und vergessen und Nenov ist derjenige, der Nein zu dieser Verallgemeinerung sagt. Er schafft ein “Space Shuttle“ für die bulgarische Folkloremusik."

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"Nenov hat die transzendentale Essenz der Folkore gehört und erkannt. Deswegen unterscheidet er sich von den bulgarischen Komponisten der“zweiten Generation“, wie sie bezeichnet werden. Sein Blick auf die Musik ist nicht nur kosmopolitisch, er ist kosmisch. Er folgt dem Gedanken, dass der Mensch, der sich mit Kunst oder Musik befasst, sich im Kosmos mit königlichem Schritt und mit königlichem Selbstbewusstsein bewegen muss. Das Risiko ist groß. Denn wenn dieses Werk auf klassische Weise klingen würde, wäre es nicht richtig. Wenn es auf folkloristische Weise klingen würde, wäre es ein Fehler. Wenn es akademisch klingen würde, wäre es auch ein Fehler. Wenn es nicht durchdacht und nicht analytisch klingen würde, wäre es ein Fehler. Wir suchen eine ganz andere fünfte Variante für Nenovs Werk, welche so meine ich noch nicht gefunden wurde. Wenn die Folklore ländlich klingt ist es ein Fehler, genauso wie wenn sie städtisch klingt. Wir suchen eine kosmische Funktion, eine andere Art Klang, ich denke wir müssen hier etwas neu entdecken...........“ 

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Jeder ist dabei auf seiner eigenen "Entdeckungsreise". Diese Art der Musik, ist wie ein Land, das Reisende nie als Fremde, sondern als zukünftige Freunde empfängt. Auf der Suche nach der Wärme eines freundlichen Willkommens, einzigartigen Erfahrungen, wie ein Land, das verwurzelt mit seinem kulturellen Erbe und seiner authentischen Seele ist. Diese Interpretation, des Werkes von Dimitar Nenov, wird unweigerlich, die Seele tief berühren. Du hast in mir Lichter angezündet, mit blauen Träumen den Tag gefüllt, und alles Blühen mündet noch im Erlöschen, hin zu deinem Bild. Es war der gleiche Sang in unserm Blut, jahrtausendalte, halberstorbene Glut.
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 >>Video-Dimitar-Nenov-Toccata<<


Yordan Kamdzhalov über Dimitar Nenov:

Vokabeln der Superlative:
Superintelligenz. Überempfindlichkeit. Übermäßiger Rhythmus. Riesengeist. Ein weltoffener Blick. Transzendentales Denken. Anti-Pietismus. Weltkummer. Ekstase. Zugang zu absoluter Stille. Supermachtleiter. Hyperorganisation. Übernatürlich. Überstyling. Supernationalität. Bringt die Folklore in seine Heimat zurück - den Kosmos. Der Riese. Gastgeber der Zukunft. Ein vielseitiges Genie. Schmerz. Sieg. Unvergleichlichkeit.

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DAS Journal:

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"Kamdzhalov- Musik ist überall"

 

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Der Dirigent

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Yordan Kamdzhalov

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Йордан Камджалов

 

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und

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Hector Berlioz

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Die Leidenschaftlichen

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Solange man Wünsche hat, ist man nicht glücklich, man erwartet es zu werden. Wenn das Glück nicht eintritt, so verlängert sich die Hoffnung und der Reiz der Täuschung, dauert solange an, wie die Leidenschaft, aus der sie entspringt. So ist dieser Zustand sich selbst genug und die Unruhe die sie verursacht, ist eine Art Genuss, der für die Wirklichkeit entschädigt und vielleicht sogar mehr Wert ist, als sie. Wehe dem der keine Wünsche mehr hat. Der verliert sozusagen alles was er besitzt. Man genießt weniger was man hat, als das was man erhofft und man ist glücklicher bevor man glücklich ist.

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Gedanken an die unerfüllte Liebe, in der die Hoffnung lebt eines Tages, das Glück zu finden. Alleine diese Hoffnung macht glücklich. Man kann sich also damit zufrieden geben, die Realität, durch einen Traum zu ersetzen. Dass dieser Zustand sich selbst genug ist, beweist die Größe der Macht der Vorstellungskraft. Sie kompensiert die Abwesenheit des geliebten Menschen, indem sie rein geistige, im gewissen Sinne irreale, aber nicht weniger effiziente Freude verschafft. Für sehr fantasievolle Menschen, stellt diese “fantastische Wunscherfüllung“ einen wahrhaften Trost dar, der für die reale sinnliche Liebe entschädigt. Sie also ersetzt.... Wie in der“Symphonie fantastique“, von Hector Belioz, die als Reaktion auf eine glühende, aber verschmähte Leidenschaft entstand. Die Symphonie trägt den Untertitel:“Eine Episode aus dem Leben des Künstlers“.

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Er entwickelte eine außergewöhnliche Fantasie, wenn es darum ging verschiedene Klangfarben miteinander zu kombinieren oder gegeneinander auszuspielen und so die wirbelden inneren Gemütszustände, seiner Geschichte, wahrhaft nachfühlbar werden zu lassen. Der Liebe und der Faszination des geliebten und begehrten Menschen verfallen, verfiel er monatelang in einem Zustand des Deliriums, den Qualen einer Leidenschaft ausgeliefert, die vollkommen aussichtslos war. Berlioz gilt als erster Komponist, dessen Instrumente aus dem Orchester heraustreten und bildhaft szenische Effekte, ähnlich denen, der späteren Opern, darstellen. In der Symphonie fantastique, die Berlioz in jungen Jahren verfasst hat: spiegelt sich die erwachte romantische Seele, die glühte, brodelte und kochte wider, musikalischer Ausdruck romantischer Träume und Alpträume, tönendes Tagebuch eines ungestümen Lebens, klingendes Kaleidoskop einer aufgewühlten Gedankenwelt.
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Berlioz hatte der Partitur seiner Symphonie fantastique ein Zitat von Victor Hugo vorangestellt: „Das Buch meines Herzens hat jede Seite geschrieben...alles, was ich erlitten, alles, was ich versucht habe.“Der Untertitel des Werkes „Episode aus dem Leben eines Künstlers“. Mit einer gehörigen Portion romantischer Selbstironie erläutert Berlioz: „Ein junger Komponist von krankhafter Empfindsamkeit und glühender Fantasie hat sich in einem Anfall verzweifelten Liebeskummers mit Opium vergiftet. Die Dosis versenkt ihn in einen langen Schlaf, den die seltsamsten Visionen begleiten.“ Soweit Berlioz.
Das Werk beginnt mit den Träumen und Leidenschaften des jungen Komponisten, seltsam schwebend, schwankend zwischen Euphorie und Melancholie. ....
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Visionär oder Genie? Bei Zeitgenossen galt der Franzose Hector Berlioz mit seiner Idee von einem riesigen Orchester als Irrer. Heute hält man ihn für einen der wichtigsten Komponisten des 19. Jahrhunderts – ein Vorbild für viele Romantiker nach ihm. Hector Berlioz – der größte französische Komponist seiner Zeit, Klang-Visionär und Orchester-Genie in seinen Werken wie als Dirigent, Romantiker par excellence. Die ganze Welt scheint rot, als ob des Lebens weite Seele blutet. Mein Herz stöhnt wie das Leid der Hungersnot, aus Geisteraugen stiert der Tod. Sag' mir, ob auch in Nächten deine Seele klagt. Vom starken Rosenduft umflutet, der am Nerv des bunten Traumes nagt. Die Wirbelwinde hadern mit dem Leben, ich halte meine Hände still ergeben auf meinem frommbezwungenen Schoß. Ein Engel spielte sanft auf blauen Tasten, langher verklungene Fantasie und alle Bürde meiner Lasten, verklärte und entschwerte sie. Jäh tut mein sehr verwaistes Herz mir weh –

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„Mein Leben ist ein Roman, der mich sehr interessiert…“…hatte er in seinen Memoiren geschrieben, die sich bis heute ebenso unterhaltsam lesen wie seine Hunderte von Feuilletons, die mit spitzer Feder das Pariser Musikleben kommentierten und mit denen er lange seinen Hauptverdienst bestritt. Als Sohn eines Arztes war Berlioz am 11. Dezember 1803 in La-Côte-Saint-André, 70 Kilometer südöstlich von Lyon, zur Welt gekommen, hatte in Paris Musik studiert und war schon früh mit Werken aufgetreten, die in ihren Besetzungen und ihrer radikalen Modernität die Musiker ebenso irritierten und schockierten wie das Publikum. Zum Beispiel Friedrich Zelter, den Goethe um sein Urteil über die Huit Scènes de Faust gebeten hatte – Berlioz‘ Opus 1, das er ihm zugesandt hatte.
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„Gewisse Leute können ... ihren Anteil nur durch lautes Husten, Schnauben, Krächzen und Ausspeien zu verstehen geben; von diesen einer scheint Herr Berlioz zu sein.“ Goethes Faust und Shakespeares Romeo, Hamlet und King Lear, Vergils Aeneas, Lord Byrons Child Harold und der Florentiner Goldschmied Benvenuto Cellini – alle Helden, die Berlioz in Musik setzt, spiegeln ihn selbst wider; jede „Episode aus dem Leben eines Künstlers“ – so der Untertitel der berühmten Symphonie fantastique – ist Teil einer klingenden Autobiografie, die einer „fixen Idee“ folgt, einer idée fixe. In Paris galt Berlioz als größenwahnsinniger und gefährlicher Irrer, der von einem Orchester mit mehr als 450 Musikern träumte… „...mit 250 Streichern, 30 Harfen, 30 Klavieren, 120 Bläsern und 20 Schlagzeugern!“
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Ungleich größer war die Begeisterung, die er als Dirigent und Komponist fast 25 Jahre lang auf seinen Konzertreisen nach Deutschland, Österreich, Russland, London, Prag und Budapest erlebte. Berlioz war der „Erfinder“ des modernen Orchesters, dessen Grundlagen er in einer (bis heute gültigen) Instrumentationslehre festlegte – das Vorbild der Symphonischen Dichtungen Liszts und der Leitmotivik Richard Wagners. Ein Visionär und Schwärmer, dessen Träume und Leidenschaften freilich an der Realität zerbrachen. Der ständige Kampf um Anerkennung, zwei unglückliche Ehen und der Gelbfieber-Tod seines 33 Jahre alten Sohnes Louis im fernen Havanna brachen schließlich seinen Lebensmut und –willen.

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„Aus, kleines Licht!“

 Aus einem von Berlioz‘ Lieblings-Zitaten,

wie es in Shakespeares Macbeth heißt.

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Sogar Schnelligkeit ist bei Sehnsucht die reinste Verzögerung.

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Etiam cleritas in desiderio mora est.

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DAS Journal:

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"Kamdzhalov- Musik ist überall"

 

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Archiv

 

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Yordan Kamdzhalov

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Йордан Камджалов

 

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und

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Pjotr Iljitsch Tschaikowsky

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Die Gefühlvollen

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"Musik ist keine Illusion, sie ist Offenbarung. Und darin besteht ihre sieghafte Kraft, daß sie eine Schönheit offenbart, die uns in keiner anderen Sphäre zugänglich ist und uns mit dem Leben versöhnt.“

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Bei dieser Interpretation der 5.Symphonie, taucht der  Dirigent, Yordan Kamdzhalov, sehr feinfühlig, spürbar tief in die Musik ein, um mit dem Orchester des Nationaltheater Rijekas, die erschütternsten, anrührendsten und bewegendsten Stellen, mit allen kleinen Nuancen, atmosphärisch dicht und ergreifend zu musizieren. Es gelingt ihnen, mit  melankolischer Schönheit und schwereloser Melodie. Da erscheint es fast ein wenig grotesk als, wie ein Lichtstrahl in todesschwangerer Atmosphäre, Walzerklänge trösten. Berührend, liebevoll, gespielt. Das Finale erinnert an den Anfang, auch wenn die Stimmung trügerisch ist, das Ringen zwischen Todesahnung und Lebenshunger, entscheidet sich, mit triumphalem Sieg, für das Leben. Das Orchester zeigt hier, vom Zweifel befreit, mitreißend, ungebremste Lebensfreude! Das ist grandios und wird vom Publikum mit stürmischen und anhaltenden Applaus gefeiert! Einmal mehr stelle ich fest, wie intensiv, dieser Dirigent zum Medium und Mittler zwischen Orchester und Publikum wird und anmutig, charismatisch, überaus kundig, durch den Ozean der Musik, zu navigieren vermag...Durch seine vorgelebte Hingabe, motiviert er die Musiker zur Identifikation mit der angestrebten Interpretation und erreicht  eine außergewöhnliche Magie, die begeistert .

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Pjotr Iljitsch Tschaikowsky war und ist einer der bedeutendsten Komponisten der von Liebe und Sehnsucht geprägten Romantik (1798-1835). Wie die Epoche selbst, war auch er sehr träumerisch und hoch empfindsam. In seinen Werken verlieh er seinen unfassbar wirbelnden Gefühlen Ausdruck. „Ich habe mich immer bemüht, in meiner Musik die ganze Qual und Ekstase der Liebe auszudrücken.“ O deine süßen Augen sind meine Lieblingsblumen; Und dein Herz ist mein Himmelreich; Laß mich hineinschaun. Du bist aus glitzernder Minze und so weich versonnen... Ich wollte dir immerzu viele Liebesworte sagen,- Warum tat ich das nicht? Tschaikowsky litt Zeit seines Lebens an Depressionen und pathologischer Menschenscheu. Trotz vieler Gönner und Freunde blieb er immer ein Einzelgänger, fühlte sich dort, wo er gerade war, meist sehr schnell fremd, war ruhelos und innerlich zerrissen, suchte, zeitlebens vergeblich, nach liebevoller Geborgenheit und geistiger Übereinstimming, um den quälenden Dämonen der Einsamkeit zu entkommen.

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Tschaikowsky war 1888 an einem persönlichen Tiefpunkt angekommen. „Schreiben für wen? Weiterschreiben? Lohnt kaum“, vertraute er sich seinem Tagebuch an. Auch seiner Mäzenin Nadeshda von Meck schrieb er, dass ihn oft Zweifel überkommen würden und er sich die Frage stelle: Wäre es nicht an der Zeit, aufzuhören? Wie ich dich liebe? Laß mich zählen wie. Ich liebe dich so tief, so hoch, so weit, als meine Seele blindlings reicht, wenn sie ihr Dasein abfühlt und die Ewigkeit. Ich liebe dich bis zu dem stillsten Stand, den jeder Tag erreicht im Lampenschein oder in Sonne. Frei, im Recht, und rein wie jene, die vom Ruhm sich abgewandt. Mit aller Leidenschaft der Leidenszeit und mit der Kindheit Kraft, die fort war, seit ich meine Heiligen nicht mehr geliebt. Mit allem Lächeln, aller Tränennot und allem Atem. Und wenn Gott es giebt, will ich dich besser lieben nach dem Tod. Und doch: Ein Umzug auf sein Landgut Frolowskoje in der Nähe der russischen Stadt Klin, gab ihm wieder die Kraft zum Komponieren. Eine neue Symphonie sollte es werden, immerhin war es schon elf Jahre her, dass er seine letzte komponiert hatte. So entstand innerhalb weniger Wochen seine fünfte Symphonie, die Schicksals-Symphonie.

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Vielleicht waren diese tiefe Verzweiflung und Ängste der Grund dafür, dass eine eher dunkle, zum Teil fast schon mystische Symphonie in Moll entstanden ist. Passend dazu auch der Name Schicksals-Symphonie. Schon der erste Satz wird von der Klarinette mit dem Schicksalsmotiv eingeleitet, das der Komponist selbst als „vollständiges Sich-Beugen vor dem Schicksal oder was dasselbe ist, vor dem unergründlichen Walten der Vorsehung“ bezeichnete. Dieses leitet in ein eindringliches Hauptthema, das von den Streichern übernommen wird. Erst das Seitenthema in D-Dur hebt sich deutlich vom marschartigen Leitmotiv ab. Dennoch taucht dieses immer wieder in den einzelnen Orchesterstimmen auf und zieht sich wie ein roter Faden durch die folgenden Sätze, bis es im Finale schließlich die Überhand gewinnt.

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Bis zum Schluss war Peter Tschaikowsky der Meinung, seine Schicksals-Symphonie sei ihm misslungen. Dabei hätte ihn der Erfolg vom Gegenteil überzeugen müssen. Vom selbstkritischen Komponisten gibt es durchaus wenig schmeichelhafte Anmerkungen zu seiner eigenen Fünften, die überall sonst auf immer größere öffentliche Anerkennung stieß: "Nach jeder Aufführung empfinde ich immer stärker, dass dieses Werk mir misslungen ist. Die Symphonie erscheint mir zu bunt, zu massiv, zu künstlich, zu lang, überhaupt unsympathisch." Wie so oft sind die Schöpfer ihrer Werke die strengsten Kritiker ihrer selbst und oft gar nicht dazu auserkoren, das eigene Werk richtig zu beurteilen. Klaus Manns schrieb zur Fünften in seiner Tschaikowsky-Biographie: "… geschrieben, zum Trotz jener schlimmen Angst, die den Alternden lähmen wollte mit ihrem Flüstern: Du bist ausgesungen, vertrocknet, von dir kommt nichts mehr. Und siehe da: Die Symphonie wurde groß, und sie wurde gut. Sie hatte Schwermut und Glanz und dazwischen eine ganz entrückte Leichtigkeit und am Ende den stolzen und heftigen Überschwang dessen, der sich höchst tapfer wehrt."

 

Das kompositorische Schaffen war für Tschaikowsky ein Mittel, aus seiner inneren Zerrissenheit auszubrechen. „Die Arbeit ist meine Retterin.“ schrieb er in sein Tagebuch. Tschaikowsky besaß eine enorme Arbeitsdisziplin; seiner Meinung nach wird Inspiration „nur durch Arbeit und nur beim Arbeiten geboren“.Tschaikowskys Œuvre umfasst Werke beinahe aller Gattungen: Opern- und Ballettmusik, Orchesterwerke, Konzerte, Kammermusik, Klaviermusik, geistliche Musik und Lieder. Seine besondere Liebe galt der Oper. Von seinen zehn Werken haben sich jedoch nur zwei auf den Spielplänen durchgesetzt: "Eugen Onegin" und "Pique Dame". Tschaikowskys Weltruhm gründet sich nicht zuletzt auf die drei Ballette, zu denen er die Musik komponiert hat: "Schwanensee", "Dornröschen" und "Der Nußknacker". Seine berühmteste Symphonie ist die sechste mit dem Beinamen „Pathétique“.
Die Musiksprache Tschaikowskys ist intensiv und emotional. Die Popularität von Tschaikowskys Musik resultiert wohl daraus, dass sie „von Herzen zu Herzen“ geht.

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Das Außerordentliche geschieht nicht auf glattem, gewöhnlichem Wege.
Johann Wolfgang von Goethe
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DAS Journal:

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"Kamdzhalov- Musik ist überall"

 

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Archiv

 

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Der Dirigent

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Yordan Kamdzhalov

 

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Йордан Камджалов

 

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und

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Richard Wagner

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 Die Meisterhaften

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Tristan und Isolde

Handlung in drei Aufzügen. Uraufführung 1865 in München




O sink hernieder, Nacht der Liebe, gib Vergessen, dass ich lebe;
nimm mich auf in deinen Schoß, löse von der Welt mich los!
So stürben wir, um ungetrennt – ewig einig, ohne End’,
ohn’ Erwachen – ohn’ Erbangen – namenlos in Lieb’ umfangen,
ganz uns selbst gegeben, der Liebe nur zu leben!
Ohne Nennen, ohne Trennen, neu Erkennen, neu Entbrennen;
ewig endlos, ein-bewusst: heiß erglühter Brust höchste Liebeslust!


Viele Musikkenner meinen  -  und das wahrscheinlich zu Recht  -  Isoldes Liebestod sei das Ergreifendste, was Menschen jemals schufen. Richard Wagner hat da alles, auch sich selbst, übertroffen. Die Klänge, die wir im Liebestod hören, übertreffen an Schönheit und Eindringlichkeit alles, was die Musikliteratur ansonsten kennt. Das läßt sich nicht beschreiben, man muß es hören. Wie Victor Hugo sich einmal ausdrückte: Musik ist das, worüber man nicht schreiben und doch nicht schweigen kann.

Es sind vor allem zwei Töne in der Schlußphase von Isoldes Liebestod, die durch Mark und Bein dringen und gleichsam nachempfindbar machen, was mit dem dann folgenden Ausklang gesagt werden soll: drüben, in der anderen, ewigen Welt, sind die beiden Liebenden untrennbar beisammen. Im Größeren gesehen will dies sagen: das Sterben bereitet kein Ende, sondern führt zu einem neuen Leben. Einen von ferne ähnlichen Ton-Eindruck, wie in Isoldes Liebestod, hat Wagner zuvor bei Wotans Abschied in der „Walküre“ geschaffen. Aber selbst dies läßt sich nicht mit Isoldes Liebetod vergleichen – weil dieses Werk eben unvergleichlich ist!

Wahrscheinlich ist Tristan und Isolde auch schwierig zu dirigieren. Besonders bei  „Isoldes Liebestod“, wo es auf Feinheiten ankommt, sind die Unterschiede groß. Die Suggestivkraft von Wagners  „Tristan und Isolde“  ist ungeheuerlich. Schon das Vorspiel zum ersten Aufzug ergreift die Zuhörerschaft und läßt nicht wieder los. An der Universität von San Francisco wurde das Spielen von Tristan und Isolde einmal zeitweilig untersagt, weil der gesamte Universitätsbetrieb lahm lag, da alles nur noch immerzu „Tristan und Isolde“ anhörte. Über das Musikalische hinaus ist das ganz Spezielle an diesem Werk – inhaltlich – der vom Diesseits aus gesehene Jenseitsbezug. Für die Liebe von Tristan und Isolde gibt es kein Ende, auch nicht durch das Sterben. Diese Botschaft Wagners richtet sich an alle Menschen. Tristan und Isolde stehen dabei gewissermaßen beispielhaft für alle Menschen. Wagner, der sich zeitweilig auch mit dem Gedanken an Reinkarnation befaßt hat.

Wagners in „Tristan und Isolde“ zum Ausdruck gebrachter Glaube findet sich, weniger deutlich, auch in Oscar Wildes Dichtung „Salome“ (die Richard Strauss vertonte), wenn es heißt: „Das Geheimnis der Liebe ist größer als das Geheimnis des Todes“. Für Richard Wager war das kein Geheimnis, denn er hatte bereits erkannt, daß alles unvergänglich lebt, was die Gefühlskraft dazu besitzt. So wie Isolde und Tristan, Brünhilde und Siegfried, Senta und der Fliegende Holländer – und, auf andere Weise, auch Parsifal, und wohl ebenso Kundry, obschon bei Parsifal die weltliche Liebe keine nennenswerte Rolle spielt. In „Tristan und Isolde“ behandelt Richard Wagner die Unvergänglichkeit der quasi prädestinierten, leidenschaftlichen Liebe zwischen Frau und Mann. Und all dies hat einen großen Zusammenhang mit jenen Erkenntnissen, die den Menschen wertvoll sind.

Wenn wir für einen Augenblick die Entstehungszeit von „Tristan und Isolde“ beachten, so fällt uns auf, daß Wagner die Arbeit an diesem Werk in Schweizer Exil begann, wo er für eine Weile bei seinem Freud und Gönner Otto Wesendonck lebte. Wagner verliebte sich jedoch in dessen Frau, die Dichterin Mathilde Wesendonck. Nach Gedichten von ihr komponierte Wagner die „Wesendonck-Lieder“. Er befand sich aber in einem Konflikt, denn es war die Gattin seines befreundeten Gönners, die er nun begehrte. Richard Wagner verließ daher sein Schweizer Asyl. Seine Empfindenswelt mag der Tristans aber nicht allzu fern gewesen sein.

Man würde ein tragisches Ende annehmen. Wäre da nicht Platons, "Von der Unsterblichkeit der Seele".
So könnte der Schluss von „Tristan und Isolde“ nicht positiver oder glücklicher sein:
Tristan und Isolde definieren also im Liebesduett das Wort „Tod“ um: In Ihrem „Ohne Nennen, ohne Trennen, neu Erkennen, neu Entbrennen/endlos ewig, ein-bewusst“ wird es klar: Zeit, Raum und Kausalität sind aufgehoben. So wie es ein individuelles Lebewesen nicht gibt, kann es keinen Tod geben. Der Irrtum der Individuation des Einzelnen ist beseitigt und das Eins-Sein mit des Weltatems wehenden Alls ist erkannt und vollzogen. Das Leiden des Lebens unter dem Irrtum der Individuation ist für Tristan und Isolde beendet.

Das ausufernde Universum, der berühmtesten Komponisten, mit seinen facettenreichen Gefühls- und Gedankenströmen, Höhenflügen, Verzagtheiten, Kampfesgesten, Friedensbotschaften, geheimnisvollem Geflecht aus Beziehungen zu Zeitgenossen und wechselseitigen Inspirationen, ist mit Ideen und Motiven, in außerordentlicher Klangfülle, in ihre einzigartigen Werke eingeflossen. „Gleichgültig, wo man ist“, klagte etwa Karl Marx 1876, „man wird immer mit der Frage gequält: Was denken Sie über Richard Wagner?“ Damals stand Wagner am Zenit seines Einflusses. In seinem eigens für diese Zwecke gebauten Opernhaus in Bayreuth veranstaltete er im August 1876 erstmals die Bayreuther Festspiele. Dort werden bis heute ausschließlich seine eigenen Werke gespielt. Zur Eröffnung des Festspielhauses gab es die erste Gesamtaufführung seiner Tetralogie Der Ring des Nibelungen. 16 Stunden Musik, aufwendig inszeniert, verteilt auf vier Abende – eine Revolution des Musiktheaters, zudem Wasser auf die Mühlen derer, die eine deutsche Nationaloper forderten. Als Vorspiel gab es Das Rheingold. Es folgten Die Walküre, Siegfried und Götterdämmerung.

Bis zu seiner Oper Lohengrin, uraufgeführt 1850, entsprachen Wagners Bühnenwerke noch in großen Teilen den Konventionen. Mit dem Ring aber verwirklichte er das revolutionäre Konzept seines Musikdramas, das als Gesamtkunstwerk Dichtung, Bühnendarstellung und Musik vereinen sollte. Wagner hatte seine künstlerischen Ansprüche bereits theoretisch vorformuliert in vieldiskutierten Schriften wie Oper und Drama (1851). Zukunftsweisend war der Ring zunächst in der engen Verbindung von Musik und Text. Für beides zeigte sich Wagner selbst verantwortlich. In seiner betont archaisierenden Dichtung verzichtete er auf traditionelle Reimschemata und griff auf den altgermanischen Stabreim zurück.

Wagner bezog sich im Ring auf den Stoff des Nibelungenliedes, einer um 1200 anonym verfassten Heldensage, die in der Romantik zum deutschen Nationalepos avanciert war. Aber er nahm sich auch den isländischen Epos Edda, die skandinavische Wälsungensage und die deutsche Nibelungen-Volkssage vor und baute sich aus dieser Mixtur eine eigene mythische Welt. Eine, in der Helden und Götter im Kampf um Besitz und Macht und im Konflikt zwischen Freiheit und Gesetz sich selbst oder andere umbringen und auch vor Inzest nicht haltmachen. Am Ende geht die Welt in Flammen auf. Kapitalismuskritik und Endzeitdrama par excellence. Musikalisch überwand Wagner im Musikdrama die althergebrachte Nummernstruktur, also die Aufteilung der Akte in geschlossene Vokalnummern wie Arie oder Chor, die durch Rezitative oder gesprochene Dialoge verbunden wurden.

Die immense Bedeutung des Rings war den Zeitgenossen schon im Vorfeld der Uraufführung bewusst. Neben dem deutschen Kaiser Wilhelm I., König Ludwig II. und anderen Vertretern europäischer Herrscherhäuser kamen im Sommer 1876 Künstler aus aller Welt nach Bayreuth: Die Komponisten Liszt, Bruckner, Tschaikowsky und Grieg etwa, der Philosoph Nietzsche oder der russische Schriftsteller Tolstoi. Wagner, der sich einmal als „deutschestes aller Wesen“ bezeichnete, hatte es zu internationalem Ruhm und Einfluss gebracht, der auch posthum niemals abbrechen sollte.

1864 nach München gerufen, wo der junge König dem verschuldeten Komponisten alle Mittel versprach, damit dieser sein Werk fortführen konnte. Damit endete für Wagner ein Leben auf der Flucht vor Gläubigern und politischer Verfolgung.
Ludwig hatte 1861 zum ersten Mal eine Aufführung der Oper „Lohengrin“ gesehen. Bereits drei Jahre zuvor waren „Tannhäuser“ und „Lohengrin“ am Münchner Hoftheater gespielt worden, doch König Maximilian hielt seinen Sohn damals für zu jung für diese Stoffe. Ludwig II. machte aus seiner Begeisterung für Wagner keinen Hehl. Auch für dessen Schriften zur Theorie und Philosophie der Musik – die keineswegs unumstritten waren – zeigte Ludwig großes Interesse. Er sah in Wagner nicht nur den genialen Künstler, sondern zudem eine Art Vaterfigur. Auch der Komponist war von Ludwig II. angetan. Er begegnete ihm 1864 mit großer Dankbarkeit: „Und dieses Leben, sein letztes Dichten und Tönen, gehört nun Ihnen, mein gnadenreicher junger König: verfügen Sie darüber als über Ihr Eigenthum!“

Was Richard Wagner und König Ludwig II. miteinander verband, war die Liebe zu Dichtung und Musik. Wagner war schon in seinen frühen Schriften auf die Verbindung dieser beiden Kunstformen eingegangen. Ludwig II. erkannte in Wagner denjenigen Künstler, der ihm Sagenstoffe, Romantik und germanische Vergangenheit in der anrührendsten Weise aufbereitete. Bombastische und unverwechselbare Klänge, die eine schwer fassbare Atmosphäre aus Idylle und Anmut, Tragik, Erhabenheit und Pathos schufen, waren genau nach Ludwigs Geschmack. Wagners Klangformen und Arrangements waren denkbar modern, während die Themen zurückverwiesen in mythische Zeiten oder in die Ursprünglichkeit der Natur. Auch die Bühnentechnik, die in München und Bayreuth für seine Stücke aufgewendet wurde, setzte neue Maßstäbe. Ludwig II. und Richard Wagner haben das Musiktheater in ein neues Zeitalter geführt. Für Wagner wie für Ludwig II. waren Musik und Drama wesentliche Mittel zur Erziehung der Gesellschaft. Der Gedanke an ein Festspielhaus als Ort musikalischer und dramatischer Erbauung war für beide zentral.

1865 wurde „Tristan und Isolde“ in München unter der Leitung von Hans von Bülow uraufgeführt. Die anderenorts als unaufführbar geltende Oper wurde in München mit 77 Proben einstudiert, was ungeheure Kosten nach sich zog.

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Sternstunden

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Yordan Kamdzhalov: 

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"Parsifal - my greatest daydream in all of music."

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„Ich werde selbst fast des Glaubens, dass es der Dichtkunst

vielleicht allein gelingen könnte, solche Geheimnisse gewissermaßen

auszudrücken, die in Prosa gewöhnlich absurd erscheinen,

weil sie sich nur in Widersprüchen ausdrücken lassen,

welche dem Menschenverstand nicht einwollen.“

(Goethe in einem Brief übersein philosophisch-mystisches Gedicht „Eins und Alles“)

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Das, was Goethe hier über die Dichtkunst sagt, gilt wohl auch für die Kunst im Allgemeinen: Da sie der Intuition entspringt und sich nicht in logischen Begriffen, sondern in Metaphern, Bildern und Tönen ausdrückt, dringt sie mit ihrer Aussage in Bereiche ein, die dem unterscheidenden Verstand verschlossen sind. Die Kunst ist die Sprache der Ganzheitlichkeit, die sich, wie Goethe sagt, „sich nur in Widersprüchen ausdrücken“ lässt, weil alle höhere Wahrheit letztendlich paradox ist. Und sie ist auch die Sprache, in der sich jene Ahnungen mitteilen, die aus den tiefsten Schichten der Seele auftauchen, und in denen der Mensch Antworten auf die ihn bedrängenden existentiellen Fragen findet: die Fragen nach dem Woher, Wohin und Warum, - nach dem Sinn des eigenen Lebens und des Weltgeschehens überhaupt.

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Wenn die Kunst an sich imstande ist, höhere Erkenntnis zu vermitteln, so gibt es unter den Kunstwerken solche, die aufgrund ihrer gedanklichen Ausrichtung mehr als andere dazu geeignet sind, den Menschen als geistige Wegweiser zu dienen. Zu diesen gehört in besonderem Ausmaß Wagners letztes Drama „Parsifal“. Mit seiner christlichen Symbolik gibt es sich ganz offen als religiöses Werk zu erkennen. Religio darf hier jedoch nicht mit Kirche oder Theologie verwechselt werden. Denn Wagner bietet kein intellektuell konstruiertes System von Glaubenssätzen, sondern hat in diesem Werk seinen innersten Gedanken über die tiefsten Fragen des menschlichen Daseins künstlerische Gestalt verliehen. Und diese Gedanken haben ihren Ursprung größtenteils in einer aus unbewussten Tiefen aufgestiegenen künstlerischen Intuition.

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Nun freut sich alle Kreatur

auf des Erlösers holder Spur,

will sein Gebet ihm weihen.

Ihn selbst am Kreuze kann sie nicht erschauen:

da blickt sie zum erlösten Menschen auf;

der fühlt sich frei von Sündenlast und Grauen,

durch Gottes Liebesopfer rein und heil.

Das merkt nun Halm und Blume auf den Auen,

dass heut des Menschen Fuß sie nicht zertritt,

doch wohl, wie Gott mit himmlischer Geduld

sich sein erbarmt’ und für ihn litt,

der Mensch auch heut in frommer Huld

sie schont mit sanftem Schritt.

Das dankt dann alle Kreatur,

was all’ da blüht und bald erstirbt,

da die entsündigte Natur

heut ihren Unschuldstag erwirbt.

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In dieser Ethik verschmilzt die christliche Liebesidee, welche die unbegrenzte Selbsthingabe zugunsten anderer Menschen fordert, mit der altindischen Vorstellung, dass nicht nur der Mensch, sondern alles Seiende göttlich und deshalb als etwas Heiliges zu betrachten sei; und beide verbinden sich dann mit der abendländischen Kernvorstellung der Verantwortlichkeit des Einzelnen. So führt die Erkenntnis der Einheit alles Lebenden dazu, dass der Mensch sich seiner Verantwortung für alles Lebende bewusst wird, und dieses zu beschützen und zu fördern, wird ihm oberstes Gebot. Die Kulturen übergreifende Allgemeingültigkeit dieser Ethik macht sie dazu geeignet, Grundlage einer neuen, weltbejahenden Menschheitsreligion zu sein. Und  das  Bild  der am Karfreitag neu aufblühenden Wiese könnte dann das zentrale Symbol einer neuen, religiösen Menschheit werden.

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"Die Liebe ... ist eben nicht Selbstbeschränkung, sondern unendlich mehr,

nämlich, -  höchste Kraftentwicklung unseres individuellen Vermögens,  -

zugleich mit dem notwendigsten Drange der Selbstaufopferung

zugunsten eines geliebten Gegenstandes.“

Richard Wagner

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In der umfangreichen Literatur, die uns große Schriftsteller der Menschheit hinterlassen haben, von überragender Intelligenz und Emotion inspirierte Autoren, finden wir eine Vielzahl äußerst wertvoller Werke. Ihr Wert liegt jedoch nicht nur in der Schönheit und ästhetischen Perfektion, die sie aufweisen, sondern auch in den Botschaften, die zwischen ihren Zeilen verborgen sind. Versteckte Botschaften für den weltlichen Verstand, aber für das Bewusstsein verständlich, weil sie an dieses gerichtet sind. Der PARSIFAL, WAGNERs Meisterwerk, ist einer jener Schätze der Menschheit, die wie andere der universellen Weisheit physische Form geben. Parsifal ist eine Inspiration seines Schöpfers, etwas, das aus seiner eigenen inneren Essenz stammt, und deshalb können wir ihn nur durch die Attribute unserer eigenen Essenz verstehen.

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Die Musen wissen genau, dass dieses diamantene Werk des großen Meisters etwas Besonderes und Außergewöhnliches in der WAGNERSCHEN Dramatik ist. Das Wort des Meisters fließt dort hinreißend wie ein Fluss aus Gold unter dem dichten Wald der Sonne. Über den Parsifal könnte nachdrücklich gesagt werden, was Goethe über seinen zweiten FAUST sagte: „Ich habe in ihm große Geheimnisse und schwere Probleme zusammengebracht, mit deren Entschlüsselung sich die künftigen Generationen beschäftigen werden.”

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Don Mario Roso de Luna, der berühmte theosophische Schriftsteller, hat gesagt: "Im Parsifal scheint Wagners Gedanke mit Absicht verhüllt zu sein; tatsachlich und um die Bedeutung bestimmter philosophischer Anspielungen zu entnehmen, müssen wir große Anstrengungen des Erahnens und der mentalen Rekonzentration unternehmen, weil wir in diesem Werk, wie in einem Albtraum, die verschiedensten Elemente vermischt wiederfinden: hohe Fragen der Philosophie, biblische und orientalische Erinnerungen, Mystik, Orthodoxie, Spuren katholischen Kultes, heidnische Rituale, Nekromantie, Somnambulismus und Hypnose, Praktiken des mittelalterlichen Rittertums, Ekstase, Askese, Frömmigkeit, Erlösung, Affinitäten der materiellen Natur zur menschlichen Seele, Liebe in ihrem ungewandtesten Sinne, Liebe in ihrem reinsten Sinne …”


 

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Richard Wagners letztes Bühnenwerk.

Das Werk kennzeichnet eine besonders weihevolle Atmosphäre. Die betont christliche Thematik bedeutet eine Abkehr von der Welt des Rings. Wie in allen seinen reifen Werken greift Richard Wagner auch in Parsifal auf die so genannte Leitmotivtechnik zurück. Leitmotive kennzeichnen bzw. symbolisieren nicht nur Personen, Ideen, Handlungen, Objekte, abstrakte Zusammenhänge und Affekte. Sie dienen auch dazu, verborgene Zusammenhänge innerhalb des Werkes zu verdeutlichen. Allerdings wandelt Wagner die Leitmotivtechnik, die er im Ring des Nibelungen zu einem die gesamte Tetralogie durchdringenden Verweissystem entwickelt hatte, im Parsival gemäß den besonderen Gegebenheiten, die innerhalb von Wagners Opus ultimum herrschen, ab. Parsifal weist eine geringere Zahl von Motiven auf. Diese werden aber je nach Funktion stärker abgewandelt, als dies im Ring der Fall war. So ist den zentralen Personen oft mehr als ein Leitmotiv zugeordnet.

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Wagner fragt in seinem letztem Musikdrama, dem Bühnenweihfestspiel Parsifal, das 1882 in Bayreuth uraufgeführt wurde, nach Wunden, die sowohl im einzelnen Menschen und in den Gemeinschaften brennen und antwortet mit Wundermitteln, die Leid zu lindern vermögen.

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Weder Balsam noch Heilkraut kann dem vor sich hinsiechenden wundkranken Gralskönig Amfortas Linderung schenken. Komplex stellt sich der Weg zu seiner Genesung heraus. Kein Eingeweihter der Gralsgemeinschaft, nur ein Außenstehender, ein „reiner Tor“, der durch Mitleid Wissender wird, kann den Speer wiedergewinnen, der die Wunde verursacht hat, mit seiner Spitze Amfortas’ Wunde berühren und ihn somit heilen. Auf seiner Reise zur Selbsterkenntnis und zum Mittel der Erlösung wird Parsifal nicht nur vom kundigen Gralsritter Gurnemanz begleitet, sondern auch von der rätselhaften und verführerischen Kundry, die ihm die Augen für Sinnlichkeit wie auch für Übersinnliches öffnet.

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Vorgeschichte 

Die Ritter Titurel und Gurnemanz haben zusammen einen Gralsorden gegründet, der das Ziel verfolgt, Gral und Speer zu schützen, jenen Kelch des letzten Abendmahls, in dem das Blut des gekreuzigten Jesus Christus aufgefangen wurde, und jenen Speer, mit dem ein römischer Soldat Christus am Kreuz in die Seite stach. Wer zum Schutz dieser berufen wird, muss ein Keuschheitsgelübde ablegen. Der Ritter Klingsor wollte dem Orden beitreten, konnte jedoch dieses Gelübde nicht einhalten und kastrierte sich deshalb. Dennoch hat Titurel ihn nicht in den Orden aufgenommen. Klingsor baute sich daraufhin ein eigenes Reich auf mit dem Ziel, die sittenstrengen Ritter mithilfe von Verführerinnen zur Unkeuschheit zuverführen, um so die Macht des Gralsordens zu verringern. Nachdem Titurel die Krone an seinen Sohn Amfortas übergeben hatte, wollte der neue Gralskönig Klingsors Reich zerstören. Als Amfortas mit dem Speer bewaffnet zu Klingsors Burg gelangte, erwartete ihn Kundry, die ihn verführte. Diese mystische Gestalt hatte einst Christus auf dem Kreuzweg verlacht und irrt, um ihren Fehler zu bereinigen, seither ruhelos durch unzählige Leben, als helfende Dienerin, in der Hoffnung, ihrem Erlöser zu begegnen; zum anderen ist sie Klingsors effektivste Waffe, um die Gralsritter zu verführen. Der Speer geriet durch Kundry in die Hände Klingsors, der Amfortas damit eine Wunde zufügte, die seither nicht heilen will. 

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Erster Aufzug 

Gurnemanz erwartet mit anderen Rittern und Knappen den siechenden Amfortas, um ihm ein Bad zu bereiten, das Linderung schaffen soll. Amfortas nimmt von Kundry Balsam entgegen, wohl wissend, dass auch dieser nur die Schmerzen für einen kurzen Moment lindern werde. Die Knappen wollen Kundry angreifen, doch Gurnemanz hält sie zurück. Dieser erzählt ihnen die Geschichte vom ersten Gralskönig Titurel und dessen Sohn Amfortas. Er weiß zudem: Amfortas’ Wunde kann nur dann geheilt werden, wenn ein durch Mitleid wissender reiner Tor sie mit dem Speer berührt. Die Ruhe im Wald wird gestört, als ein Schwan – ein heiliges Tier – im Flug tödlich getroffen wird. Der Schütze ist sich keiner Schuld bewusst. Als er zur Rede gestellt wird, zeigt sich, dass er weder seinen Namen noch seine Herkunft kennt. Einzig der Name seiner Mutter, von der er weggelaufen ist, ist ihm bekannt: Herzeleide. Kundry, die zugehört hat, weiß von seiner Herkunft und offenbart ihm unverblümt, dass seine Mutter tot sei, worauf er sie umbringen will. Gurnemanz beruhigt den Fremden. Er glaubt, in ihm möglicherweise den besagten reinen Tor zu erkennen und führt ihn voller Hoffnung zu den Gralsrittern. Amfortas verflucht Titurels Bitte, endlich wieder den Gral zu enthüllen. Geschieht dies, so spendet er nämlich den Gralsrittern neue Lebenskraft. Für Amfortas bedeutet es jedoch fortgesetzte qualvolle Schmerzen. Schließlich gibt der amtierende Gralskönig nach. Der fremde Jüngling folgt der Zeremonie, ist aber aufgrund seiner Unreife nicht imstande, seinem Mitgefühl Ausdruck zu verleihen. Enttäuscht meint Gurnemanz, sich in dem Jüngling getäuscht zu haben und schickt ihn fort.

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 Zweiter Aufzug 

Klingsor sieht im Jüngling eine Gefahr und will, dass Kundry ihn vernichte. Er weckt sie aus todesähnlichem Schlaf; sie stößt dabei einen erbärmlichen Schrei aus. Nachdem verführerische Frauen den umherirrenden Jüngling bedrohlich umzingeln, spricht Kundry ihn mit seinem Namen an: Parsifal. Sie erzählt ihm von seiner Mutter, die starb, nachdem der Sohn sie verlassen hatte. Parsifal, der sich nun schuldig fühlt, wird von Kundry getröstet: Die Liebe müsse er kennenlernen, damit er reife und die Schuld hinter sich lassen könne. Sie küsst ihn. In diesem Moment erkennt Parsifal, welcher Auftrag ihm übertragen ist: Er muss den Speer zurückerobern, um damit die Wunde Amfortas’ zu schließen und den Orden von seinem Leid zu befreien. In Parsifal sieht auch Kundry ihren Erlöser. Doch da Parsifal ihren Annäherungsversuchen widersteht, ruft sie in ihrer Verzweiflung Klingsor. Dieser versucht, mit dem Speer Parsifal zu vernichten, was der Jüngling jedoch abzuwenden weiß. So gewinnt Parsifal den Speer zurück und verlässt Klingsors Reich. Dieses stürzt in sich zusammen.

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Dritter Aufzug 

Gurnemanz, der nun einsam und verlassen im Wald lebt, findet Kundry, die kaum noch sprechen kann und einzig und allein dienen will. Ein Ritter nähert sich den beiden. Gurnemanz erkennt, dass es sich um den Jüngling handelt, den er einst fortgeschickt hat. Da dieser nun den Speer mit sich trägt, begreift er, dass es sich um den Auserwählten handeln muss. Er erzählt Parsifal vom hoffnungslosen Zustand des Gralsreichs, dass Titurel gestorben sei, weil sich Amfortas weigerte, den Gral zu enthüllen. Kundry wäscht Parsifal die Füße. Gurnemanz spricht Parsifal als den neuen König an, und als solcher vollzieht dieser sein erstes Amt: Er tauft Kundry. Da Karfreitag ist, erleben alle die Reinheit und Schönheit der Natur und brechen zur Totenfeier Titurels auf. Zu Ehren seines toten Vaters weigert sich Amfortas vehement, den Gral zu enthüllen. Da greift Parsifal ins Geschehen ein: Als neu erkorener Gralskönig tritt er vor den Orden und erlöst Amfortas von seinem Leid.

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Im Januar 1882 beendete der 69-jährige Wagner die Niederschrift. Im Juli begannen die Proben in Bayreuth. „Parsifal“ ist die einzige Oper, die Wagner ganz für die Besonderheiten des von ihm entworfenen Festspielhauses geschrieben hat. Einen speziellen akustischen Effekt erzielt der durch eine schwarze Schallwand verdeckte Orchestergraben, der „mystische Abgrund“.

Der Dirigent Felix Weingartner saß bei der Uraufführung im Publikum:„Der Zuschauerraum verdunkelt sich vollständig. Atemloses Schweigen setzt ein. Wie eine Stimme aus einer anderen Welt setzt das erste große Thema des Vorspiels ein.

>>> Kamdzhalov- Wagner's Parsifal, Japan 2016

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 "Dieser Eindruck ist unvergleichlich und auch nicht verwischbar...

Erfindung, Instrumentation, Akustik

und auch die Optik wirken hier in einzigartiger

und nirgends sonstwo möglicher Weise zusammen.“

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"Ich kann den Geist der Musik nicht anders fassen als in Liebe"

Richard Wagner

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DAS Journal:

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"Kamdzhalov- Musik ist überall"

 

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Archiv

 

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Der Dirigent

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Yordan Kamdzhalov

 

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Йордан Камджалов

 

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und

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Alexander Skrjabin

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Die sinnlichen Propheten

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„Die Seele hat eine Art von momentaner, trügerischer Ruhe gefunden.

Aber der leichte Rhythmus, die duftenden Harmonien, sind nur ein Schleier,

durch welchen die unruhige, wunde Seele hindurchscheint.“

Alexander Skrjabin

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Man nannte ihn ein universales künstlerisches Genie und einen hybriden Egomanen; Über seinen Geisteszustand wurde öffentlich debattiert. Alexander Nikolajewitsch Skrjabin - wer war er wirklich? Klavierenthusiasten verehren den Russen seit Anfang dieses Jahrhunderts als raffinierten Meister der Miniatur, als visionären Klangpoeten und reduzieren ihn aufs Klavier, das der gefeierte Pianist Skrjabin als Botschafter seines eigenen Werks wie kaum ein zweiter beherrschte. Musikhistoriker ergründeten die Magie seiner orchestralen Musiksprache und die Geheimnisse seiner Harmonik, die von Chopin ausging, um am Ende die Mauern zur Atonalität zu durchstoßen und laufen Gefahr, im Totalkünstler Skrjabin bloß einen kompositorischen Neuerer zu sehen. Auch die Gefahr der Überbewertung seiner philosophischen Schriften ist existent; denn Skrjabin fühlte sich am Ende seines kurzen Lebens (1872-1915) zum Propheten einer Weltveränderung durch die Kunst berufen und wollte eher ein Multimedia-Virtuose denn nur Instrumentalist oder Komponist sein. Doch war er in Wirklichkeit dies alles; Pianist von Rang, hochambionierter Komponist, revolutionärer Mystiker und man muss, um ihm gerecht zu werden, die drei »Rollen« auseinanderhalten, um ihre Untrennbarkeit zu erkennen.

Der Russe Alexander Skrjabin gilt als absoluter Exzentriker in der Welt der Klaviermusik. Seine Werke zählen nicht nur zu dem pianistisch anspruchsvollen, sie begeistern auch heute noch durch ihre Emotionalität, ihre Radikalität, ihre Wucht. „Manche Analytiker behaupten, Skrjabins Jugendwerk verrate mit seinen schmachtenden Kantilenen den Einfluss Chopins. Das mag ja sein, aber ist es dem edlen Frédéric auch nur ein einziges Mal gelungen, eine groß angelegte Form mit solchem Elan zu meistern, wie ihn Skrjabin in dieser Sonate zeigt?“

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So der kanadische Pianist Glenn Gould, bekennender Chopin-Verächter und Skrjabin-Bewunderer, über dessen Sonate Nr. 3. Tatsächlich verehrt der junge Alexander Skrjabin, 1872 in Moskau geboren, zeitlebens den polnischen Pianisten, legt als Kind dessen Noten nachts unter das Kopfkissen. Alexander wächst ohne den im diplomatischen Dienst ins Ausland verpflichteten Vater auf, die Mutter stirbt früh und der Junge kommt in die Obhut von Tante, Großtante und Großmutter. Ausschließlich von Frauen geliebt und umsorgt zu werden – eine prägende Erfahrung für den reizbaren und hypersensiblen Jungen.„Einmal beunruhige ich mich, ein andermal bin ich auf der Höhe der Seligkeit, in Minuten falle ich in Schwermut.“

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Phobien, Hypochondrie, Wankelmut, Trunksucht, ein neurotischer Zwang, sich nach jeder flüchtigen Berührung die Hände waschen zu müssen – die Liste der psychopathologischen Befunde bei ihm ist lang. Das Pendant: eine narzisstische Ich-Zentriertheit, das Gefühl unbegrenzter Liebes- und Leistungsfähigkeit.
Erzeugung von Leidenschaften, in der das „Ich“ zergeht.
"Es treiben mich Lebensgewalten, Gefühle, die ich nicht zügeln kann. Und Gedanken, die sich zur Form gestalten, greifen mich wie Wölfe an. Ihr kennt ja all' die Liebe nicht, die in mir glüht und stürmt, wie unerfüllte Weltenpflicht. Das Feuer hat sich  aufgetürmt in meiner Seele Einsamkeit und brennt wie Steppenbrand. Die Sterne fliehen schreckensbleich vom Himmel meiner Einsamkeit und das schwarze Auge der Mitternacht starrt näher und näher. Meine Sehnsucht schreit zu  diesen Sternen auf und starrt im Morgenschein und ich weine zu den Höllen. Ich finde mich nicht wieder in dieser Todverlassenheit, mir ist von mir weltenweit. 

„Ich bin ein Nichts, ein Spiel, bin Freiheit, bin das Leben. Ich bin eine Grenze, ein Gipfel. Ich bin Gott.“

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Musikalisch hochbegabt, entwickelt er früh zu seinem Instrument, dem Klavier, eine leidenschaftliche, beinahe körperliche Beziehung. Als Student am Moskauer Konservatorium erhält Skrjabin zudem Unterricht in Komposition, mit zwanzig veröffentlicht er seine ersten Stücke für Klavier. Es ist der Übergang in ein neues Jahrhundert, der auch das Denken und die Musik Skrjabins prägt. Es herrscht Aufbruchseuphorie mit gewaltigen wirtschaftlichen Wachstumsraten und explodierenden Städten, mit dem Aufkommen der „sozialen Frage“ und entsprechenden revolutionären Antworten. Jugendbewegung, Anthroposophie, Sozialismus und Anarchismus, aber auch Nationalismus und Militarismus – ein Schmelztiegel unterschiedlichster Strömungen, dem sich der intellektuell wache und interessierte Skrjabin nicht verschließt. Sein künstlerischer Durchbruch gelingt dem zunächst durch Klavierkompositionen bekannt gewordenen, der zu Beginn des neuen Jahrhunderts vorwiegend in Westeuropa lebt, mit einem gewaltigen Orchesterwerk.

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„'Poème de l’extase‘ … Es war wie ein Eisbad. Kokain und Regenbögen. Wochenlang ging ich umher wie in Trance“,  so beschreibt der amerikanische Autor Henry Miller das Erlebnis von Skrjabins bekanntestem Werk. Der Komponist scheint genau das mit seiner Musik gewollt zu haben, die Erzeugung von Leidenschaften, in der das „Ich“ zergeht. Leonid Sabanejew, Zeitgenosse, Freund und Biograf Skrjabins: „Die schreckliche, extreme Erotik Skrjabins, die seine Werke überflutete, sich in seinem Spiel äußerte, in diesen wollüstigen, verfeinert sinnlichen Berührungen der Klänge, in diesen seltsamen und unsagbaren Träumen von letzten Liebkosungen im Mysterium. All dies zeigte, dass man in seiner Person einen psychischen Typ von starkem sexuellen Ausdruck hatte.“

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Ich habe dich gewählt unter allen Sternen. O, deine süßen Augen sind meine Lieblingsblumen. Und dein Herz mein Himmelreich, laß mich hineinschaun. Du bist ganz aus glitzernder Minze und so weich versonnen. Ich wollte dir immerzu viele Liebesworte sagen. Ich will der Tau deiner Frühe sein, deiner Abendsehnsucht pochendes Amen. Nächte wachsen  aus meinem Kopf, ich weiß nicht wo ich hin soll. Ich träme so leise von dir, weiß hängt die Seide schon über meinen Augen. Unsere himmelweißen Herzen erglühen im Schlaf. Ich liebe dich zauberisch wie im Spiegel des Bachs oder fern im wolkengerahmten Blau. Hinter meinen Augen stehen Wasser, die muß ich alle weinen. Immer möchte ich auffliegen, mit den Zugvögeln fort; Buntatmen mit den Winden in der großen Luft. Und ich bin wach - eine lauschende Blume im summenden Laub. Unsere Lippen wollen Honig bereiten, unsere schimmernden Nächte sind aufgeblüht. An dem seligen Glanz deines Leibes zündet mein Herz seine Himmel an. Alle meine Träume hängen an deinem Golde. Ich habe dich gewählt unter allen Sternen.

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Alexander Skrjabin, der unorthodoxe Romantiker und Revolutionär einer neuen Tonalität war seiner Zeit meist weit voraus. Für das Stück „4’33“ von John Cage aus dem Jahr 1952 – ein Pianist setzt sich ans Klavier, öffnet den Deckel und macht 4 Minuten und 33 Sekunden lang nichts – schien Skrjabin bereits den Entwurf geliefert zu haben, wenn er schrieb: „Schweigen ist auch Klang. Ich denke, es sind sogar musikalische Werke möglich, die aus Schweigen bestehen.“ Der Prophet und Fantast, der sich mit dem Göttlichen in enger Verbindung sah, starb am 27. April 1915 nur 43-jährig an einer Blutvergiftung.

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Im Dezember 1908 kommt es in Abwesenheit des Komponisten in New York zur Premiere des „Poeme de l`exstase“. Schriftsteller Henry Miller wird später in seinem autobiografischen Roman „Nexus“vom Eindruck des Werkes schreiben: „Es war wie ein Eisbad, Kokain und Regenbogen“.im Januar 1909 wird das Werk dann erstmals in St. Petersburg gegeben. Hier sitzt der 17jährige Sergej Prokofieff im Publikum und notiert in sein Tagebuch: „(Ein Freund) und ich hatten Sitzplätze nebeneinander und verschlangen das "Poème de l’extase" mit größtem Interesse, obwohl wir an manchen Stellen von der Neuheit der Musik geradezu verwirrt waren.“

Die musikalische Revolution im Stück ist wohl auch Programm, Skrjabin ist während der Arbeit am Poeme beeindruckt vom revolutionären Geist der Arbeiterschaft, der in Russland nach den Unruhen von 1905 um sich greift. Im Exil in Italien hat Skrjabin den Sozialrevolutionär und Marxisten György Plechanow kennen gelernt, einen Vordenker des sowjetischen Sozialismus. Denkgeschichtlich betrachtet vertreten Idealist Skrjabin und Materialist Plechanow nun völlig unterschiedliche Philosophien, aber gerade deshalb führen sie mit Lust tagelange Gespräche. Auf einer Brücke über einer Schlucht bei Bogliasco erklärt der Mystiker Skrjabin seinem marxistischen Gegenüber: „Wenn ich hier von der Brücke springe wird mir nichts passieren, so stark ist mein Wille... ich werde fliegen.“ Plechanow gibt trocken zurück: „Na dann, zeigen sie mal...“

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    Der Geist,
    Vom Lebensdurst beflügelt,
    Schwingt sich auf zum kühnen Flug
  
    Und es hallte das Weltall
    Vom freudigen Rufe
    Ich bin !
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Skrjabin hatte ein großes Naturbewusstsein und strebte nach Ekstase in der Musik. Zu jeder Tonart steht eine korrespondierende Farbe, zu jedem Harmoniewechsel ein korrespondierender Farbwechsel.
Alexander Skrjabin komponierte rein intuitiv. Die Harmonien, die er ohne theoretische Absicht wählt, werden oftmals als „tief-mystisch“ und „sonderbar-schmeichelnd“ beschrieben, und entstanden aus den Farbeindrücken, die der Komponist empfand. Doch trotz dieser willkürlichen Wahl der Harmonien ordnen sich diese einer strengen Gesetzmäßigkeit unter.

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"Es gibt Wesen, denen die Liebe die Macht verleiht,

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mit ihrem ganzem Ich in einem anderen zu versinken,

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und wenn Ihnen das genommen wird,

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ist ihr Leben ausgelöscht."

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Honore de Balzac

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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Unendlichkeit

Unendlichkeit

Unendlichkeit

Unendlichkeit

Unendlichkeit

Unendlichkeit

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Zwischen Denken und Sprechen ist die Unendlichkeit des Schweigens und der Stille.

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Das hohe Göttliche, es ruht in ernster Stille; Mit stillem Geist will es empfunden sein.

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Friedrich Schiller 1759 - 1805

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Le Poème de l’Extase

Der Geist, vom Lebensdurst beflügelt, schwingt sich auf zum kühnen Flug in die Höhen der Verneinung. Dort im Lichte seines Träumens formt sich eine Zauberwelt wundersamer Gestalten und Gefühle. Der spielende Geist, der wünschende Geist, der im Traume allschaffende Geist ergibt sich der Wonne der Liebe. Inmitten seiner Traumgestalten verweilt er in Sehnsucht. Im Höhenflug der Begeisterung erweckt er sie zum Blühen. Und trunken von dem Fluge möchte er sich ganz vergessen; aber plötzlich ...: drohende Rhythmen düsterer Ahnungen dringen rauh in die Zauberwelt ein.

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Doch einen Moment nur. Durch leichte Erkraftung des göttlichen Willens kann er verscheuchen die Schreckensgestalten. Und kaum ist errungen der Sieg seines Selbst, gibt sich der spielende Geist, der kosende Geist, der Freude hoffende Geist der Wonne der Liebe hin. Inmitten seiner blühenden Geschöpfe verweilt er nun küssend, mit einer Fülle von Reizen ruft er sie zur Ekstase. Trunken von ihrem Atem, geblendet von der Schönheit, eilt er dahin, er tollt, er tanzt, er kreist; vom Sturm der Gefühle zerrissen und erschöpft, möchte er sich ganz vergessen - aber von Neuem aus innerstem Grund des verwirrten Geistes wogt schrecklich auf stürmischer, wirbelnder, furchtbarer Wesen wirres Getose; Alles droht es zu verschlingen. Der Geist, vom Lebensdurst beflügelt, schwingt sich auf zum kühnen Flug in die Höhen der Verneinung.
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Dort im Lichte seines Träumens formt sich eine Zauberwelt wundersamer Gestalten und Gefühle. Der spielende Geist, der leidende Geist, der durch Zweifel Kummer schaffende Geist ergibt sich der Qual der Liebe. Inmitten seiner blühenden Geschöpfe verweilt er in Sehnsucht. Mit einer Fülle von Erschütterungen ruft er sie zum Tode. Von bebender Furcht ergriffen, möchte er sich ganz vergessen; aber plötzlich...: lichtvollen Vorgefühls freudige Rhythmen erwachen in ihm. Wonniger Augenblick! Von den Strahlen der Hoffnung auf`s  neue erleuchtet zum Streben nach Leben entbrennt er. Wunderbar hat er erfaßt die Kraft des göttlichen eigenen Willens. In finstere Gründe mit flammendem Blicke dringt er nun ein. Erfüllt von Zorn und Empörung stößt er kühnen Ruf aus. Es entbrennt der Kampf. Es klaffen der Untiere offene Rachen, schrecklich flammen die zuckenden Blitze des göttlichen Willens, des all-besiegenden; feuriger Widerschein, zauberhaft leuchtend hellt nun die Welt auf.
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Vergessend das ersehnte Ziel stürzt der Geist sich in trunkene Kämpfe, vom Rausch besessen, nur noch genießend ganz dies’ freie göttliche Spiel, diesen Kampf aus Liebe. In der Erhabenheit zielloser Strebungen und in der Verbindung des Widerspruchsvollen in einem Bewußtsein, in einer einzigen Liebe, erkennt nun der Geist die Natur seines göttlichen eigenes Wesens. Er versteht, daß er Kampf will. Er hat ihn gewollt - und der Ereignisse harmonische Ordnung hat umringt diesen Impuls. Launenhaft wandelnd spielt das Gefühl, und das Weltall schwingt mit ihm, ihn erklärend, ihn verstärkend. Er will den Sieg, er hat gesiegt, er triumphiert! Nun kann er freudenvoll heim in die eigene Liebeswelt kehren. Doch was verdüstert diesen Freudenmoment? Eben das ist’s, daß sein Ziel ist erreicht. Leid ist ihm jetzt das Ende des Kampfes; und einen Moment fühlt er Langweile, Verzagen und Öde.
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Aber vom Durst nach Leben auf’s Neue beflügelt schwingt er sich auf in die Höhen der Verneinung. Dort im Lichte seines Träumens formt sich eine Zauberwelt wundersamer Gestalten und Gefühle. Und durch nichts beunruhigt kann er sich ewig ergeben seinen geliebten Träumen. Aber wodurch denn, o rebellischer Geist, wird deine Ruhe auf’s Neue gestört? Keine erregenden Rhythmen verdüstern dich, keine Schreckensgespenster drohen dir. Doch das zersetzende Gift der Einförmigkeit, der Wurm der Übersättigung verzehrt das Gefühl. Und ein krankhafter Schrei widerhallt im Weltall: „Anderes! Neues!“; vom Genuß ermüdet - vom Genuß, doch nicht vom Leben - eilt der Geist im Fluge in das Reich von Schmerz und Leiden. Zurückgekehrt aus freiem Willen in die Welt erregter Träume begreift er wunderbar den Sinn des Geheimnisses des dunk’len Bösen. Wiederum öffnen sich schwarze, klaffende, drohende, alles verschlingende Rachen; wiederum Kämpfe, Einsatz des Willens, der Wunsch, zu besiegen! Von Neuem Sieg, wiederum Trunkenheit und Berauschung und Übersättigung. In diesem ewigen Rhythmus schlage, Lebenspuls, stärker!

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O meine Welt, mein Leben, meine Blüte, meine Ekstase! Jede Spanne eures Daseins schaffe ich durch die Verneinung früher durchlebter Formen in die Ewige Verneinung. Noch, immer noch! Mehr Starkes, mehr Zartes, neue Qualen, neue Wonnen!“; im Genuß dieses Tanzes, halb-erstickt in diesem Wirbel, vergessend die Ziele des heißen Begehrens widmet der Geist sich dem Spiel der Berauschung. Auf mächtigen Flügeln neuen Begehrens wird er getragen in’s Reich der Ekstase. In diesem unaufhörlichen Wechsel, in diesem ziellosen, göttlichen Fluge erkennt der Geist sich als Macht des Willens, des einen, freien, immer schaffenden, Alles erleuchtenden, Alles belebenden, in vielen Gestalten wunderbar spielenden. Er erkennt sich im Zittern des Lebens, im Begehren der Blüte, im Kampf aus Liebe.
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Der spielende Geist, der flatternde Geist - in ewigem Streben Ekstase erschaffend, zu weihen sich der Wonne der Liebe: inmitten seiner blühenden Geschöpfe verweilt er nun in Freiheit:"... ich rufe euch zum Leben auf, verborgene Bestrebungen, mysteriöse Kräfte! Ihr dunk'len Tiefen des schaffenden Geistes versunken, Ihr ängstlichen Keime des Lebens: euch bringe ich Kühnheit!!"
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Von jetzt an seid ihr frei! Zerfallt, erblüht, lehnt euch auf, erhebt euch in die Höhen, damit ihr in süßer Wonne euch als Einheit erkennt, euch vernichtet in MIR! Steht auf gegeneinander, steht auf gegen MICH, verneint und liebt! Steht auf gegen mich, Elemente und Völker, erhebt euch, ihr Schrecken,

wacht auf, Verdammte dieser Erde, versucht mich zu vernichten, offene Rachen der Drachen; Schlangen: umwindet, würget und beißt! Wenn Alles sich auflehnt gegen mich, dann werde ich beginnen Mein Spiel.
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O wartende Welt, erschöpfte Welt: Du dürstest, geschaffen zu werden, Du suchst deinen Schöpfer. Zart flog zu mir das liebliche Seufzen des Anrufs. Ich komme! Ich weile schon in dir, o Meine Welt! In heimlichen Reizen unbekannter Gefühle, in tausenden Traumesgestalten, in glühender Begeisterung, im Suchen nach Wahrheit, im verbotenen Verlangen nach göttlicher Freiheit. O Meine Welt, du geliebte: Ich komme! Dein Träumen von mir - bin ich, der geboren wird. Ich zeige mich schon in der geheimen Sphäre des kaum faßbaren Atems der Freiheit. Dein Wesen ist schon ergriffen, spielend leicht wie ein Traumgebilde vom Strom Meiner Wesenheit. Du erschauertest schon. Ich bin deine ersehnte Freiheit, Du meine geliebte Welt! Ich komme, Dich zu blenden mit der Pracht neuer Bezauberung; Ich bringe dir den Zauber-Reiz brennender Liebe und verborgener Lockungen.
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Nun ergib dich vertrauensvoll Mir! In ein Meer von Wonnen versenke ich Dich, in ein Liebendes, Lockendes, Kosendes, das bald mit wuchtiger Woge drohend, bald nur von Ferne umspielend Dich küßt nur mit sprühenden Tropfen. Dennoch wirst du sehnlich verlangen Anderes, Neues! Dann werde ich auf dich fallen als reicher Blütenregen, Wohlgeruch in reicher Fülle spendend zu Lust und Qual, im Spiele der Düfte, bald zarter, bald schärfer, im Spiel der Berührung, bald leichter, bald stärker. Und ersterbend wirst Du dann flüstern voll Glut: „Mehr, immer mehr!“; dann stürze ich mich auf Dich als Schar von Ungeheuern, wilder Qualen Schrecken bringend; wie Schlangen wimmelnd krieche ich heran und werde beißen und würgen! Und stets wahnsinniger, stets stärker wird dein Verlangen. Dann werde ich auf dich fallen als Wunder-Sonnen-Flut. Blitze meiner Leidenschaft werden euch entzünden, heilige Flammen der seligsten, verbotensten, geheimsten Wünsche. Und du wirst sein ein einziger Strom von Freiheit und von Seligkeit. Nachdem als Vielheit ich dich schuf und euch erhoben habe,  Legionen von Gefühlen, o reine Bestrebungen, erschaffe ich dich Einheit, dich alles umfassende Gefühl der Seligkeit, Ich ewig leuchtender Augenblick, Ich Bejahung, Ich Extase ...".
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Ein Flammenmeer erfaßt das Weltall. Der Geist, auf der Höhe des SEINs, fühlt nun unendlichen Strom der göttlichen Kraft des freien Willens. Kühnheit durchdringt ihn. Was drohte - ist jetzt Erweckung, was erschreckte - ist jetzt Genuß; aus Panther- und Hyänenbissen wurde nur neues Kosen, neue Qual, und aus dem Schlangenstich nur brennendes Küssen. Und es hallt das Weltall vom freudigen Rufe: "ICH bin!"...

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DAS Journal:

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"Kamdzhalov- Musik ist überall"

 

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Archiv

 

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Der Dirigent

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Yordan Kamdzhalov

 

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Йордан Камджалов

 

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und

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Dmitri Schostakowitsch

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Die empfindsamen Seelen

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"Im Jubel klingt die Tragödie; - stark und bewegend.

Der Genius Schostakowitschs und seine großartigen Schöpfungen werden ewig leben."

Yordan Kamdzhalov

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Diese folgenden Zeilen eines Briefes, die Soschtschenko über seinen Freund Schostkowitsch geschrieben hat, erhalten eine besondere Bedeutung. Sie könnten ebenso zutreffend sein, um Yordan Kamdzhalov zu beschreiben. Vermutlich erklären sie die außergewöhnliche Nähe des Dirigenten zu den Werken dieses Komponisten.

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"Marietta, auf Ihren Wunsch hin beschreibe ich Schostakowitsch. [...] Sie glauben, dass er zerbrechlich, schwach, verschlossen, grenzenlos unkonventionell und rein wie ein Kind sei. Das stimmt nicht ganz. Und wenn es so wäre, hätte seine große Kunst nicht entstehen können. Er ist durchaus auch so, wie Sie sagen. Aber er ist zugleich hart, bissig, ungewöhnlich klug, wahrscheinlich stark, despotisch und nicht ganz so gut.[...] Man muss ihn auch von dieser Seite sehen. Erst dann kann man irgendwie seine Kunst verstehen." (Michail Soschtschenko 1941 über seinen Freund Schostakowitsch in einem Brief an die armenische Schriftstellerin Marietta Schaginjan)

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"In Zeiten, in denen die Menschenwürde mit Füßen getreten wurde und die Kriegstragödie das Land überflutete, stellten Schostakowitschs Symphonien ein Symbol der Wahrheit und des unabhängigen Denkens dar. Der Komponist wurde in einem Maße zum Gewissen der Generation, die in der Hölle des Stalinismus lebte, wie kein anderer Künstler." (Krzysztof Meyer, polnischer Komponist)

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Der weltberühmte Cellist Mstislaw Rostropowitsch war ein enger Freund Schostakowitschs. Seine Erinnerungen geben einen Einblick in die Persönlichkeit des stillen, verschlossenen Komponisten: "Manchmal war es Schostakowitsch unmöglich zureden. Er mochte aber gern, wenn ein ihm lieber Mensch ohne ein Wort bei ihm im Zimmer saß. Gelegentlich rief er mich an und sagte: ›Komm rasch, beeil dich!‹ So kam ich dann in seine Wohnung und er empfing mich: ›Setz dich, und nun können wir zusammen schweigen.‹ Ich saß dann wohl eine halbe Stunde, ohne ein Wort zu sagen. Es war ungeheuer entspannend nur so zu sitzen. Dann stand Schostakowitsch auf und sagte: ›Ich danke dir, auf Wiedersehen, Slava."

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Dmitri Schostakowitsch wurde am 25. September 1906 in St. Petersburg geboren und ist am 9. August 1975 in Moskau gestorben. Er war einer der einflussreichsten russischen Komponisten des 20. Jahrhunderts und gilt als der letzte große Symphoniker. Seiner wichtigen Werke: die Opern »Die Nase« und »Lady Macbeth von Mzensk«, 15 Symphonien, 15 Streichquartette, Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester, Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 2, sowie zahlreiche Filmmusiken.

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Dmitrij Schostakowitschs Symphonie Nr. 2

Schostakowitsch erhielt im März 1927 den Auftrag, für die Feierlichkeiten zum 10. Jahrestag der Oktoberrevolution eine Art Hymne zu schreiben. Daraufhin komponierte er im Sommer die 2. Symphonie „An den Oktober“ in H-Dur, eine seiner avantgardistischsten Kompositionen dieser Zeit. Die Zweite ist ein Werk ihrer Zeit, die zwischen enormen Katastrophen eine Zeit großer Hoffnung war. Schostakowitsch hatte bereits einen Weltkrieg erlebt, in dem Millionen Russen getötet wurden, eine Revolution, die völlige soziale Umwälzungen verursachte und einen langen Bürgerkrieg. Mit dieser Symphonie schlug Schostakowitsch jedoch den für ihn einzig möglichen, von westlichen Musikkritikern allerdings lange Zeit missverstandenen musikalischen Weg eines propagandistischen Auftragskomponisten für die sowjetische Regierung ein. Doch hinter den scheinbaren Zugeständnissen an das stalinistische Regime versteckte Schostakowitsch an vielen Stellen eine Mischung aus Spott, Sarkasmus und Kritik an den politischen und gesellschaftlichen Zuständen.

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Dmitrij Schostakowitschs Symphonie Nr. 5

Eine weitere ebenso faszinierend Symphonie ist Dmitri Schostakowitschs Symphonie Nr. 5. Sie entstand in einer Zeit und in einem Land, als Komponieren tatsächlich eine Angelegenheit auf Leben und Tod war. Schostakowitsch brachte die Hälfte seines schöpferischen Lebens während der Regentschaft Stalins zu. Das Drama der Künstler in der Sowjetunion bestand damals darin, dass Stalin ein persönliches Interesse an der Kunst hegte. Er las viel Literatur, er hörte gerne klassische Musik, vor allem von Tschaikowsky und Rimski-Korsakow, er schaute sich gerne Filme an und er beobachtete kritisch die Bildende Kunst. Kunst diente zur Zeit Stalins in extremem Maße als Werkzeug der Politik. Schostakowitsch schaffte just in jener Zeit den Durchbruch als Komponist und Künstler, in der Stalin sein diktatorisches Regime aufbaute, und als alles im Staate den ideologischen Richtlinien untergeordnet wurde. Der 30jährige Schostakowitsch erlebte landesweite und auch schon internationale Erfolge seiner Musik. Seine Oper «Lady Macbeth von Mzensk» wurde sowohl in Leningrad als auch in Moskau an den beiden großen Opernbühnen erfolgreich gespielt. Auch die offiziellen Medien erkannten Schostakowitschs Werk als großartigste russische Oper seit «Boris Godunow» an. Seine ersten Symphonien wurden begeistert akklamiert, und am Bolschoitheater befand sich außerdem seine volkstümliche Ballettkomödie «Der helle Bach» im Repertoire, die so wie seine Oper stets vor vollem Hause gezeigt wurde.

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«Lady Macbeth von Mzensk» befand sich bereits fast zwei Jahre auf den Spielplänen, als Anfang des Jahres 1936 auch Stalin persönlich eine Aufführung besuchte. Sein wichtigstes kulturpolitisches Anliegen war es damals, für die vielen im Rahmen des Industrialisierungsprogramms vom Land in die Städte ziehenden Bauern ein verständliches Kunstleben bereit zu halten, das von «Einfachheit und Volkstümlichkeit» geprägt war. In diesen Slogan ließ sich aber Schostakowitschs Oper nicht einordnen, die das tragische Schicksal einer vom Patriarchat gedemütigten Frau zeigt, die mithilfe ihres Liebhabers ihren despotischen Mann beseitigt und schließlich in ein Straflager nach Sibirien verbannt wird. Sowohl die erotische Komponente als auch sozialkritische Elemente wurden von Schostakowitsch mit einer unverblümten Energie und mit drastischen Mitteln auskomponiert. Satirischer Schwung ist ebenso enthalten in dieser Musik wie schmerzensvolle, ergreifende Kantilenen.

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«Chaos statt Musik»Stalin war offenbar entsetzt von der Oper – und nur zwei Tage nach seinem Opernbesuch erschien in der «Prawda», der landesweit wichtigsten Zeitung, eine Aburteilung des Werkes und seines Komponisten unter dem Titel «Chaos statt Musik». Der Artikel erschien ohne Nennung eines Autors, ein untrüglicher Hinweis, dass er auf höchste Order Stalins verfasst wurde und dessen Meinung transportiert. Die Kritik hat eine eindeutige Richtung: «Von der ersten Minute an verblüfft den Hörer in dieser Oper die betont disharmonische, chaotische Flut von Tönen. Bruchstücke, Keime einer musikalischen Phrase versinken, reißen sich los und tauchen erneut unter im Gepolter, Geprassel und Gekreisch. Dieser Musik zu folgen ist schwer, sie sich einzuprägen, unmöglich. Sie ächzt und stöhnt, keucht und gerät außer Atem, um die Liebesszenen so naturalistisch wie möglich darzustellen. Die Fähigkeit guter Musik, die Massen mitzureißen, wird kleinbürgerlichen formalistischen Anstrengungen und Verkrampfungen geopfert. Diese absichtlich verdrehte Musik ist so beschaffen, dass in ihr nichts mehr an die klassische Opernmusik erinnert und sie mit symphonischen Klängen, mit der einfachen, allgemeinverständlichen Sprache der Musik nichts mehr gemein hat. Das ist linksradikale Zügellosigkeit anstelle einer natürlichen, menschlichen Musik. Die Gefahr einer solchen Richtung in der Sowjetmusik liegt klar auf der Hand. Linksradikale Abnormitäten in der Oper haben den gleichen Ursprung wie die linksradikale Entartung in der Malerei, der Dichtung, der Pädagogik und der Wissenschaft.» Besonders auffällig in diesem Artikel ist der Vorwurf des Formalismus und Naturalismus. Das sind jene zwei vernichtenden Wörter, mit der damals in der Sowjetunion von offizieller Seite jede unliebsame Kunst in Misskredit gebracht wurde.

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Schostakowitsch bekam diesen Artikel bei einem Gastspiel in Archangelsk zu lesen. Und er wusste sofort, was der Text bedeutete: Er war als Volksfeind abgestempelt. Nur wenige Tage später wurde Schostakowitsch erneut zur Zielscheibe einer massiven Kritik an seiner Musik in der Prawda. Unter dem Titel «Heuchelei als Ballett» wurde auch das im Bolschoi aufgeführte Ballett «Der helle Bach» vernichtend besprochen. Eine Woche später fasste die Prawda ihre Kritik an Schostakowitsch und seinen beiden Werken noch einmal in einem Artikel zum Thema «Eine klare und einfache Sprache in der Kunst» zusammen: «Beide Werke sind gleichweit von der klaren, einfachen und wahren Sprache entfernt, welcher sich die sowjetische Kunst befleißigen muss. Beide Werke behandeln die Volkskunst mit Geringschätzung.»

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Bereits einige Tage vor diesem dritten Artikel wurde der Komponist vom Vorsitzenden des Komitees für Kunstangelegenheiten, Platon Kerschenzew, zu ei-nem Gespräch geladen. Kerschenzew hatte dem Künstler mitzuteilen, was Stalin von ihm verlangte. Schostakowitsch bekam in diesem Gespräch, von dem ein Protokoll existiert, zu hören, dass er in Hinkunft, bevor er eine Oper oder ein Ballett komponiere, das Libretto vorlegen müsse und dass einzelne Teile des Werkes vor einem Publikum aus Arbeitern und Bauern erprobt werde. Des Weiteren sollte Schostakowitsch in die Dörfer der Sowjetunion reisen, die Volkslieder aufzeichnen und die besten von ihnen in Bearbeitungen herausgeben. Schließlich wurde Schostakowitsch gefragt, ob er die in den Prawda-Artikeln geäußerte Kritik annehme. Angeblich hat er damals geantwortet, er würde die Kritik in der Prawda akzeptieren, aber nicht alles verstehen. Er hat sich also irgendwo gefügt.

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Man muss sich die Situation vergegenwärtigen. Schostakowitsch befand sich in einem Ausnahmezustand. Rund um ihn wurden Künstler, Verwandte und Freunde als Staatsfeinde und Spione deportiert, viele von ihnen hingerichtet. Seine Frau Nina war im sechsten Monat schwanger. Er hatte Angst um sein und seiner Angehörigen Leben.Zwischen Schlager-Musik und Avantgarde Schostakowitsch blieb von Stalins Säuberungswelle und Vernichtungsmaschinerie verschont. Was den Ausschlag dafür gab, kann man nur vermuten. Stalin wusste um die außergewöhnliche Begabung des jungen Komponisten, den man zu Propagandazwecken gut gebrauchen konnte (was dann Jahre später während des Krieges gegen Nazi-Deutschland auch geschah). Schostakowitsch hatte den Diktator offenbar vor allem mit seinen Filmmusiken, die er nicht zuletzt zu einigen offiziell abgesegneten und anerkannten Filmen verfasst hatte, überzeugt. Bei einer Filmvorführung wenige Tage nach Erscheinen des Prawda-Artikels «Chaos statt Musik» wurde Stalin laut dem Protokoll eines Mitarbeiters darauf hingewiesen, dass Schostakowitsch auch der Komponist des Liedes «Dem kühlen Morgen entgegen» in dem Film «Der Gegenplan» sei. Dieses Lied war damals ein echter Schlager in der Sowjetunion, den jeder auf der Straße pfeifen konnte – und den auch Stalin selbst gern hatte.

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In seinem Komponierzimmer war Schostakowitsch damals allerdings nicht mit einem weiteren Schlagerlied beschäftigt, sondern mit dem Revolutionärsten, Kühnsten und Modernsten, was man sich nur denken kann: der vierten Symphonie. Eine gigantische, tragische dreisätzige Symphonie, die an die Grenzen der Tonalität stößt und eine eindeutige Botschaft in sich trägt: Auflehnung gegen diktatorische Unterdrückung. Sie in dieser kritischen Phase zu veröffentlichen und uraufführen zu lassen, wäre wohl einem Todesurteil gleichgekommen. Nach einer ersten, chaotisch verlaufenden Durchspielprobe zog Schostakowitsch die Symphonie zurück; sie wurde erst drei Jahrzehnte später, Anfang der Sechzigerjahre, uraufgeführt.

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Im Frühjahr 1937 arbeitete er während eines Komponieraufenthaltes auf der Insel Krim aber bereits an seiner nächsten Symphonie, der fünften. Er wusste: Er durfte die politische Führung nicht mehr reizen, man erwartete von ihm eine verständliche Musik mit einer eindeutigen Botschaft: Durch die Kämpfe des Lebens zum Sieg! Verriet er mit der neuen, der fünften Symphonie seine künstlerischen Ideale, stellte er seine kompositorischen Ansprüche hintan und verfasste eine eingängige Musik im Propagandastil der Zeit?

Keineswegs. Er hat sich in der Fünften nur für eine relativ überschaubare Konzeption entschieden, mit vier Sätzen im klassischen Sinn und klar fassbaren Themen, und sich gegenüber den vorangegangenen Werken in den harmonischen Ausreizungen zurückgehalten. Die sowjetischen Kritiker reagierten nach Wunsch auf dieses Konzept und schilderten die Dramaturgie des Werkes nach den ersten Aufführungen in Leningrad und Moskau mit einem übereinstimmenden Programm:

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Ester Satz: Heroische Tragödie. Zweiter Satz: Scherzo: Ausdruck gesunder Lebensfreude. Dritter Satz: Meditation. Vierter Satz: Erringen des Sieges. Der sowjetische Dichter Alexej Tolstoi, der für sein Naheverhältnis zu Stalin bekannt war, begrüßte die neue Symphonie als «ein Beispiel der realistischen Kunst unserer Ära. Ruhm unserer Ära, dass sie solche Majestät der Klänge und Gedanken mit beiden Händen über die Welt ausschüttet. Ruhm unserem Volk, das solche Künstler hervorbringt.»

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Offizielle Lesart und Verborgene Botschaften Schostakowitsch selbst hatte diese offizielle Deutung publizistisch unterstützt, indem er vor der Moskauer Erstaufführung in der Zeitung der Parteileitung, «Wetschernaja Moskwa», einen Artikel veröffentlichte, in dem er die fünfte Symphonie als die «schöpferische Antwort eines sowjetischen Künstlers auf gerechte Kritik» bezeichnete. Und weiter schrieb er: «Thema meiner Symphonie ist das Werden der Persönlichkeit. Gerade den Menschen mit seinem ganzen Erleben sehe ich im Mittelpunkt der Idee dieses Werkes, das seinem Charakter nach vom Anfang bis zum Schluss lyrisch ist.»

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Er kommt in diesem Artikel aber auch auf das damals als Kunstform vieldiskutierte Genre der «sowjetischen Tragödie» zu sprechen. Sie habe, so Schostakowitsch, «jedes Recht, zu existieren». Mit einer solchen Aussage konnte auch die politische Führung leben, denn Stalin selbst anerkannte angesichts von einigen seiner Lieblingsfilme wie etwa Sergej Eisensteins «Panzerkreuzer Potemkin» den Begriff der «sowjetischen Tragödie». Für Kunstwerke und Inhalte dieser Art wurde sogar der paradoxe Begriff der «optimistischen Tragödie» geprägt. Damit waren dramatische Stoffe gemeint, in denen Revolutionäre, also Helden der Sowjetunion, tragische Schicksale erleiden, im Kampf für die revolutionäre Idee sterben. Ihr Opfertod wurde als Happy End umgedeutet.

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In diesem ideologischen Vakuum konnte Schostakowitsch einen doch ziemlich großen gestalterischen Bogen in seiner Musik spannen. So ist auch seine fünfte Symphonie von starkem expressivem Gehalt und tiefer und tragischer musikalischer Durchdringung geprägt. All das hat Schostakowitsch allein durch seine Musik ausgedrückt und in keiner publizistischen Begleit-Stellungnahme kommentiert. Er konnte sich auch sicher sein, dass die Menschen, die in jener Zeit aus Selbstschutz zur offiziellen Politik schwiegen, die wahren Hintergründe seiner Musik wahrnehmen würden. Der Komponistenkollege Wladimir Schtscherbatschew etwa notierte in privaten Aufzeichnungen, dass die fünfte Symphonie von Schostakowitsch «auf schmerzliche Weise erbittert» sei. Von dem Schriftsteller Alexander Fadejew ist eine Äußerung über das Finale dokumentiert: «Das Ende klingt nicht wie ein Kehraus (und ganz sicher nicht wie ein Triumph oder Sieg), sondern wie eine Strafe oder Rache an jemandem.»

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Das Werk enthält einige verborgene und doppeldeutige Botschaften. Ein Beispiel dafür findet sich bereits im ersten Satz. So mündet das dritte Thema in einer aus der Begleitung gewonnenen Flöten-Floskel, die zunächst ganz verspielt und friedlich klingt. Doch im Durchführungsteil des Satzes münzt Schostakowitsch ausgerechnet diese Floskel in eine militante, vom Klavier angestimmte und von der Blech-Schlagwerk-Batterie gestützte Figur um, über der sich dann die Musik in martialischer Wucht ausbreitet. So als wollte der Komponist mit diesen motivischen Umwandlungen sagen: Traue einem friedlich geäußerten Wort nicht, es kann sich sehr schnell in einen Befehl verwandeln. In diesem Befehl, diesen abstoßend-aggressiven Einsätzen der Blechbläser und des Schlagwerks, erkennen wir heute ein musikalisches Thema wieder, das die Hörer der ersten Aufführungen noch nicht kennen konnten: Schostakowitsch hat hier das Triothema aus seiner damals zurückgezogenen vierten Symphonie wieder aufgegriffen. Damit klingt die Verzweiflung über den ungleichen Kampf der Menschen gegen das Totalitäre auch in dieser fünften Symphonie deutlich wieder an.

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Im zweiten Satz, dem Scherzo, ist eine Verwandtschaft zu den Scherzo-Sätzen Gustav Mahlers heraus zuhören. Tatsächlich hatte sich Schostakowitsch in jenen Jahren zusammen mit einem Freund, dem Musikwissenschaftler Iwan Sollertinski, intensiv mit der Symphonik Mahlers auseinandergesetzt. Schostakowitschs volkstümlich polternder Ländler, der oft ins Verzerrte und Fratzenhafte umschlägt, erinnert sehr stark an vergleichbare Sätze und Gestaltungsweisen Mahlers, wenngleich der Slawe Schostakowitsch das tänzerische Element im Tonfall und in der Instrumentierung «russisch» färbte. Auch hier sandte Schostakowitsch eine eindeutige Botschaft an seine Mitmenschen in der Sowjetunion aus. Wenn der tänzerische Dreivierteltakt immer wieder in einen unerbittlichen Marschton umkippt, so wird damit zum Ausdruck gebracht, dass sofort eine kontrollierende Macht einschreitet, sobald eine unterhaltsame Stimmung aufkommt.

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Der dritte Satz, ein Largo, ist persönliche Bekenntnismusik. Hier  legt Schostakowitsch seinen Gemütszustand offen. Die Agitatoren der vorangegangenen Sätze, Blechbläser und Schlagwerk, schweigen in diesem Satz. Melodien der Violinen und einzelner Holzblasinstrumente ziehen einsame Kreise über einem kargen Klangboden der Begleitung. Ein Streicherchor führt zu einem erschütternden Ausbruch. Verzweiflung spricht aus diesen vom Xylophon unterstützten Aufschreien. Thematische Verwandtschaften zum ersten Satz und zur «offiziellen» Darstellung der Maifeiern in der dritten Symphonie sind wohl kein Zufall. Hier reflektiert Schostakowitsch – also eine Person des öffentlichen Lebens, mit der sich sogar das Staatsoberhaupt befasst – den Zwiespalt zwischen eigener Meinung und verordneter Ideologie. Die dritte Symphonie war in einer Zeit entstanden, in der unter den Künstlern noch eine gewisse Euphorie über den politischen Aufbruch in der jungen Sowjetunion herrschte. Ein paar Jahre später war Schostakowitsch bereits desillusioniert und schrieb diesen tief tragischen, traurigen, persönlichen Satz.

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Als Schostakowitsch im August 1975 starb, weilte Leonard Bernstein bei den Salzburger Festspielen und probte mit dem London Symphony Orchestra. Am Abend des Konzerts führten Bernstein und das Orchester in Gedächtnis an Schostakowitsch das Largo aus der fünften Symphonie auf, das in dieser Situation seine Züge eines Requiems offenbarte. Schostakowitsch gedachte wohl mit dieser Musik den vielen Freunden, die Opfer des Stalin-Regimes wurden.

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Nach dieser Trauermusik bricht in der Symphonie das Finale los, das nach der offiziellen Lesart den Durchbruch zum Licht und den Sieg bringt (welchen Sieg auch immer). Doch aus einer anderen Komposition, die Schostakowitsch einige Jahre später schuf, kann man ableiten, was es mit diesem Finalsatz der fünften Symphonie wirklich auf sich hat. 1942, während des Weltkriegs, als Schostakowitsch mit seiner Familie aus der von den Deutschen belagerten Stadt Leningrad nach Kujbyschew weitab vom Kriegsgeschehen evakuiert wurde, beschäftigte er sich dort neben der Fertigstellung seiner siebten Symphonie mit englischen Dichtungen, etwa von dem Schiller-Zeitgenossen Robert Burns, von dem er unter anderem das Gedicht «MacPhersons Abschied» vertonte und in seinen Liederzyklus op. 62 einfließen ließ. In diesem Gedicht wird geschildert, wie der schottische Freibeuter MacPherson seiner Hinrichtung entgegengeht:

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«So furchtlos, so trotzig, schritt er dem Galgen entgegen.» Unter  dem Galgen hat MacPherson angeblich noch ein selbstverfasstes Abschiedslied vorgetragen und dann seine Fiedel über dem Knie zerbrochen. Eine makabre Analogie: Der Schwanengesang vor der Hinrichtung. Schostakowitsch widmete MacPherson ein von persönlicher Betroffenheit gezeichnetes, makabres Scherzo. Die Hauptmelodie dieses Liedes ähnelt sehr stark dem Hauptthema des Finales der fünften Symphonie. In dem vermeintlich festlichen Finalmarsch marschieren also offenbar auch verurteilte Freigeister zum Richtplatz.

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Unter diesem Gesichtspunkt klingt die triumphierende Trompetenmelodie des Finales, von Jubelgesten der Violinen und anderen Blechbläsern unterstützt, schaurig. Man kann das auch so deuten: Hier applaudieren Ahnungslose der Massenvernichtungsmaschi-nerie, die ein Diktator in Gang gesetzt hat.

Eigentlich zwangsläufig mündet dieser erste Teil des Finales in einen Zusammenbruch und im martialischen Rhythmus aus dem  ersten Satz. Das Finale versinkt daraufhin in einen ruhigen Mittelteil, zieht sich schockstarr zurück. Das Horn spielt das zuvor triumphal von der Trompete geblasene Thema wie einen Bittgesang. Mit Harfenklängen geht diese stille Episode zu Ende. Dann erklingt die Trommel. Vorwärts zum Sieg, zur Apotheose!

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Aber man spürt es ganz deutlich: Das ist verordnet. Ein Befehl zum Jubel. Die Schritte des nun einsetzenden Marsches klingen schleppend und erzwungen. Mechanisch wird dann eine hymnische Motivfloskel an die andere gereiht. Man muss unwillkürlich an die Eröffnungsszene aus Modest Mussorgskis Oper «Boris Godunow» denken, wenn das Volk zum Bittgebet und zum Bejubeln der Herrschenden gezwungen wird. Das ist die russische Tragödie, wie sie auch schon aus so manchen symphonischen Sätzen Tschaikowskys herauszuhören ist: Der triumphierende Marsch im dritten Satz der «Symphonie Pathétique» stürzt plötzlich über vier Oktaven abwärts ins Bodenlose; und das Volksfest im Finale der vierten Symphonie dreht sich immer schneller und schneller bis zur blinden Ohnmacht. Im Finale von Schostakowitschs fünfter Symphonie wird es eine symphonische Fahrt durch ein Potemkinsches Dorf. Der Glanz ist nur eine dünne Fassade, dahinter tun sich Abgründe auf. – Wie mit Schlägen von Galeerentrommeln wird die Musik in einem hohlen Triumphzug vorangepeitscht. In diesem vermeintlichen Jubel erklingt die Tragödie.

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Die Staatsoper - Ruse

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präsentiert

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ein Symphoniekonzert der Ruse Philharmonic

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> Yordan Kamdzhalov  <

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dirigiert

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Dmitri Schostakowitsch

Symphonie Nr. 2

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Sergej Prokofjew

Symphonie Nr. 1

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"Im Jubel klingt die Tragödie; - stark und bewegend.

Der Genius Schostakowitschs und seine großartigen Schöpfungen werden ewig leben."

Yordan Kamdzhalov

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Sensationell und unvergleichlich

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DAS Journal:

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"Kamdzhalov- Musik ist überall"

 

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Archiv

 

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Der Dirigent

Yordan Kamdzhalov

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und

Sergej Prokofjew

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1. Symphonie

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Sergej Prokofjews Symphonie Nr. 1

Die Symphonie verdankt ihren Beinamen „Klassische“ ihrer liebevoll-parodistischen Verwendung einer an Joseph Haydn und den frühen Pjotr Iljitsch Tschaikowski (seinerseits ein Verehrer Mozarts) gemahnenden Tonsprache. Das Werk ist geprägt von Heiterkeit und Vitalität und zeichnet sich durch eine ausgeklügelte Rhythmik und die durchsichtige Verwendung eines von der Besetzung her vorromantischen Orchesters aus. Leonard Bernstein bezeichnete es als Musterbeispiel für „Humor in der Musik“.

Prokofjew kam nach eigener Aussage durch seinen Lehrer Nikolai Tscherepnin auf den „Geschmack an den Partituren Haydns und Mozarts“. Das brachte ihn auch schließlich auf die Idee, „ein ganzes symphonisches Werk ohne Zuhilfenahme des Klaviers zu komponieren. Bei einem so entstandenen Werk müssten die Orchesterfarben reiner klingen. So entstand der Plan, eine Symphonie im Stile Haydns zu schreiben, weil mir seine Technik bei meinem Unterricht in der Kompositions-Klasse irgendwie besonders klar erschienen war und es unter so vertrauten Umständen leichter sein müsse, sich ohne Klavier in das gefährliche Wasser zu stürzen. Wenn Haydn heute noch lebte, dachte ich, würde er seine Art zu schreiben beibehalten und dabei einiges vom Neuen übernehmen. Solch eine Symphonie wollte ich schreiben – eine Symphonie im klassischen Stil.“

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Gut Sonzowka im Gouvernement Jekaterinoslaw, Russisches Kaiserreich. Heute: Oblast Donezk, Ukraine. Am 23. April 1891 wird hier Sergej Prokofjew geboren, neben Schostakowitsch und Strawinsky der bekannteste und bedeutendste russisch-sowjetische Komponist des 20. Jahrhunderts. Früh zeigte sich seine Begabung - aber auch sein beinahe provokatives Selbstbewusstsein.

Bereits während seiner Studienzeit am renommierten Konservatorium von Sankt Petersburg gilt der eigensinnige Prokofjew als junger Wilder, als "enfant terrible" der Anfang des 20. Jahrhunderts ohnehin progressiven russischen Musikszene. Erste wichtige Werke wie die "Skythische Suite", seine Oper "Der Spieler", die "Sarkasmen" oder die "Visions fugitives" zeigen ein Originalgenie, das das kompositorische Standard-Rüstzeug gelernt hat und virtuos als Grundlage für eigenwillige Klangideen nutzt. Dass Prokofjew zudem auch ein brillanter Pianist ist, fordert die Interpreten seiner zahlreichen Klavierwerke bis heute.

Doch schon als junger Mann kann Prokofjew auch ganz "anders" komponieren, wenn er will: dezidiert klassisch, wenn auch mit einem Augenzwinkern - wie in seiner adäquat "Symphonie classique" betitelten Ersten Symphonie, die er 1916, mitten in den Wirren des Ersten Weltkriegs, vollendet. "Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, eine ganze Sinfonie ohne Klavier zu komponieren", äußert sich Prokofjew über das Werk. "Ich glaubte, das Orchester würde natürlicher klingen. So entstand in mir der Plan zu einer Symphonie im Stile Haydns. Ich war der Ansicht, dass Haydn, wenn er in unserer Zeit gelebt hätte, seinen eigenen Stil, vermehrt um einiges Neues, beibehalten haben würde." Bis heute ist diese verspielte "Symphonie classique" ein Gassenhauer und eins der Stücke, die praktisch losgelöst von ihrem Schöpfer funktionieren: im Konzertsaal, im Film, sogar in der Werbung. Prokofjew selbst hätte das gefallen - er war selbstbewusst genug, um seine Qualität zu kennen, unideologisch genug, um nicht in Schubladen zu denken, und eitel genug, um im Erfolg zu baden.

Sergej Prokofjew ist 26 Jahre alt, als in Sankt Petersburg die Oktoberrevolution ausbricht und sich die politischen Verhältnisse in Russland radikal verändern. Krasser kann ein Paradigmenwechsel nicht sein, als vom russischen Zarenreich zur kommunistischen Sowjet-Politik Wladimir Lenins. Und trotzdem überrascht der junge Komponist mit großer Neugier an avantgardistischen musikalisch-kulturellen Strömungen schon damals mit lauer, teilnahmsloser politischer Haltung: "Ich hatte nicht die leiseste Ahnung von dem Zweck und der Bedeutung der Oktoberrevolution. Daher wurde meine Absicht, nach Amerika zu fahren, immer fester. Ich glaubte, dass Russland in dieser Zeit keine Bedarf an Musik hätte, wogegen ich in Amerika viel lernen und überdies manche Leute für meine Musik interessieren könnte."

Sein Querdenkertum zeigt sich fast ein ganzes Musikerleben lang in seinen Werken, im Leben hingegen wird Sergej Prokofjew immer wieder Entscheidungen treffen, die entweder von großer Naivität oder von großer Egozentrik zeugen. Ein Freund mahnt ihn damals: "Du rennst von der Geschichte davon, und das wird dir die Geschichte nie verzeihen. Wenn du zurückkommst, wird man dich nicht verstehen." Nichts kann ihn halten, am 7. Mai 1918 verlässt Prokofjew die Sowjetunion und erreicht im September sein Ziel: die USA.

Die Jahre von 1918 bis 1936 verbringt Sergej Prokofjew in Amerika und Europa. Für die Oper von Chicago schreibt er 1919 eines seiner erfolgreichsten Bühnenwerke: die Oper "Die Liebe zu den drei Orangen" nach einem Theaterstück von Carlo Gozzi. Zeitweise lebt er im oberbayerischen Ettal, wo er an seiner nächsten Oper "Der Feurige Engel" arbeitet, einem düster-exzentrischen Stück, dem Kontrastprogramm zu der Orangen-Groteske. Wo er die 3. und 4. Symphonie schreibt, Klavierkonzerte  und -sonaten, Kammer- und Ballettmusik. 1927, neun Jahre nach der freiwilligen Emigration in den Westen, dann der erste Kontakt mit der Sowjetunion. Lenin ist bereits tot, Trotzkij entmachtet, Josef Stalin hat gerade seine Alleinherrschaft etabliert. Sergej Prokofjew begibt sich auf Konzerttournee in die ehemalige Heimat. Er wird darüber sein "Sowjetisches Tagebuch" schreiben, noch heute ein faszinierendes biographisches Dokument.

Die Reise verläuft perfekt, Prokofjew hat überall Erfolg, wird hofiert, mit Sonderstatus bedacht. Genießt den Ruhm, genießt auch die Heimat, die alten und neuen Freunde, Begegnungen. Trotzdem ist ihm im lettischen Riga vor dem Grenzübertritt nicht ganz wohl: "Wir kehrten zurück ins Hotel, packten unsere Sachen und begaben uns zum Bahnhof, um nach Bolschewisien zu fahren", schreibt der Komponist. Die Gedanken rotierten: Sollte ich nicht auf alles pfeifen und hierbleiben? Unsicher, ob du von da wieder zurückkommst oder sie dich überhaupt wieder weglassen."



1933 folgen zwei weitere Reisen in die UdSSR, die Kontakte werden enger, der erste offizielle Sowjet-Auftrag steht an: der Leningrader Regisseur Aleksandr Fajntsimmer bestellt bei Prokofjew eine Musik zu seinem Film über "Leutnant Kishe". Eine Farce über die ausufernde Bürokratie unter Zar Paul I., die bald in Vergessenheit gerät. Übrig bleibt die Filmmusik-Suite von 1934 - lange Prokofjews bekanntestes Stück, das bis heute inspiriert, und zwar Popmusker wie Filmregisseure gleichermaßen: Sting, Emerson, Lake and Palmer, Woody Allen.


Mitte der 1930er Jahre wird die Situation für Sergej Prokofjew immer zwiespältiger. Seine Erfolge in Amerika und Westeuropa lassen zu wünschen übrig, die intensiveren Kontakte in die Sowjetunion steigern die Sehnsucht nach den eigenen Wurzeln. Auch, wenn Josef Stalins terrorgeplagte UdSSR 1936 nicht mehr viel mit dem zaristischen Russland Anfang des 20. Jahrhunderts zu tun hat - Sergej Prokofjew zieht es zurück in die Heimat. "Fremde Luft bekommt meiner Inspiration nicht, denn ich bin Russe, und wir sind wohl am wenigsten geeignet für ein Leben im Exil, für ein Leben in einem psychologischen Klima, das nicht das meiner Rasse ist. Ich muss zurückgehen. Ich muss mit Menschen sprechen, die mein eigen Fleisch und Blut sind, und die mir etwas zurückgeben können, was ich hier vermisse: ihre Lieder, meine Lieder."

Sergej Prokofjews Rückkehr in die totalitäre Sowjetunion auf dem Höhepunkt der Stalinistischen Säuberungen um das Jahr 1936 ist wohl eine der fragwürdigsten Entscheidungen, die ein Komponist im 20. Jahrhunderts getroffen hat. Viele Zeitgenossen haben dazu Stellung bezogen, manche reagierten mit Verständnis, die Mehrheit mit Ungläubigkeit und Kopfschütteln. Was hat den erfolgreichen und etablierten Prokofjew zu diesem Schritt in die künstlerische und gesellschaftliche Unfreiheit bewogen? Politische Naivität? Der Glaube, als rückkehrender Exilant und "verlorener Sohn" ein Sonderfall zu sein? Ahnungslosigkeit? Desinteresse? Kalkül? Igor Strawinsky äußerte sich drastisch: “Seine Rückkehr war ein Opfer an die Huren-Göttin und nichts anderes!”. Musikwissenschaftler Victor Seroff schätzt die Entscheidung als eine rationale ein: “Prokofjew war absolut vertraut mit den politischen, ökonomischen und kulturellen Bedingungen in Russland. Er wusste, was er tat. Er hatte sorgfältig das Für und Wider abgewogen.”



Erst 1948, ein Jahrzehnt nach der Rückkehr, sollten die Bedingungen für Prokofjew existentiell bedrohlich werden. 1944 war mit der Komposition seiner 5. Symphonie die eigene Welt trotz Krieg und Evakuierung noch weitestgehend wenn nicht heil, so doch intakt. Er schrieb das Werk in Ivanovo in der Nähe von Moskau, wohin der sowjetische Komponistenverband seine künstlerische Nomenklatura während des Krieges untergebracht und ihr ein fast normales Arbeitsleben ermöglicht hatte. Für Prokofjew sind die 1940er Jahre eine der produktivsten Phasen seines Künstlerlebens. Er komponiert Meisterwerke wie das Ballett "Cinderella", die Oper "Krieg und Frieden" nach Leo Tolstojs Roman, die Film-Musik zu Sergej Eisensteins Monumentalwerk über den Zaren Iwan den Schrecklichen, die Klaviersonaten 6 bis 9. Und - als Reaktion auf den 2. Weltkrieg - Werke mit eindeutiger Thematik: etwa eine "Ode auf das Ende des Krieges" oder die Orchestersuite "Das Jahr 1941".


Zuckerbrot und Peitsche – nach dieser Devise verfuhr die Kulturbürokratie der UdSSR mit all ihren großen Künstlern, deren Eigensinn und unangepasste Kreativität immer wieder durch kleinere und größere Schikanierungen und Bedrohungen kontrolliert werden sollte. Dmitrij Schostakowitsch hatte 1936 mit der Attacke gegen seine Oper "Lady Macbeth von Mzensk" den bis dahin nachhaltigsten Schlag versetzt bekommen, freilich zugleich eine Mahnung an alle Kollegen. 1948 in einem zweiten Rundumschlag waren dann alle dran: Schostakowitsch, Chatschaturjan, Mjaskowskij und Prokofjew. Das ZK der KPdSU erließ einen Beschluss, darüber, wie klassische Musik zu klingen habe, wenn sie der plakativen sowjetischen Ideologie und Propaganda nutzen solle. Prokofjew als ehemaliger Exilant stand besonders im Fokus. Ihn trifft der öffentliche Schauprozess hart, seine angeschlagene Gesundheit macht ihm ohnehin zu schaffen, die Widerstandskraft, der Esprit schwinden. Was er in den letzten Jahren seines Lebens komponiert - Werke wie die 7. Symphonie oder das Ballett "Märchen von der steinernen Blume" -, ist von Altersmilde und Resignation, Kritiker sagen: von wenig Biss und Kreativität geprägt. Trotzdem schreibt Prokofjew auch am Ende seines Lebens große Musik, wie 1950 die "Sinfonia concertante" - eine Umarbeitung seines frühen Cellokonzerts e-Moll.



Der 5. März 1953 ist ein historischer Stichtag in der sowjetrussischen Geschichte. Josef Stalin stirbt. In Moskau, in der kompletten UdSSR herrscht tagelang der Ausnahmezustand. Der Pianist Swjatoslaw Richter erinnert sich: "Auf den offiziellen Todestag Stalins folgten vier Tage der Trauer. Am letzten Trauertag standen Punkt zwölf Uhr in der gesamten Sowjetunion alle Räder still, und die Fabriksirenen heulten drei Minuten lang im Gedenken an den Staatschef. Die Trauerfeierlichkeiten wurden nur dadurch gestört, dass Hunderte zu Tode getrampelt wurden, als die Menschen scharenweise Stalins feierlich aufgebahrten Leichnam sehen wollten."
Von der Öffentlichkeit gänzlich unbemerkt und im Schatten des gigantischen Abschiedsspektakels um einen der grausamsten Diktatoren der Weltgeschichte starb fast zur selben Stunde an jenem denkwürdigen 5. März noch ein Sowjetbürger, an den Folgen seiner schwachen Gesundheit, nach einem Sturz: der Komponist Sergej Prokofjew. Berichten zufolge ließen sich nicht einmal mehr Blumen für sein Grab finden…

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DAS Journal:

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"Kamdzhalov- Musik ist überall"

 

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